5 Komponisten – 10 neue Werke für Anfänger- und Jugendblasorchester: Eine Auswahl!
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Als ich mich im Juni diesen Jahres intensiv mit empfehlenswerten Originalwerken bis Schwierigkeitsgrad 2,5 beschäftigt habe, sind mir auch immer wieder die Komponisten-Namen Robert Sheldon, Michael Story, Victor López, Todd Stalter und Vince Gassi positiv begegnet und aufgefallen. Allesamt amerikanische Komponisten, die aus Sicht des amerikanischen Instrumental-Ausbildungssystems im Klassenverband sogenannte „pädagogische“ Werke komponieren. „Pädagogisch“ auf diese Weise, dass sie mit ihrem Schwierigkeitsgrad genau auf Abschnitte im Fortschritt der Instrumentalausbildung abgestimmt sind und mit denen bestimmte musikalische Details und Kenntnisse vermittelt werden.
Eine Kooperation mit den Verlagen Alfred Music und Belwin (a division of Alfred) gab mir nun die Gelegenheit, sich mit den Werken der oben genannten Komponisten nochmals etwas intensiver auseinander zu setzen. Alfred Music bat mich, Jugendliteratur der neuen Demo-CD 2018-2019 vorzustellen. Von meiner Auswahl der oben schon genannten Komponisten Robert Sheldon, Michael Story, Victor López, Todd Stalter und Vince Gassi stelle ich Euch in diesem Beitrag jeweils zwei Werke vor, die mir persönlich besonders gut gefallen haben.
Robert Sheldon
Robert Sheldon ist ein Komponist, der persönlich durch seine Engagements u. a. im BDB-Music Camp im Europapark in Rust im deutschsprachigen Raum noch am ehesten von den fünf oben genannten persönlich präsent ist. Wenn es um Werke für Anfänger- und Jugendblasorchester geht, steht der Name Robert Sheldon mittlerweile sehr oft auf den Konzertprogrammen. Robert Sheldon ist der Leiter der Concert Band-Notenausgaben bei Alfred Music, steuert in seiner Funktion also auch alle Komponisten und Arrangeure und ist somit verantwortlich für das Blasorchesternoten-Gesamtprogramm bei Alfred Music. Robert Sheldon ist auch Hauptautor von Sound Innovations for Concert Band, einer umfangreichen Sammlung für die Orchester- und Ensemble-Schulung in mehreren Bänden.
Mit einer sehr ruhigen Nummer von Robert Sheldon möchte ich gerne beginnen: As Twilight Falls (übersetzt so viel wie: „Wenn die Dämmerung herein bricht“). Sicher ist dieses Werk hervorragend als Klangstudie geeignet, mit der Intonation und Orchesterklang verbessert werden können. Es ist aber sicher zu schade, es lediglich dafür zu nehmen. Und auch, um es nur im Jugendensemble zu verwenden. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar mit 1 angegeben, aber mit der richtigen Intention kann es auch „Erwachsenen-Orchester“ im Klang verbessern. As Twilight Falls ist kein ganz neues Werk, es ist schon 2011 erschienen. Dieses „Kleinod“ soll aber bitte nicht in Vergessenheit geraten.
Während As Twilight Falls ruhig und getragen daher kommt, wird es mit Cataclysm dramatisch und spannend. „Cataclysmic“ heißt übersetzt „katastrophal“; katastrophale Ereignisse sollen damit auch musikalisch ausgedrückt werden. Überraschend dann eher, dass auch bei all den Katastrophen am Ende sehr viel Hoffnung auf Besseres mitschwingt.
Alle Links in diesem Beitrag führen übrigens auf die Website von Alfred Music, wo Ihr ein Hör- und Notenbeispiel des entsprechenden Werkes findet.
Michael Story
Auch Michael Story ist hauptberuflich bei Alfred Music beschäftigt. Er hat schon über 1200 Kompositionen und Arrangements für Blasorchester, Jugendblasorchester, Jazz-Ensemble und Orchester veröffentlicht, sowie zahlreiche Solo- und Ensemblesammlungen.
Ein Ereignis, das im Sommer 1969 600 Millionen Menschen vor die (teilweise neu und extra gekauften) Fernseh-Geräte gezogen hat, wird in seinem Werk Footprints on the Moon beschrieben. Wer nun richtig gerechnet und die korrekten Schlüsse gezogen hat, weiß, dass die erste Mondlandung bzw. die Mission Apollo 11 nächstes Jahr 50 Jahre her ist. Wenn das mal kein Grund ist, das Werk für das erste Konzert im Jahr 2019 für die Jugendkapelle zu programmieren! Im Werk hören wir die Reise zum Mond, können erahnen was das für ein erhabener Anblick sein muß, wenn man vom Mond aus die Erde betrachtet, spüren die Gefahren, die mit dieser Mission sicherlich auch verbunden waren und landen gemeinsam glücklich auf der Erde. Zwar nur ein Werk in Grad 2, aber trefflich vertont und in der oben genannten Reihenfolge erlebbar…
Eine weitere Geschichte – dieses Mal eine fiktive – erleben wir in The Masque of the Red Death von Michael Story. The Masque of the Red Death ist eine gruselige Erzählung von Edgar Allan Poe, der durchaus für diese Art von „schwarzen“ Geschichten bekannt ist (denkt nur mal an „The Raven“). Kurz die Geschichte: Eine Gruppe von Adligen versucht sich vor einer Seuche bzw. einem Unheil – vermutlich in einem Schloss – in Sicherheit zu bringen. Obwohl im Land die Menschen von einer Seuche dahingerafft werden, feiern sie einen ausschweifenden Maskenball. Jede volle Stunde schlägt eine geheimnisvolle Uhr. Als diese 12 Uhr schlägt erscheint eine Gestalt mit der Maske des Roten Todes. Der Hausherr versucht diese Gestalt mit einem Dolch zu töten, was allerdings nur zur Folge hat, dass er selbst ermordet wird.
Nach einer dramatischen Einleitung, in der wir gewisse Gefahren schon hören können, stellt Michael Story mit einer Art Scherzo in Walzerform den Maskenball dar. Mit Röhrenglocken erschallen gruselig die 12 Schläge. Mit Angst und Dramatik endet das Werk. Auch dieses Werk ist mit effektvollen Mitteln im Schwierigkeitsgrad 2 gehalten.
Victor López
Die Komponisten, die ich hier mit den Werken vorstelle, haben im Prinzip eines gemeinsam: sie haben einen Musikpädagogischen Hintergrund und alle selbst schon viele Schulblasorchester geleitet. Aus dieser Praxis heraus schreibt und arrangiert auch Victor López. Victor López ist freischaffender Komponist und Arrangeur, seine Werke werden mittlerweile jedoch ausschließlich von Alfred Music herausgegeben.
Von Victor López möchte ich Euch zunächst Sahara Adventure vorstellen – ein musikalisches Abenteuer in der Wüste. Die Sahara ist fast genau so groß wie die gesamte USA und damit die größte Trockenwüste der Erde. Sie besteht nicht nur aus Sand, wie wir alle immer vor Augen haben, sondern größtenteils aus Stein-, Fels-, Kies- oder Geröllwüsten. Auch Victor López hat die Sandwüste vor Augen, denn in seiner Werkbeschreibung notierte er: „Genießen Sie den reichen Sand der Wüste, der durch die Wüste zieht, im Wind singt und unsere Kreativität inspiriert“. Ich lasse mich zwar lieber vom Sand am Strand in Südfrankreich inspirieren, aber das ist vermutlich weit weniger abenteuerlich als in der Wüste. Victor López gibt genau an, was man in diesem Werk lernen kann: Quartharmonien hören und verschiedene Artikulationsweisen. Ergänzt wird das Stück mit einer kleinen Herausforderung für die Schlagzeuger.
Die alte Kultur der Maya macht Victor López in seinem Werk Maya: The Lost Empire für die jüngsten unter den Blasmusikern hör- und erlebbar. Lieder und Melodien der Maya sind nicht überliefert. Vermutlich hat sich Victor López nach der Beschäftigung mit dieser Kultur ausgemalt, wie diese geklungen haben könnten. Irgendwie kommt man überhaupt nicht auf den Gedanken, als hätte es keine Musik im Maya-Reich gegeben. Oder könnt Ihr Euch vorstellen, dass damals und dort nicht gesungen wurde? Auch bei diesem Werk bekommen wir vom Komponisten in einer Programmnotiz die Informationen, was mit dem Werk gelehrt bzw. gelernt werden kann: Tempo- und Formenwechsel, sowie das Kennenlernen von Dal Segno al Coda.
Todd Stalter
Der Komponist Todd Stalter schreibt pädagogische Werke im niedrigen Schwierigkeitsgrad komplett aus der Praxis heraus. Er ist „Band Director“, wie die Bezeichnung der Blasorchester-Dirigenten an den Schulen in Amerika korrekt heißt, an der Eureka High School in Eureka, IL.
Sein neues Werk Knox Bridge Jubilee finde ich für ein Werk in Grad 2 rhythmisch sehr anspruchsvoll, denn es erklingen zwei verschiedene Rhythmen gleichzeitig. Sicher dahingehend eine sehr gute Übung.
Ich habe zu Todd Stalter Kontakt aufgenommen und ihn gebeten, etwas für die DirigentInnen über die Werke zu schreiben. Zu seinem Werk Knox Bridge Jubilee schrieb er:
„When rehearsing the piece, pay close attention to the correct performance of articulations, it is essential in bringing out the joy and energy of the music. Also, make note of the many fortepiano marks and the various percussion soli areas, let them be featured prominently. Overall the piece is celebratory and happy in nature, which expresses my feelings every time I visit the state of Georgia in the United States.“
Mit Wildflowers möchte ich euch nochmals ein ruhiges, getragenes Werk vorstellen. Es gestaltet sich durchweg holzlastig. Ein Umstand, den viele Jugendkapellen-Leiterinnen und –Leiter in ihren Ensembles vorfinden. Todd Stalter zu Wildflowers:
„I think finding the expressive qualities of this simple yet pretty melody are the goals of the conductor and performers in this piece. The tempo allows for time to listen to intonation in all voices, and well crafted phrases and attention to nuance and detail will make for a musical performance. The idea of being in a meadow and taking in the beauty of the wild flowers and landscape were the inspiration for this piece.“
Vince Gassi
Mit Vince Gassi habe ich kürzlich über Facebook den Kontakt gefunden. Ich habe ihm berichtet, dass ich diesen Beitrag für Alfred Music / Belwin schreibe und ihn gebeten, etwas zu seinen Werken Engage und Event Horizon zu schreiben. Nicht einmal einen Tag später hat er mir folgende Zeilen geschickt:
„Writing and performing music set in 3 is always fun. There is a unique momentum that we experience. I wanted this piece to have both a strong rhythmic drive (measure 10,59) in some places and lilting (M26) feel in others. There is also a lyrical section (M50) for contrast. I enjoyed writing this piece for the South Habersham Middle School Concert Band in Cornelia, Georgia.“
„This piece was composed for the New Horizons Band of Toronto. This band is composed of senior citizens who are learning to play band instruments for the very first time in their lives. How exciting is that! In this work I tried to capture the excitement of pushing beyond one’s boundaries. I tried to push harmonic boundaries but not too much at this level. Of course, I did not forget about melodic and rhythmic interest. There are plenty of teaching moments for your band and hopefully this will be enjoyable for musicians to perform and for audiences to listen to.“
Während Engage im Grad 1,5 gehalten ist und lediglich für Anfänger-Jugendblasorchester geeignet ist, können sich auch Blasorchester der Unter- und Mittelstufe gerne an Event Horizon erfreuen. Zunächst spannend und vorwärts drängend, einem Innehalten im Mittelteil und dem dramatischen Schluss macht dieses Werk sicherlich auch Erwachsenen Spaß. Ich hätte nicht gedacht, dass es in Kanada Bläserklassen für Erwachsene gibt…
Die Musik von Vince Gassi ist für mich eine bereichernde Neuentdeckung. Jedes Werk bisher, das ich von ihm gehört habe, hat mich begeistert. Sie sind durchweg kreativ und spannend, wenn sie auch mit den einfachsten Mitteln für die niedrigen Schwierigkeitsstufen geschrieben sind.
Ich hoffe, ich konnte Euch mit diesem Beitrag wieder etwas inspirieren und Euch durch den Dschungel an Neuerscheinungen einen Weg schlagen. Wer keine neue Demo-CD von Alfred Music erhalten hat, kann diesen gerne per Mail an info@alfredverlag.de anfordern. Ein Plus dieser Demo-CD: auf der Rückseite sind sämtliche Serien von Alfred Music und Belwin mit den jeweiligen Anforderungen an die Musikerinnen und Musiker beschrieben. Von jeder Serie werden die verwendeten Tonarten, Taktarten, Rhythmen, Tonumfänge und die Basis-Instrumentation angegeben. Ein sehr nützliches Mittel für alle Dirigentinnen und Dirigenten bei der Auswahl von Werken für Jugendkapellen bzw. Anfängerorchester.
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Ich danke Alfred Music für die nette Kooperation zum Thema Werke für Jugendorchester in den Verlagen Alfred und Belwin. Diesen Beitrag habe ich sehr gerne geschrieben und beruht wie alle anderen Beiträge auf dem Blasmusikblog.com sehr subjektiv auf meiner eigenen Meinung und meinen eigenen Gedanken zum Thema. Kooperationen wie diese helfen, dass ich den Blasmusikblog.com in der Weise führen kann, wie ich es nun tue.
Pingback: Blasmusikblog Monatsrückblick September 2018 – Blasmusik
Liebe Alexandra,
Danke für die tollen Empfehlungen, ich bin in der Grobkonzeption unseres Konzertprogramms im Jugendorchester, die Vorschläge haben mir sehr weitergeholfen. As Twilight Falls gefällt mir am besten!
Liebe Grüße
Markus
Vielen Dank Dir, lieber Markus, für das nette Kompliment!
Viele Grüße und bis bald
Alexandra