Das Vorstandsmodell der Stadtkapelle Lahr
Die Stadtkapelle Lahr arbeitet schon seit 2007 mit einem Vorstandsmodell, das mehrere gleichberechtigte Vorstände vorsieht und die Verantwortung somit nicht nur auf der Person des 1. Vorstands lastet. Mit Axel Fabricius, dem 2. Schriftführer der Stadtkapelle Lahr, habe ich ein Interview über das Vorstandsmodell der Stadtkapelle Lahr geführt.
1. Was hat Euch bewogen, das Vereinsmanagement umzustellen, wann habt Ihr umgestellt und wie sieht Euer Organigramm nun aus?
Schon 2007 haben wir die Vorstandsarbeit in 3 Fachbereiche (Musik, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit) mit jeweils einem Vorstand aufgeteilt – allerdings noch mit einem Vorstandsvorsitzenden an der Vereinsspitze.
Der Grund dafür war die Zunahme der Intensität und Vielfalt der Aufgaben eines Vorsitzenden.
2021 standen wir dann vor der Situation, dass der Vorstandsvorsitzende aus beruflichen Gründen aus Lahr wegziehen musste. Das haben wir zum Anlass genommen, dieses Modell zu einem Team von vier gleichberechtigten Vorständen mit den Fachbereichen Musik, Öffentlichkeitsarbeit, Finanzen und Organisation weiterzuentwickeln. Dies wurde in einer außerordentlichen Hauptversammlung durch eine Satzungsänderung auf den Weg gebracht.
Die Jugendarbeit liegt seit 1987 in den Händen der Bläserjugend der Stadtkapelle Lahr e.V. deren Vorsitzender ist automatisch Mitglied im Gesamtvorstand der Stadtkapelle.
2. Mit welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen wurdet ihr vor der Umstellung konfrontiert?
Durch den Wegzug des Vorstandsvorsitzenden standen wir vor der Frage, ob die Struktur so noch zeitgemäß ist – und ob wir überhaupt noch jemand für das Amt des Vorstandsvorsitzenden mit der damit verbundenen Verantwortung finden.
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass durch ein 4er Team an der Vereinsspitze die Aufgaben und Verantwortungen gleichmäßiger verteilt werden können.
3. Wie seid Ihr bei der Umstellung von einer herkömmlichen Vorstandschaft auf das neue Vereinsmanagement vorgegangen?
Die bisherigen Beisitzerposten waren bereits mit konkreten Aufgaben (Kompetenzen) verbunden; teilweise wurden diese aufgewertet.
Jeder Arbeitsbereich erhielt eine „Stellenbeschreibung“; Profile wurden definiert.
Zu der Vorbereitung der nötigen Satzungsänderung wurde der Kontakt mit dem Registergericht aufgenommen und erfragt, was nach den Vorgaben des BGB möglich ist (was eintragungsfähig ist). Das Problem der Vertretungsmacht der vier Vorstände nach innen und außen wurde ebenfalls vorab geklärt.
Es war keine Umstellung „von jetzt auf gleich“, sondern seit 2007 ein organischer Prozess, der durch die Umstellung auf des 4er Vorstandsteam seinen logischen Abschluss gefunden hat.
4. Wie bewährt sich die Umstellung bisher, a) was funktioniert gut, b) was eher weniger gut, c) was wollt Ihr zukünftig noch verbessern/verändern?
a) was funktioniert gut
Dadurch, dass jedes Mitglied des Gesamtvorstands (auch die sog. Beisitzer) ein klar definiertes Aufgabenfeld hat und dieses einem Fachbereich klar zugeordnet ist, „funktioniert“ manches schneller. Jeder weiß, wer für was zuständig ist. Aufgabenzuordnung klappt sehr gut; sogar teilweise auf Zufruf; sogar die Leitung der V-Sitzungen im Wechsel hat sich sehr positiv bewährt. Eine Entlastung in der Fülle der Aufgaben und v.a. bei den Terminen ist deutlich zu spüren; erste Zwischenbilanz sehr positiv.
b) was eher weniger gut
Dass wir an der Spitze des Gesamtvorstand jetzt vier gleichberechtigte Vorsitzenden haben, scheint für Außenstehende noch unklar zu sein. Das eine „Gesicht des Vereins“ gibt es nicht mehr; das muss sich noch etablieren.
c) was wollt Ihr zukünftig noch verbessern/verändern?
Wenig; vielleicht die sog. „Schnittstellen“ (Doppelbefassungen; wer macht was; wer kann was am besten; etc.) nochmals genauer anschauen; v.a. wenn nach Corona mal ein normaler Jahresablauf stattfindet.
5. Was empfehlt Ihr aus Eurer Erfahrung heraus Musikvereinen, die auf das teambasierte Vereinsmanagement umstellen möchten?
Wir ermutigen alle dazu, die Umstellung auf das „Teambasierte Vereinsmanagement“ auf jeden Fall auszuprobieren.
Durch die konkrete Zuweisung von Aufgabengebieten ist es besser möglich, die Personen nach ihren Stärken auszuwählen.
Für dieses Modell ist es unbedingt nötig, dass sich das 4er Team der Vorstände versteht und dass sie sich unbedingt aufeinander verlassen können.
Auch der übrige Gesamtvorstand muss als Team agieren, Kompetenzen und Zuständigkeiten müssen klar definiert sein.
Herzlichen Dank an Axel Fabricius für die Antworten und Einblicke in die Organisation und Verwaltung der Stadtkapelle Lahr.
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