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“Zukunft der Musikvereine” – Jugendausbildung und Jugend im Musikverein

In meiner Umfrage zur „Zukunft der Musikvereine“ wollte ich zum einen wissen, wie es mit der Nachwuchs-Werbung in den Vereinen aussieht und zum anderen, wie die Situation mit den Jugendlichen aussieht, die bereits im Musikverein spielen.

„Zu ernten gibt es nur, was man gesät hat“

… Und dass nicht jedes Samenkorn zu einer ertragreichen Pflanze wird, wissen wir alle.

Tatsache ist, dass die Musikvereine immer mehr Probleme damit haben, Kinder und Jugendliche zu finden, die ein Musikinstrument lernen möchten. Die Statistik zeigt, dass das bei 61,23 % der Musikvereine der Fall ist. Lediglich 5,53% der Musikvereine haben keine Probleme Nachwuchs zu finden, auch für sogenannte „Mangelinstrumente“ wie Oboe, Fagott, Horn, Tuba.

Die ZeicheDiagramm Kooperationenn der Zeit sind bei den Musikvereinen längst erkannt. 52,13% der Musikvereine kooperieren mit den Musikschulen, bereits 52,28% der Vereine kooperieren mit der Musikschule und der Schule.

Für die Zukunft möchten 65,6% der Musikvereine verstärkt mit den Schulen und Musikschulen kooperieren.

Dass eine aktive Jugendarbeit auch außermusikalische Freizeitaktivitäten einschließt sehen 77,1% der Musikvereine. Gleichzeitig geben 63,57% der Antwortenden an, dass sie eine Steigerung der musikalischen Qualität in ihrem Jugendorchester anstreben.

Noch einige Zahlen zur Ist-Situation: 80% der Musikvereine haben ein Jugendorchester (bzw. Vororchester, Kinderorchester usw.). Davon haben lediglich 28,24% eine eigene Vorstandschaft für das Jugendorchester. Betrachtet man die Jugend im Verein, so haben 86,12% einen Verantwortlichen, der für die Jugend zuständig ist.

Für die Zukunft machen sich viele Musikvereine Gedanken, wie sie die Integration der Jugendlichen in den Vereinen verbessern wollen. 87,24% der Musikvereine geben an, hier verstärkt daran arbeiten zu wollen und über 80% geben an, dass sie die Jugend im Verein über die Entwicklung des Musikvereins mitentscheiden lassen wollen.

Für eine attraktive und nachhaltige Nachwuchswerbung und –ausbildung gibt es längst viele gute Vorbilder, die ich im folgenden vorstellen möchte. Eines haben diese Beispiele gemein: sie sind Kooperationsmodelle zwischen Musikverein, Musikschule und Musikverein. Außerdem sind zwei der Beispiele Kooperationsprojekte von mehreren Musikvereinen.

  1. Ausbildungskonzept in meinem Heimatdorf Hartheim mit seinen Ortsteilen Feldkirch und Bremgarten

Drei Vereine – eine gemeinsame Jugendarbeit von der Ausbildung der Jugendlichen bis zum gemeinsamen Jugendorchester. Die Kooperation mit Schule und Musikschule beginnt schon in der 1. Grundschulklasse mit einer Musizierklasse (Früherziehung mit Lehrern der Musikschule). In der zweiten Grundschulklasse lernen die Kinder der Musizierklasse Blockflöte und somit auch Musiknoten und die ersten musikalischen Grundbegriffe. Der Spaß an der Musik steht in den ersten beiden Klassen im Vordergrund. In der dritten Klasse können sich die Kinder der Musizierklasse (und auch die Kinder, die die ersten beiden Musizierklasse nicht durchlaufen haben) für ein Blas- oder Schlaginstrument entscheiden. Die Gesamtgemeinde Hartheim unterstützt die Schule und den Musikverein großzügig in der Instrumentenbeschaffung. Nach der vierten Klasse kommen die Kinder in die gemeinsame Jugendkapelle. Dieses Modell wird schon seit 8 Jahren praktiziert. Dies zum Vorteil aller drei Musikvereine in der Gesamtgemeinde Hartheim. Weitere Informationen: http://www.trachtenkapelle-hartheim.de/

  1. Ausbildungsgemeinschaft der Rickenbacher Musikvereine

Beim Rickenbacher Modell steht die Zusammenarbeit in der Instrumentalausbildung zwischen 6 Musikvereinen im Vordergrund. Die Zusammenarbeit mit den Grundschulen und allgemein bildenden Schulen steht in den Startlöchern. Ausführliche Informationen über dieses Kooperationsmodell, für das die Rickenbacher auch vom Bund Deutscher Blasmusikverbände ausgezeichnet wurden, findet Ihr hier: http://www.mv-rickenbach.de/blaeserjugend.php?WEBYEP_DI=31

3. Kooperation Schule – Verein der Stadtmusik Löffingen

Bei diesem Kooperationsmodell werden die Kinder auch relativ früh, schon in der 1. Klasse von der Stadtmusik „abgeholt“. Die Kinder sollen Schritt für Schritt an die Musik herangeführt werden. Auch die Stadtmusik Löffingen wurde vom Bund Deutscher Blasmusikverbände für ihre Jugendarbeit ausgezeichnet. Informationen zu diesem Modell gibt es hier: http://www.stadtmusik-loeffingen.de/jugendausbildung/kooperation-schule-verein/

Es gibt funktionierende Modelle, die sich auch nachhaltig positiv auf die Musikvereinsentwicklung auswirken. Das Rad muß nicht jedes Mal neu erfunden werden. Aber eins ist sicher: diese Modelle funktionieren nur, wenn an den entscheidenden Stellen Menschen sitzen, die die Jugendarbeit in den Vereinen voranbringen möchten/wollen. Alles steht und fällt mit diesen engagierten Persönlichkeiten. Und: Zusammenarbeit ist alles!

In meinem Heimatdorf Hartheim haben wir das Glück (mein Sohn Lukas lernt Horn!), dass sich schon seit Jahren zwei motivierte Damen selbstlos um die Musizierklassen kümmern (Danke Axina und Rose!) und von den drei Musikvereinen Hartheim, Feldkirch und Bremgarten kümmert sich jeweils eine Jugendleiterin um die Kinder und Jugendlichen in der gemeinsamen Jugendkapelle (Danke Julia, Aileen und Katja!). Das mal so in eigener Sache….

Gerne könnt Ihr von Euren Jugendausbildungsprojekten hier unter diesem Beitrag in den Kommentaren berichten. Wir Blasmusiker sollten alle zusammen halten, uns gegenseitig unterstützen und regen Austausch pflegen! Ich und alle Leser freuen sich auf Deinen Beitrag!

7 thoughts on ““Zukunft der Musikvereine” – Jugendausbildung und Jugend im Musikverein

  • Erstmal vielen Dank für den lebendigen und interessanten Blog, Frau Link!
    Ich kann zwar von vielfältigen Aktivitäten in der Nachwuchsgewinnung und der Jugendarbeit berichten, allerdings fehlt oder krankelt es oft an der endgültigen und schlüssigen Umsetzung.

    Ihrer Meinung in den letzten Absätzen kann ich mich nur anschließen. Es braucht Kümmerer, welche sich für eine Sache einsetzten. Diese Arbeit ist kaum bezahlbar, aber wenn sie immer wieder passend gewürdigt wird, sind die Kümmerer auch gerne mit dabei.

    In meinem Umfeld entstehen in letzter Zeit öfters Probleme beim Weiterentwickeln und Initiieren von Kooperationen zwischen Musikverein, Musikschule und Allgemeinbildender Schule. Bürokratie, unklare Zukunftsaussichten und fehlendes Interesse verkommen mir immer wieder.

    Trotz dessen hoffe ich sehr, dass in den kommenden Jahren das Zusammenspiel zwischen den oben genannten verbessert und intensiviert werden kann.

    Gerne verfolge ich Ihren Blog weiter und freue mich über weitere Anregungen. Sollte es eine Möglichkeit geben sich daran beteiligen zu können, lassen Sie es mich gerne wissen!

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    • Hallo Volker, vielen Dank für den interessanten Kommentar. Über eine Beteiligung am Blog würde ich mich sehr freuen! Dies geht sowohl durch Kommentare als auch durch einen Gastbeitrag! Viele Grüße, Alexandra

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  • Pingback: Umfrage zur Zukunft der Musikvereine – Zusammenfassung | Blasmusik

  • Pingback: Umfrage zur Zukunft der Musikvereine - Zusammenfassung - Blasmusik

    • Bei allem Respekt: der Ruf nach den Verbänden ist zu einfach. Da muß jeder Verein schon selbst auf die Füße stehen und etwas tun. Dazu gehört vor allen Dingen das Streben nach einer besseren Qualität in Musik, Konzerten und Vereinsmanagement. Gruß Alexandra

      Antwort
  • Sehr interessanter Beitrag. GIbt es hier schon neue Erkenntnisse? Wie hat sich das ganze “Dank” Corona entwickelt?

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