Flicorno d’oro: hohes Niveau in Riva
Der XXI. Flicorno d’oro in Riva del Garda
„Riva del Garda“, ein Ort, der sich nach See, Gebirge, Sonne, Eis, Pizza, Pasta und Urlaub anhört, war am Wochenende vor Ostern klingendes Beispiel für das, was unsere Blasmusik ausmacht: begeistert musizierende Menschen, eine große freundschaftliche Gemeinschaft und eine unkomplizierte, lässige Verständigung über Grenzen und Sprachen hinweg. 36 Blasorchester reisten in mindestens ebenso vielen Bussen aus 10 verschiedenen Ländern an. Die MusikerInnen bevölkerten nicht nur den Veranstaltungsort Palazzo dei Congressi, sondern waren in der ganzen Stadt anzutreffen. Schon morgens um 7 hörte man in der Stadt leise Blasorchesterklänge durch die Stadt schweben.
In Riva del Garda können Blasorchester perfekt zwei Ziele erreichen: Durch die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb, mit der gezielten, intensiven vorangehenden Probenarbeit, wird die Qualität des Orchesters gesteigert. Die Reise an sich, kombiniert mit Ausflügen in die anderen sehenswerten Orte am Gardasee, nach Verona, ins Gardaland oder zu den Weingütern mit Weinprobe stärkt die Gemeinschaft. Die allabendliche Feierei sowieso.
Den Wettbewerb an sich sollte man allerdings nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das Niveau ist hoch. Und in diesem Jahr war er um einiges höher als letztes Jahr. Es hat sich auch in diesem Jahr gezeigt: das alleinige Beherrschen der Noten reicht nicht aus um eine gute Bewertung zu bekommen. Ich möchte nicht zu viel über Punktbewertungen sprechen. Das ist alles relativ. Aber in Riva werden tatsächlich Punkte in der Range zwischen 70 und 100 vergeben. Ab 90 Punkte erreicht nur ein Blasorchester, das überragend gut spielt und in allen Disziplinen überzeugt. Bewertet werden Intonation, Klangqualität und –ausgleich, Technik und Artikulation, Zusammenspiel und Rhythmus, Ausdruck und Dynamik, sowie Interpretation. Pflicht- und Selbstwahlstück wurden jeweils separat bewertet. Für jeden Parameter konnten insgesamt 100 Punkte vergeben werden (vier Juroren, jeweils 25 Punkte). Der Schnitt daraus ergab das Ergebnis.
Den Zusatz „International“ trägt der Flicorno d’oro zu recht, obwohl 16 der insgesamt 36 angereisten Orchester aus Italien kamen. Wohlbemerkt, wieder vom Norden bis hinunter in den Süden. Die 20 restlichen kamen aus Deutschland (5), Österreich (3), Belgien (3), Kroatien (2), Slowenien (2), Spanien (2), Ungarn (1), Tschechien (1) und Frankreich (1). Erstaunt und überrascht haben mich vor allem das ungarische Orchester „Bartok Concert Wind Band“, die Tschechen „Czech National Concert Band“ und die Slowenen „Pihalni Orkester Zagorje“. Ein anderer Gesamtklang als beispielsweise die Spanier, aber anders homogen und durchzogen mit hervorragenden Einzelleistungen. Überrascht eher deshalb, dass mir selbst bei der diesjährigen Auflage des Flicorno d’oro zum ersten Mal bewusst wurde, dass auch in den östlichen europäischen Ländern auf so hohem Niveau (vielleicht punkt-/ortsweise?) blasmusiziert wird. Im Gegensatz zu den Orchestern aus Belgien und Spanien, von denen ich und sicher viele andere im Publikum auch, Glanzleistungen schon erwartet haben.
Auch „international“ und wie gewohnt hochkarätig die Jury! Durchweg wettbewerbserfahrene Juroren mit einem großen Rucksack an Fachwissen und eigenen Erfolgen.
Den härtesten Job hatte der Jury-Vorsitzende Hardy Mertens (NL). Er hat wirklich alle Orchester gehört und bewertet. Allerdings fand er immer noch genügend Zeit, la dolce vita zu genießen, wie er mir persönlich sagte. Ich bat ihn, mir sein Statement über den Wettbewerb zukommen zu lassen. Keine 10 Minuten später reichte er mir einen Zettel, darauf im Wortlaut in ausdrucksstarker Handschrift:
„Die Blasmusik hat glücklicherweise noch immer eine Zukunft. In Riva del Garda am Flicorno d’oro gab es viele junge Musiker, die stolz und begeistert musiziert haben. Im Allgemeinen war das Niveau hoch und die Leitung der Dirigenten inspirierend. Die beiden Juryteams haben, zusammen mit dem Publikum, ein buntes und farbenreiches Musikfest genossen. A propos „Genießen“: Auch der Wein und die Küche sind noch immer spitze. Ein großes Dankeschön und Tanti Auguri di Buon Lavoro an die künstlerische Leitung und die Organisation des Flicorno d’oro.“
Den Zettel werde ich selbstverständlich aufbewahren.
Die Kompetenz von Isabelle Ruf-Weber brauche ich auf diesem deutschsprachigen Blog sicher nicht erklären und erläutern. Fast scherzhaft sagte sie zu mir: „Ich bin dieses Jahr die erste Frau, die jemals als Juror in diesem Wettbewerb eingeladen war“. Das allerdings brachte mich schon ernsthaft zum Nachdenken: „Lady Conductors dieser Liga und von diesem Format, wo seid Ihr????“ Zumindest ich kenne keine adäquate weibliche Alternative…
In einer kurzen Pause habe ich mit Isabelle über den Wettbewerb gesprochen. Für sie war der Wettbewerb sehr spannend. Gleichzeitig empfand sie die Arbeit als Jurorin hier sehr anspruchsvoll. Vor allen Dingen die unterschiedlichen Klangfarben der verschiedenen Orchester machte es sehr schwierig zu hören und zu vergleichen.
Auch erstmalig in der Jury des Flicorno d’oro war Kevin Houben aus Belgien. Mit seinen 42 Jahren der Jüngste der Jury, aber deshalb beileibe nicht unerfahren. Seine Kompositionen werden weltweit gespielt, er war international schon auf vielen Wettbewerben als Juror eingesetzt, wird mehr und mehr als Gastdirigent angefragt und seine Harmonie von Peer ist vermutlich das beste Vereinsorchester in Belgien. Gekrönt wurde dieses Orchester unter seiner Leitung spätestens mit dem Sieg im Jahr 2016 beim Certamen International in Valencia. Auf dem Blasmusikblog gibt es bereits ein Porträt über Kevin Houben, das Ihr hier nachlesen könnt. Darin auch ein Überblick über seine erfolgreichsten Werke.
Walter Rescheneder ist eine der verdienstvollsten Persönlichkeiten der Blasmusik in Österreich. Besonders in seinem Heimatland Oberösterreich war er wegweisend in der Entwicklung der Blasorchester. Er hat aus meiner Sicht schon sehr früh erkannt, dass die Qualität der Blasorchester steht und fällt mit den Persönlichkeiten, die vorne dran stehen und entsprechend gehandelt.
Die Jury war weiter besetzt mit Geir Ulseth aus Norwegen und den beiden Italienern Maurizio Managó und Leonardo Laserra Ingrosso.
Kommen wir zu den Pflichtstücken. Ich darf vermelden: Gott sei Dank (fast) durchweg besser als im letzten Jahr.
Das Pflichtstück der Kategorie 3, vom Hören her ein Grad 3-Stück, hat mir von Mal zu mal besser gefallen: Faber Suite von Michele Grassani. Es ist zwar nicht sehr themenreich. Alle drei Sätze basieren quasi nur auf diesem einen großen Hauptthema. Wohlbemerkt schreibe ich das nun nur aus Hörer-Sicht, die Partitur habe ich nicht gesehen. Der erste Satz ist eine Art Schreittanz, erinnert an eine Galliarde. Im zweiten Satz folgt die ruhige Verarbeitung des Themas ausgehend von einem Oboensolo (bei einem Orchester von 2 Oboen gespielt. Und die haben sich nach 3 angehört. Schrecklich.). Anschließend die Ton-weise Zerpflückung des Themas über viele Instrumente hinweg, beginnend mit einer Treppe abwärts. Schließlich ein lustig tänzerischer Teil mit dem Thema zunächst im 7/8-, später auch im 9/8-Takt. Ein Gedanke, der mir beim Hören immer wieder gekommen ist, dieses Werk ist echt gut für die Dirigentenausbildung Grundstufe oder C3 geeignet. Alles irgendwie drin, was ein Dirigent am Anfang so können muss.
Auch das Pflichtstück der 2. Kategorie in meinen Ohren ein gutes Stück: Land of Freedom von Marco Somadossi. Leider nicht oft gehört, denn in der zweiten Kategorie traten nur 5 Orchester an. Zu wenig für mich, um ohne Partitur und Infos eine Beschreibung geben zu können.
In der ersten Kategorie traten mit dem Pflichtstück Old Folksongs from Iceland von Luciano Feliciano insgesamt neun Orchester an. Immerhin habe ich es 3mal sehr gut interpretiert gehört.
Ganz wunderbar in der Superiore Il Giudizio Universale von Camillo De Nardis (transkr. Franco Cesarini). Wohltuende Musik, aber!!! So schwierig für die großen Orchester zu spielen. Sicherlich einfacher für kleinere…. Aber die Spanier aus Meaño lehrten uns alle eines Besseren. Bevor ich jedoch beginne, für dieses Orchester zu schwärmen…. Das mache ich erst später in diesem Beitrag! Ausgiebig! Also, der Nardis, oft sehr gut gehört, aber es kommen auch alle Schwächen des Orchesters dabei zum Vorschein. „Im Nardis zeigt sich die Qualität des Orchesters“, so Isabelle Ruf-Weber in einer kurzen Spielpause im Gespräch.
Das Pflichtstück in der Eccellenza musste ich Gott sei Dank nur einmal hören. Einerseits gut, da gewöhnungsbedürftig (okay, ich mochte es nicht), aber sehr schade, weil nur ein Orchester in dieser Kategorie angetreten ist. Und das nicht mit dem Niveau, das ich mir für diese Klasse gewünscht hätte. Sehr schade! Im letzten Jahr traten ja in der Superiore und der Eccellenza jeweils 2 Orchester an. Auch damals waren die Orchester austauschbar, ein deutlicher Qualitätsunterschied in Ausführung und gewähltem Programm war nicht vorhanden. So auch in diesem Jahr: die Kategorie Eccellenza überragte die Superiore, die eigentlich darunter liegen soll, überhaupt nicht. Weder im Orchester noch in der Wahl des Selbstwahlstückes. Und Armenische Tänze in der allerhöchsten Klasse? Das haben wir schon 20 Jahre hinter uns.
Und da ich gerade schon von Selbstwahlstücken rede: Irgendwie war durch die Selbstwahlstücke der Orchester die jeweilig gewählte Kategorie, in der die Orchester angetreten sind, nicht so klar erkennbar. Ein bisschen was wurde da in meiner persönlichen Repertoire-Skala durcheinander gewürfelt. Wie schon gesagt. Armenische Tänze in der Eccellenza? Geht gar nicht. Da muss schon mehr her. Hymns of the Highlands zwei Mal gehört. Einmal in der Kategorie 1 gehört mit dem Bezirksjugendorchester Gmunden und einmal von der Swarovski Musik Wattens in der Superiore (Glänzend! Davon später mehr.) Satiric Dances von Norman dello Joio in der 2. Kategorie. Ein Werk, das ich gefühlsmäßig eher in die 1. oder in die Superiore getan hätte. Aber es ist halt alles relativ…. Und ich bin ja schließlich kein Dirigent… Ein Selbstwahlstück – abgesehen von dem der schon genannten Super-Spanier – hat mir ganz besonders viel Freude gemacht: Ein wunderbar erfrischend und mit Herzblut gespieltes Music for a Festival von Philip Sparke. Es wurden bei mir sowohl alte Erinnerungen an die Taubertäler Bläsertage mit Philip Sparke wach, als auch der dringende Wunsch, dieses Stück endlich mal wieder spielen zu wollen. Gespielt übrigens vom Pihalni Orkester Zagorje (Slowenien), die in der Kategorie 1 damit Sieger wurden. Ein sehr witziges Stück, das von einem italienischen Orchester gewählt wurde und ich zuvor noch nicht kannte: Branding Iron! von James Meredith. Western Style. Lustig geschrieben und toll dargeboten von der Gruppo Bandistico Pradalunga. Sie wurden damit Sieger der Kategorie 3.
Nun wollt Ihr bestimmt noch erfahren, welche Orchester aus Deutschland und Österreich in Riva waren. Schweizer Orchester waren leider, leider nicht dabei!
Den schwierigen Anfang am Samstag Morgen um 8.00 Uhr machten meine Freunde vom Musikverein Freiburg-Tiengen. Nach langem Überlegen haben sie sich entschlossen, in der Freien Kategorie anzutreten. Sehr wertvoll in dieser Kategorie: Es gab ein Jury-Gespräch und einen dreiseitigen Bericht für das Orchester. Der Dirigent Jean-Christophe Spenlé dazu: „Allein dafür hat es sich gelohnt, nach Riva zu reisen.“
Gleich nach Freiburg-Tiengen, aber immer noch zu einer Zeit, die Musiker nur als „unchristlich“ bezeichnen können, das Bezirksjugendblasorchester Bezirk 13 des ASM unter der Leitung von Jörg Seggelke. Das Orchester überzeugte mich mit einem warmen, kompakten Orchesterklang (obwohl Projektorchester!) und der Jury war es der zweite Platz in der dritten Kategorie wert. Herzlichen Glückwunsch!
Da ich Euch über den Flicorno d’oro auch unbedingt noch Informationen und Erfahrungen direkt von einem Orchester zukommen lassen wollte, habe ich mit Jörg Seggelke ein kurzes Interview geführt:
Wie habt Ihr Euch auf den Wettbewerb vorbereitet?
Jörg Seggelke: “Das BJBO 13 trifft sich normalerweise nur 2 mal im Jahr für eine Projektphase mit einer Austeilprobe, zwei Registerproben und einem Probewochenende. Bei dieser Gelegenheit wurde das Pflichtwerk und Wahlwerk einstudiert. Die Phase war 4 Wochen vor Riva beendet, und wir haben in Riva selber dann nur noch vor Ort geprobt: Mittwoch Abend eine Tutti-Probe von zwei Stunden noch in Deutschland: Hier haben wir viel Basics gemacht, Atmung, Töne ausgehalten, Orchester zusammen gespielt. Donnerstag Fahrt nach Riva, vor Ort 1,5 Stunden Basics und eingespielt, dann etwas Pause und beide Stücke in 2,5 Stunden ordentlich geprobt. Am Freitag haben wir mit erfahrenen jungen Leuten aus dem Orchester Registerproben gemacht und dann nochmals beide Werke tiefgebend bearbeitet mit je 1,5 Stunden. Dann habe ich dem Orchester einen freien Nachmittag und Abend gegönnt, mit der Vorgabe kein Alkohol zu trinken und früh ins Bett zu gehen, da wir ja schon morgens dran waren, da ich frische Musiker auf der Bühne haben wollte.“
Mit welchen Erwartungen seid ihr nach Riva gefahren und welche Ziele wolltet ihr mit der Reise erreichen?
Jörg Seggelke: „Wir hatten gar keine Erwartungen, außer, dass wir uns so präsentieren möchten, dass wir mit einem guten Gefühl von der Bühne kommen und sagen können, wir haben gespielt, was wir können. Vor allem ging es um den gemeinsamen Moment die Musik auf der Bühne gestalten und erleben zu können. Erreichen wollten wir ein gutes Gemeinschaftsgefühl, ein spannendes Erlebnis mit Musik und Menschen und andere Orchester zu hören. Und natürlich auch Riva mit seinem tollen Klima und Freizeitwert genießen!
Riva war die Belohnung für 20 erfolgreiche Phasen BJBO 13 und gleichzeitig eine Motivationsziel neue Musiker ins Orchester für einen nötigen Generationsumbruch zu bekommen.
Wie ist die Organisation von Seiten der Associazzione im Vorfeld und wie ist der Ablauf am Wettbewerbstag?
Jörg Seggelke: „Aus meiner Sicht hat alles klasse funktioniert, ich hatte aber auch ein mega tolles Orgateam vom Orchester selbst: Ein aktiver Mitspieler (Klarinette, Serto Rojewski) und eine Cheforganisatorin aus dem Bezirksvorstand (Alexandra Rest) die das fantastisch im Griff hatten. Entscheidend ist aber letztendlich, dass man alles schon kennt aus früheren Teilnahmen, nur dann ist ein guter Ablauf gewährleistet. Wo probt man, wie ist der Ablauf vor Ort etc, dies alles kannte ich und konnte so wertvolle Tipps geben, wie wir vorgehen. Angefangen vom Hotel welches gut zu uns passt, bis hin, wie bereite ich mein Orchester auf den Ablauf beim Wettbewerb vor. Da dieser Ablauf wirklich gewöhnungsbedürftig ist, muss man ihn kennen. Hauptproblem sind die unterschiedlich klimatisierten Einspielräume, die dann auch für einzelne Musiker so kreislaufbelastend mit der entsprechenden Nervosität sind, dass man hier immer Betreuungspersonal dabei haben sollte mit frischem Wasser und Co. Wir machen immer als erstes die Fenster auf…
Welche Empfehlungen kannst Du an Orchester geben, die interessiert sind nach Riva zum Flicorno d’oro zu fahren und zuvor noch nie da waren?
Jörg Seggelke: „Sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen: Es geht um die Gemeinschaft und um schöne Musik. Eine wirklich gute Vorbereitung schützt vor zu viel Druck. Einen Wettbewerb vorbereiten heißt vor allem, dass jeder seine eigene Stimme kann. Wenn man den Erfolg sucht, sollte man sich nicht in der Kategorie überschätzen, wenn man die Herausforderung sucht und in eine höhere Kategorie geht, muss man seine Musiker/innen auf die mögliche harte Bewertung vorbereiten. Ich empfehle viele andere Orchester in allen Kategorien anzuhören! Da kann man viel lernen und tolles hören! Aber man sollte sich bewusst sein, dass es ein internationaler Wettbewerb ist! Das heißt auch, dass alle Musiker an einem Strang ziehen müssen und der Dirigent gewisse Entscheidungen treffen muss, dafür braucht er die Rückendeckung der Vorstände und Musiker! Und vor allem: Genießt das Land und die Menschen und den See!“
Herzlichen Dank an Jörg Seggelke für diese Informationen! Übrigens, so als Zwischeninformation: Es gab vor Ort auch eine Abordnung von einem Musikverein aus Deutschland, die sich den Wettbewerb erst einmal angeschaut und ausgelotet haben. Das ist natürlich eine sehr kluge Vorgehensweise, wenn man mit dem Gedanken spielt, zum Flicorno d’oro zu fahren.
Aber nun weiter mit den Orchestern.
Das Junge Blasorchester an der Marienschule unter der Leitung von Alexander Degel hat sich für den Wettbewerb in Riva etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie beauftragten Thomas Doss mit einer Auftragskomposition. Alles drin, was besonders jungen Musikern Spaß macht! Der Titel, der im Programmheft noch nicht abgedruckt stand, war mit einer kurzen Whatsapp noch während dem Vortrag bei Thomas gleich erfragt: Wings to Fly. Freut Euch drauf, wenn es dann lieferbar ist!
Aus Kaufbeuren war das Bezirksorchester des Bezirks 5 im ASM mit seinem Dirigenten Sebastian Schwarz angereist. Und – ich glaube auch aus dem Allgäu – die Jugendkapelle Illertal / Rottal unter der Leitung der wunderbaren Petra Springer. Ihre Truppe hat aus Riva glaube ich ein Fest gemacht. Was für eine Party haben die Jungs und Mädels bei der Preisverleihung veranstaltet! Erfrischend.
Wie schade, dass in der 1. Kategorie, in der Superiore und in der Eccellenza keine deutschen Orchester angetreten sind. Ich kann Euch nur Mut machen: Der Flicorno d’oro ist eine ganz klasse Veranstaltung mit sehr fairen, kompetenten, international erfahrenen Juroren. Und die Destination ist ja schließlich auch nicht zu verachten. Tollstes Urlaubsfeeling und doch nicht zu weit von Deutschland entfernt.
Anders die Orchester aus Österreich. Das Projektorchester Mittelbregenzerwald spielte unter der Leitung von Stefan Meusburger in der Superiore. Sie wagten sich somit an das musikalisch wirklich anspruchsvolle Il Giudizio Universale ran. Das Selbstwahlstück sehr klug gewählt und ich habe mich gefreut, es zu hören: East Coast Pictures von Nigel Hess.
Sehr viel Freude hat mir die Swarovski Musik Wattens unter der Leitung von Stefan Köhle mit Hymns of the Highlands gemacht. Ganz hervorragend mit Gänsehaut: Allerdale… Begabte Saxophonisten mit einer herausragenden Sopransaxohonistin. Sie erspielten sich einen hervorragenden dritten Platz in der Superiore – und das bei dieser Konkurrenz!!! Sensationell.
Das dritte österreichische Orchester des Wettbewerbs spielte in der 1. Kategorie: das Bezirksorchester Gmunden unter der Leitung von Hannes Dobelmair und Yvonne Gschwandther. In meinen Notizen, die ich während dem Wettbewerb gemacht habe, steht wortwörtlich: „Endlich gefällt mir dieses Pflichtstück…“
Yvonne Gschwandther und Petra Springer: die beiden einzigen Dirigentinnen des ganzen Wettbewerbs! Nochmals: Lady Conductors, wo seid Ihr?
Leute, langsam komme ich zu den beiden Höhepunkten dieses Beitrags. Danke, dass Ihr bis hierher gelesen habt, denn nun kommen die beiden absoluten Knaller des Wettbewerbs.
Ich habe oben schon geschrieben, wie sehr mir das ungarische Orchester „Bartok Concert Wind Band“ gefallen hat. Sie erspielten sich den 2. Platz in der Kategorie Superiore und das unter erschwerten Bedingungen: Der Dirigent Zoltan Kiss dirigierte mit einem komplett eingegipsten linken Arm und mit einem rechten Mittelfinger in einer Schiene. Er dirigierte als ginge es um sein Leben, die MusikerInnen haben absolut nur und leidenschaftlich für ihn gespielt (und das auch im Selbstwahlstück Symphony for Band op. 69 von Vincent Persichetti. Wer es kennt, weiss, was ich meine.). Mein Dirigenten-Hero! Nicht nur meiner. Von der Jury wurde ihm ein besonderer Preis für seine herausragende Dirigierleistung verliehen.
Ich hatte Gelegenheit kurz mit Zoltan zu sprechen. Ich kann leider kein ungarisch und er nur ein wenig deutsch, noch schlechter Englisch. Aber ich denke, ich konnte mich mit meiner Message verständlich machen. Er hatte zwei Wochen vor dem Wettbewerb einen großen Unfall. Und dirigiert trotzdem. Unglaublicher Kerl. Meine allergrößte Hochachtung!
Und schließlich: Die Banda Unión de Meaño (Pontevedra), España.
Habt Ihr schon einmal Mühe gehabt in einem Blasorchesterstück die Tränen zurück und Eure Emotionen im Griff zu behalten? Habt Ihr bei einem Wettbewerb schon einmal Musiker von der Bühne runter kommen sehen, denen das Wasser aus den Augen gelaufen ist? Schon das Pflichstück Il Giudizio Universale von Camillo De Nardis wurde nahezu perfekt und sehr emotional gespielt. Aber was sie dann noch mit El Jardin de Hera von José Suñer-Oriola abgeliefert haben… Unbeschreiblich. Diesen Hörgenuss hätte ich Euch allen von Herzen gegönnt. Im Publikum saßen, wie Ihr es bei einem internationalen Wettbewerb denken könnt, fast ausschließlich Menschen, die Ahnung von der Materie haben. Die Banda Unión de Meaño war der einzige Club, der begeisterte Standing Ovations bekommen hat. Sie haben nicht nur die Begeisterung des Publikums, sondern auch den Flicorno d’oro 2019 gewonnen! Was für ein Fest bei der Preisverleihung. Seht selbst:
Für alle, die dann doch gerne mal nachlesen möchten, wie die Rangordnung aussieht und die genaue Punkteverteilung ist, hier der Link zur Ergebnisliste: Classifica 2019
Für mich persönlich ist die Punkteliste nicht wichtig. Es interessiert mich schon gar nicht mehr. Wichtig sind mir die tollen musikalischen Erlebnisse, die ich erfahren habe und all die großartigen Menschen aus unserer Blasmusikszene, die ich treffen durfte. Bis nächstes Jahr in Riva!
PS Danke an alle, die bis zum Ende gelesen haben… Der nächste Beitrag wird wieder kürzer…. Obwohl….
Hi!!!!
I`m a music of Banda Union Musical de MEAÑO. Thanks for the comments. We are very happy, this was amazing.
I have one question. Can you pass me our photos??? In the celebration.
thanks!!!! Cheers
Dear Agus,
first of all thank you for this very special musical expierence and congratulations! I will send you the fotos, sure! Please write me a message to alexandra@kulturservice.link with your contact/mail adress…
Thanks,
Alexandra
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