170 empfehlenswerte Originalwerke bis maximal Grad 2,5 – mit Download

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Schon vor längerer Zeit bin ich gefragt worden, einen Beitrag über empfehlenswerte Literatur für Kinder- und Jugendorchester zu schreiben. Nun habe ich zwar in grauer Vorzeit den C3-Lehrgang zum Blasorchesterdirigenten absolviert, aber nie selbst ein Blasorchester, geschweige denn ein Jugendblasorchester geleitet. Es ist nicht meine Berufung. Mangels Erfahrung in diesem Bereich habe ich die Idee lange vor mir her geschoben. Ich kenne zwar aus meiner aktiven Zeit als Musikalienhändlerin und Notenverkäuferin ewig viele Werke in diesem Bereich. Aber eben nur von der Aufnahme, den Noten und den Kenntnissen aus Texten und Gesprächen mit Komponisten und Dirigenten. Nicht aus eigener Erfahrung; nicht weil ich die Werke wirklich auch einmal einstudiert und dirigiert hätte. Gespielt habe ich auch noch nicht so viel in diesem Bereich. Also, von meinem Wissensstand her hätte ich eine Liste mit empfehlenswerter Literatur erstellen können, die Empfehlungen würden aber nur auf theoretischem Wissen basieren.

Guter Rat war erst einmal teuer. Doch dann kam mir irgendwann nachts die Idee, dass ich einfach die Leute frage, die sich damit wirklich auskennen. Also habe ich eine Liste erstellt mit Dirigentinnen und Dirigenten, die sich in diesem Bereich wirklich gut auskennen und sie gebeten, mir die Werke zu nennen, die sie selbst schon mit ihrem Kinder- und Jugendorchester aufgeführt haben und die wirklich empfehlenswert sind. Insgesamt 10 Dirigentinnen und Dirigenten haben mich bei dieser Aktion unterstützt. Herausgekommen ist eine Liste mit 170 Werken.

Es handelt sich durchweg um originale Werke. Es sind weder Bearbeitungen noch Transkriptionen darunter. Werke, die auf einem Traditional bzw. Volkslied basieren, sind darin enthalten, wenn sie kreativ, kompositorisch verarbeitet wurden. Die Entscheidung, nur Originalwerke zu nennen, habe ich bewusst getroffen. Es ist viel schwieriger geeignete Originalwerke zu finden als Popsongs und Filmmusik oder klassische Transkriptionen (die durchaus auch pädagogischen Wert haben). Außerdem bin ich, wie Ihr wisst, ein Verfechter der Originalliteratur. Die Kinder und Jugendlichen haben genau so viel wenn nicht noch mehr Spaß mit Originalliteratur, die mit Verstand genau für sie geschrieben wurde.

Durch die Liste mit den 170 Originalwerken habe ich mich dann mal durchgehört. Habe mir in Erinnerung gerufen, was ich schon kannte und neue Stücke kennen gelernt. Ein paar Highlights möchte ich Euch direkt hier vorstellen.

Ancient Voices von Michael SweeneyGleich das erste Werk das ich Euch präsentieren möchte gehört zu meinen persönlichen Favoriten unter den Neuentdeckungen: Ancient Voices von Michael Sweeney. Der Schwierigkeitsgrad ist mit 1 angegeben. Bei den amerikanischen Komponisten kann man davon ausgehen, dass sich diese genau an die Grading Chart halten. Hier nochmals die Grading Chart zum Download:

 

Ancient Voices soll nach Aussage des Verlagstextes eine „Aura prähistorischer Zeit kreieren“. Die gewählten Mittel – neben dem reinen Spielen des Instruments – sind zum Beispiel der Einsatz von Blockflöten (entweder von den Querflöten oder einer Blockflötengruppe zu spielen), Cluster, Singen, Effekte mit den Instrumenten (Luftströme), Stifte gegen Notenständer schlagen. Ein richtig cooles Stück, um kindliche und jugendliche Ohren auch an einen neuen, zeitgenössischen Klang zu gewöhnen. Ich bin sicher, dass Ancient Voices gerade durch die Vielfalt und den Klang die Kinder und Jugendlichen begeistern wird.

 

 

Ein Werk, das dazu dienen kann, Kinder und Jugendliche an experimentelle Klänge zu gewöhnen ist (Sound) Spiele von Hubert Hoche. Hubert Hoche ist Mitinitiator der Festivals UNerHÖRTes, das regemäßig in der Musikakademie in Hammelburg stattfindet und im Vorfeld der Veranstaltung Kompositionsaufträge an KomponistInnen vergibt für Werke im Grad 0,5 – 2,5. Mittlerweile sind dadurch etliche Werke entstanden, darunter auch (Sound) Cloud, Beginning und Twoface von Hubert Hoche. Hubert Hoche kitzelt bei seinen Werken für Bläserklasse, Kinder- und Jugendorchester auch immer die Kreativität der Kinder heraus.

 

 

Der Einsatz von Blockflöten bei einem Werk für Kinder- und Jugendorchester wird immer beliebter. Vor allem auch deswegen, um bei den Blockflötenkindern die Lust am Spielen eines Blasinstruments des Blasorchesters zu wecken. Etliche Werke für Blockflöten und Jugendorchester sind beim niederländischen Komponisten Ivo Kouwenhoven zu finden. Herausgesucht habe ich für Euch Klezmer Far Chalil:

 

 

Neben dem Einsatz der Blockflötenkinder (entweder Blockflöte solo oder eine Gruppe – Alternative: Querflöte) lernen die jungen Musikerinnen und Musiker bei diesem Stück die traditionelle Klezmermusik kennen. Klezmer Far Chalil ist vierstimmig variabel angelegt und passt somit auch für Vororchester mit unvollständiger Besetzung. Der Schwierigkeitsgrad liegt bei 1 für das Orchester und 2 für die Blockflötenstimme.

Ein weiteres Werk in vierstimmig variabler Besetzung und in gemäßigter oder besser gesagt gewohnter Klangsprache ist der lustige Marsch March of the Marmots – Marsch der Murmeltiere von Kevin Houben. Eine witzige Weise, das Genre „Marsch“ bei den Kids einzuführen. Mehr gibt es zu March of the Marmots nicht zu sagen, einfach mal reinhören:

 

 

Der Schwierigkeitsgrad von March of the Marmots ist auch mit 1 angegeben.

Weiter geht es mit Stücken, die im Schwierigkeitsgrad 1,5 liegen. Im Folgenden stelle ich Euch drei sehr witzige Werke vor.

Wer ist Prof. Googleheimer? Die Kinder finden darauf sicherlich eine Antwort. Philip Sparke erzählt die Geschichte des Prof. Googleheimers so: „Wenig ist überliefert vom Leben des Professors Armin Googleheimer. Trotz seines lokalen Erfolgs als Musiker, Postbote und Weinliebhaber gelangte sein Ruhm doch nicht weit über die Grenzen seines Heimatdorfes Unterbingen in Tirol hinaus. Er wurde um 1812 geboren und starb 1867 bei einem Aufsehen erregenden Unfall, der irgendetwas mit einem Fondue zu tun hatte. Clarinet Polka ist wohl sein bekanntestes Werk.“ Das ist sie also, Prof. Googleheimers Clarinet Polka: (Achtung, die Aufnahme ist nicht vorbildlich…)

 

 

Wer auf der Suche nach einem mehrsätzigen Werk ist wird mit Happy Hour von Ennio Salvere fündig. Unter dem Namen Ennio Salvere gibt es jede Menge lustiger Literatur für Kinder- und Jugendblasorchester. Hinter dem Namen verbirgt sich der niederländische Komponist Eric Swiggers. Happy Hour besteht aus den Sätzen 1. A Rock Blues, 2. A Romance in Spain, 3. Happy Hour, 4. The Marching Band. Die Stilistik erklärt sich aus den Titeln der Sätze. Angelegt ist Happy Hour vierstimmig variabel.

 

 

El Taco Picante von Robert SheldonMittlerweile gibt es sehr viel Literatur, die auf unvollständig besetzte Anfängerorchester abzielt. Schwieriger ist es im Anfängerbereich Werke zu finden, die voll orchestriert sind. Eigenständige Stimmen beispielsweise für Oboe oder Werke mit Soli für „seltenere“ Instrumente wie Horn, Fagott usw. sucht man vergebens. Klar, denn die Mehrheit der Anfängerorchester sind eben die unvollständig besetzten. Eine größeren Instrumentierung (wenn im Grunde auch nicht viel mehr als Vierstimmig) verfolgt Robert Sheldon in El Taco Picante. Er trägt der Unvollständigkeit auch damit Rechnung, dass er eine Klavierstimme mitliefert. Finde ich eine prima Idee – solche Stücke sollte es noch mehr geben. El Taco Picante ist eine lustige Nummer mit lateinamerikanischen Rhythmen. Das macht einfach immer Spaß!

 

 

Nochmals der Wunsch an die Komponisten: größer instrumentierte Werke in Grad 1 – 2 mit einer Klavierstimme um fehlende Instrumente auszugleichen. Und gerne auch mal optionale Soli für sogenannte Mangelinstrumente einbauen! Damit wäre größeren Anfängerorchestern von boomenden Musikvereinen bzw. Gemeinschafts-Orchestern in diesem Bereich sehr geholfen!

Easy Pop Suite von Dizzy StratfordNun komme ich zu meinem absoluten Lieblings-Titel für Kinder- und Jugendorchester: Easy Pop Suite von Dizzy Stratford! Mit einem klaren Grad 2 sorgen diese drei kleinen Sätze mit Ohrwurmqualität für viel Spaß unter den Kids. Dies ist ein „Uralt“-Titel unter den Werken für Anfängerorchester. Komponiert wurde es bereits 1988 und gehört damit zu den Pionierleistungen im Anfängerbereich. Davor gab es herzlich wenig, speziell für Anfängerorchester komponierte Musik. Okay, es könnte sein, dass unter meinen Lesern jemand ist, der die Easy Pop Suite von Dizzy Stratford nicht kennt. Für den oder die Eine(n) hier die Musik:

 

 

 

Auf Grund des riesigen Erfolgs dieser Easy Pop Suite hat Dizzy die Three Little Pop Tunes komponiert (und ein paar Titel mehr). Nicht weniger gut! Schade, schade, leider befindet sich Dizzy im selbstgewählten Ruhestand. Ich habe schon öfters seinen besten Freund Jacob de Haan gebeten, dass er ihn mal wieder motiviert, in diesem Stil neue Kleinode zu schaffen. Vergebens….

Wenn wir von Werken im Grad 2,5 sprechen kommen wir schon in den Bereich, wo man von Kinder- und Jugendorchestern im Anfängerbereich nicht mehr sprechen kann. Diese Werke – da fast immer voll instrumentiert – eignen sich hervorragend auch für Erwachsenen-Orchester der Unter- und Mittelstufe.

A Little Suite of Horror von Thomas DossBeginnen möchte ich in diesem Schwierigkeitsbereich mit Thomas Doss und A Little Suite of Horror. Thomas Doss schreibt zu seiner Suite: „Die Geschichte, die hinter diesem Stück steckt, ist ein wenig makaber, wie schon die Titel der einzelnen Sätze andeuten: Freitag, der 13., Mitternachtsszene, Wurdalak, Voodoo und Halloween Party. Publikum und Musiker sollten also starke Nerven mitbringen!“ Und man hört tatsächlich erschrockene Menschen, Geister, die eine Kette nachziehen, die Spannung und Angst in der Luft, das Schlagen der Glocken zur Geisterstunde, und vieles mehr. A Little Suite of Horror dauert etwas mehr als 10 Minuten – die mit der entsprechenden Gestaltung, Deko und Action wie im Fluge vergehen können. Ideal auch für ein Kinderkonzert. Prädikat: richtig toll!

 

 

Ein weiteres Werk, das mit entsprechender Gestaltung ideal für ein Kinderkonzert ist, ist A Day at the Zoo von James Curnow. Die einzelnen Sätze: 1. Einleitung, 2. Schmetterlinge, Vögel und alles was krabbelt, 3. Elephanten und Affen, 4. Aquarium, 5. Löwen, Tiger und Bären. Mehr ist dazu nicht zu sagen, da kann sich jeder etwas darunter vorstellen. Hier geht es zur Musik:

 

 

Auch empfehlenswert von James Curnow: A Day at the Circus, das mit einem Zirkusdirektor aufgeführt wird. Auch super für ein Kinderkonzert mit Beteiligung vieler Kinder.

Alle, die mehr über den Komponisten James Curnow wissen möchten, können hier ein Interview mit ihm lesen.

Die letzten beiden Werke, die ich aus der Liste mit 170 Werken herausheben möchte, haben beide eine Indianer-Thematik.

Otto M. Schwarz erzählt in seinem Dreamcatcher die Geschichte der Traumfänger: „Es war einmal vor langer Zeit im Norden Amerikas. Dort lebte eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter beim Stamm der Ojibwe Indianer. Das Mädchen wurde immer wieder von Albträumen geplagt, so holte sich die Frau Rat bei Spinnenfrau „Asibikaashi“, die auf Menschen und Kinder des Landes aufpasste. Sie webte ein magisches Netz, das das Kind vor bösen Träumen bewahren sollte.

Ein Zweig der Weide zu einem heiligen Kreis gebogen, dazu ein gewobenes Netz aus einer Schnur, die auf heiligen Kräutern getrocknet wurde, mit einem Loch in der Mitte, damit gute Träume durchkommen können. Der Traumfänger mit heiligen Federn aufgehängt, lässt nur Gutes durch und die bösen Träume bleiben im Netz hängen. Und wenn man früh morgens erwacht und der erste Sonnenstrahl den Traumfänger berührt, werden die bösen Träume verbrannt und verwandeln sich in unsichtbaren Sternenstaub. In diesem Werk werden wohlbekannte Traumbilder verarbeitet – Der Traum vom Fliegen – die transcendente Begegnung mit einer toten Person und die Verfolgungsjagd mit trägen Beinen. Alles geht gut aus, denn der Traumfänger verbrennt danach das Böse und wir können uns an nichts mehr erinnern.“ Übrigens wirkt heutzutage ein Traumfänger nur, wenn man ihn selbst gebastelt hat. Hier die Musik:

 

 

Das Schöne bei den Notenausgaben von Otto M. Schwarz ist, dass in der Partitur Takt-genau angegeben wird, was in der Musik gerade passiert. Jedes Werk hat eine Art “Drehbuch”, dem es folgt und dieses ist auch abgedruckt.

Zum Schluss ein ganz wunderbares kleines Werk von Marco Pütz: Arrows of Lightning (Pfeile des Blitzes). Inspiriert zu diesem Werk wurde Marco durch ein Album mit indianischen Gedichten und Liedern. Die einzelnen Sätze: 1. Rocking the Cradle, 2. The Mystical Song, 3. Circle Dance, 4. Battle Dance. Eine Gestaltungsidee: zwischen den einzelnen Sätzen passen ideal Indianergeschichten, Teile von Häuptling Seattles berühmter Rede, der Zeremonialgesang der Navajo, oder andere. Schön auch, in einer PPPräsentation Indianerweisheiten an eine Leinwand zu projizieren. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Hier ohne Schnick-Schnack einfach nur die Musik von Arrows of Lightning:

 

 

So, das waren meine 12 persönlichen Lieblingswerke in den unteren Schwierigkeitsgraden bis Grad 2,5. Gerne stelle ich Euch hier die Liste mit allen 170 empfohlenen Werken als Download zur Verfügung:

 

 

An dieser Liste haben folgende Dirigentinnen und Dirigenten mitgewirkt: Heinz Becht, Ralf Eckert, Tobias Elsäßer, Helmut Hubov, Markus Kraft, Jürgen Kunkel, Carl-Philip Rombach, Michael Schönstein, Miriam Tressel und Wolfgang Wetzel. Herzlichen Dank dafür!

 

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Die Werke in diesem Beitrag sind wieder mit einem Link zum Online-Shop des Hebu-Musikverlags versehen. Auch in der Liste habe ich die Links direkt in diesen Shop gesetzt. Mit einer Bestellung über diesen Link tragt Ihr zum Fortbestand des Blasmusikblog.com bei, zeigt Eure Wertschätzung meiner Arbeit und könnt damit meine Arbeit unterstützen. Also, bei Interesse auf den Link klicken und ab damit in den Warenkorb. Dort könnt Ihr den Titel übrigens erst einmal ein paar Tage lassen, bis Ihr dann definitiv bestellt. Vielleicht kommen ja auch noch andere Titel dazu…. Achso, am Preis ändert sich für Euch gar nichts!

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Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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