Die Markus-Passion von Jacob de Haan

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Eine Passion zu schreiben war zu allen Zeiten für einen Komponisten ein großes Unterfangen. Die Leidensgeschichte Jesu Christi ist ein sehr anspruchsvolles Thema. Für uns Menschen heute wie damals sehr schwierig zu verstehen und nachzuvollziehen.

Markus Passion von Jacob de Haan
Markus Passion von Jacob de Haan

Der Herausforderung, eine Passion für Blasorchester zu schreiben hat sich der niederländische Komponist Jacob de Haan gestellt. Als Grundlage diente ihm der Passionstext aus dem Markus-Evangelium (Deutsche Einheitsübersetzung 1962-1980), der in dieser Passion übernommen wurde. Der Text wird teilweise durch den Evangelisten (Sprecher) erzählt. Die Musik unter dem gesprochenen Text formt sich nach der Atmosphäre der Geschichte. Die Monologe und Dialoge von Jesus mit den Jüngern werden durch den Bariton gesungen. Die Mezzosopranistin steht für die Person Maria Magdalena. Abwechselnd mit den Texten aus dem Markus-Evangelium gibt es Lieder für die Sänger. Ausgewählt wurden bestehende Lieder, die durch Jacob de Haan neu vertont wurden. Die Texte dienten der Neuvertonung als Grundlage. Dadurch entstand eine harmonische Einheit mit Erzählungen, gesungenen Monologen und Dialogen und Liedern, die auf eindrucksvolle Weise die Passion Jesu in einer neuen, ergreifenden Musik erklingen lässt.

Das Markus-Evangelium ist das älteste der vier Evangelien. Es wird dem aus Jerusalem stammenden Johannes Markus zugeschrieben, der gemäß Überlieferung den Apostel Petrus und den Gelehrten Paulus, der zuerst die Christen verfolgte und später als einer der ersten Theologen des Christentums galt, persönlich getroffen und u. a. nach deren Erzählungen aufgeschrieben hat. Geschichtlich belegt ist dies jedoch nicht.

Nach der Bedeutung des Markus-Evangelium habe ich zwei liebe Menschen gefragt, die sich damit auskennen. Da ich selbst in der katholischen Kirchengemeinde zu Hause bin, stammen beide aus meinem kirchlichen katholischen Umfeld.

Zum einen habe ich Björn Siller die Frage nach der Bedeutung gestellt. Björn ist auf dem Weg hin zur Priesterweihe – klickt gerne einmal in seinen Blog: Mein Blog – Glaubenswege

Ohne Anspruch, eine theologisch-wissenschaftliche Antwort zu geben, hat er mir aus dem Bauch heraus geantwortet:

„Das Markusevangelium ist zwar das zweite Evangelium in der Bibel, aber es ist das älteste und  enthält somit auch die älteste Darstellung des Leidens und Sterbens Jesu. Wir können uns vorstellen, dass der Bericht der Passion bei Markus recht bald nach den ganzen Ereignissen vorlag. Es sind also Texte, die eher emotionsarm sind. Reine Fakten, die vom Tod Jesu berichten.

Jeder Evangelist hat Schlüsselworte. Während wir bei Johannes von Anfang an philosophisch geprägte Begriffe haben (Logos Joh 1,1 ff., Wahrheit, Liebe, Leben, Reich Gottes) geht es bei Markus eher um: ausliefern, übergeben. 

Jesus ist Objekt von Übergriffen. Jesus gibt sich hin. Die Handlungen, das Denken und Benehmen der Menschen wird Jesu gegenübergestellt. Dazu gehört auch „der Tempel“, also alle Verantwortlichen, die zentralen Punkte der israelitischen Welt. Dazu gehören auch jene Menschen um Jesu, der verleugnende Petrus, die verhöhnenden Menschen um ihn. Betrachte so Aspekte wie der Todesbeschluss, Judas, das Beten Jesu am Ölberg, das Verleugnen des Petrus, die Verspottung, die Stundenangaben beim Sterben Jesu, die letzten Äußerungen Jesu beim Tod als Gebetssatz, Schrei und Aushauchen.

Schlussendlich gibt es keine vorausschauende Hoffnung hier in der Geschichte. Schlussendlich geschieht eines: Jesus wird von Mal zu Mal einsamer.“

Auch mit jemandem, der den Weg des katholischen Priesters gegangen ist und immer noch geht habe ich über das Markus-Evangelium gesprochen: mit unserem Pfarrer Dr. Peter v. Zedtwitz. Auch er hat darüber gesprochen, dass es deshalb so bedeutend ist, weil das Markus-Evangelium das erste Evangelium überhaupt ist. Er hat mir erklärt, dass damals vermutlich zuerst Berichte über die Kreuzigung Jesu existierten. Von der Passions-Geschichte aus wurden dem Evangelium nach und nach die Erlebnisse Jesu hinzugefügt. Gleich wie das Markus-Evangelium orientieren sich auch das Matthäus- und Lukas-Evangelium sehr stark an den damals bekannten „Fakten“. Das Johannes-Evangelium hingegen, das einige Zeit später entstand, ist schon sehr durch theologische Interpretationen geprägt. Es wirkt „erklärend“ und „interpretierend“. Vielleicht ist das der Grund, warum an Karfreitag in der katholischen Kirche immer das Johannes-Evangelium gelesen wird – damit die Menschen die Bedeutung verstehen!?? Am Palmsonntag hingegen wird je nach Lese-Jahr abwechselnd die Passion nach Markus, Matthäus und Lukas gelesen.

Ich habe Peter auch gefragt, ob es für die Aufführung einer Passion in Konzertform Richtlinien in Bezug auf die Zeit gibt. Ob beispielsweise aus kirchlich katholischer Sicht die Aufführung einer Passion rein auf die Fastenzeit vor Ostern beschränkt ist. Dies hat er jedoch verneint. Hier steht der künstlerische Sinn unabhängig zu der Liturgie. Allerdings ist es unbestreitbar, dass die Markus-Passion am besten in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Gründonnerstag aufgeführt werden sollte.

Abendmahl - Altarbild St. Peter und Paul Hartheim
Das letzte Abendmahl – Altarbild St. Peter und Paul, Hartheim ©Sabine Zipfel

Doch zurück zur Markus-Passion von Jacob de Haan.

Jacob de Haan

Jacob wuchs in einer protestantischen Familie in Heerenveen auf. Er war in seiner Jugendzeit Organist der örtlichen Kirche in Heerenveen. Später folgte u. a. ein Studium der Kirchenorgel. Mittlerweile sieht er den christlichen Glauben als Inspirationsquelle, die im Laufe der Zeit sehr viele Arten großer Kunst hervorgebracht hat. Musik, Skulpturen, Gemälde, Romane und mehr. Die Bibel an sich ist für ihn ein sehr gewaltiges und hochstehendes Buch.

Als Kind ging er zu Aufführungen der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. Diese Aufführungen sind ihm eindrücklich in Erinnerung geblieben. Die Inspiration durch das Vorbild ist in Jacob’s Markus-Passion deutlich wahrzunehmen und dennoch ist sie „ganz Jacob de Haan“. Eben mehr aus der Sicht von packender Filmmusik heraus gedacht, mit theatralischen Effekten versehen – auf ganz andere Art und Weise, wie Bach das getan hat.

Die Passion beginnt mit dem Einzug von Jesus in Jerusalem (Palmsonntag) Mk 11,1-11. Darauf folgt die eigentliche Leidensgeschichte (Mk 14,1 – 15,47) vom letzten Abendmahl, über den Gang zum Ölberg mit dem Gebet im Garten Getsemani, die Verleugnung durch Petrus, der Gefangennahme Jesus, dem Verhör vor dem hohen Rat, die Verspottung durch die Soldaten und schließlich die Kreuzigung mit Grablegung.

Ermöglicht wurde die Markus-Passion durch einen Kompositionsauftrag der „Euregio via salina“ und vor allem durch die Unterstützung der Kurt und Felicitas Viermetz Stiftung, der CISM (Internationaler Musikbund) und dem Bayerischen Rundfunk.

Am Freitag den 18. März 2016 fand in der großen Basilika in Ottobeuren die Welturaufführung der Markus-Passion von Jacob de Haan durch das Polizeiorchester Bayern unter der Leitung von Prof. Johann Mösenbichler, der Mezzospranistin Kerstin Descher, dem Bariton Simon Schnorr und dem Sprecher Stephan Ametsbichler statt. Die Basilika in Ottobeuren bot durch ihre barocke Ausstattung den würdigen Rahmen für die Uraufführung – obwohl die Akustik in der Basilika eher schwierig ist und durch die Kunstwerke auch nicht auf Zimmertemperatur geheizt werden kann.

Basilika Ottobeuren
Basilika Ottobeuren

Ich habe den Dirigenten der Uraufführung, Herrn Prof. Johann Mösenbichler gebeten, ein paar Worte zur Uraufführung zu schreiben:

„Die Uraufführung in der beeindruckenden Basilika in Ottobeuren war auch für alle Musikerinnen und Musiker des Polizeiorchesters Bayern ein besonderes Erlebnis. Die Markus-Passion aus der Feder von Jacob de Haan entsprach in hervorragender Weise unseren Wünschen. Besonders die Umsetzung der technischen Schwierigkeiten ist hervorragend gelungen – dadurch ist die Nachhaltigkeit gesichert und ich bin überzeugt, dass es künftig viele Aufführungen geben wird. 

Die Einbindung eines Evangelisten (Sprechers), einer Altstimme und einer Baritonstimme ist eine wunderbare Ergänzung des Blasorchesters. Erst durch das Zusammenwirken des Orchesters, des Sprechers und der beiden Sänger kommt die Dramaturgie der Passion zur Wirkung.

Ich freue mich auf zahlreiche Aufführungen!“

Mittlerweile gibt es auch eine CD mit der Einspielung der Markus-Passion von Jacob de Haan vom Polizeiorchester Bayern. Erhältlich ist diese hier.

Die Ausschnitte aus der Markus-Passion in folgendem Youtube-Video stammen von dieser CD mit dem Polizeiorchester Bayern:

Das Polizeiorchester Bayern hat mir freundlicherweise fünf CDs der Markus-Passion zur Verlosung zur Verfügung gestellt. Wer also die komplette Fassung der Markus-Passion hören und eine dieser CDs haben möchte, meldet sich einfach bei mir über die bekannten Kanäle: das Kommentarfeld unten, als Kommentar auf der Facebook-Seite des Blasmusikblogs, über den Facebook-Messenger, per WhatsApp oder Mail an alexandra@kulturservice.link bis zum 1. Mai 2019.

Plakat Markus-Passion
Plakat der Uraufführung

Das eindrucksvolle Cover der Partitur und der CD stammt übrigens vom Allgäuer Maler und Zeichner Werner Specht. Er hat das Bild für das Plakat der Uraufführung  gestaltet. Dabei hat er keine digitale Grafik verwendet, sondern bewusst seinen Stil als Maler und Künstler angewendet. Dazu sagt er: „Das Sterben und Leiden, das man in der Markus-Passion als tiefen musikalischen Inhalt spürt, habe ich mit meinen Gedanken als Titel für dieses Plakat umgesetzt.“

Die Noten zur Markus-Passion von Jacob de Haan sind nun lieferbar. Eine Partitur bekommt Ihr hier, das komplette Set hier. Der Schwierigkeitsgrad ist ab Grad 3, aber besser Ihr prüft es an Hand der Partitur, ob das Werk für Euer Blasorchester realisierbar ist. Die Aufführungsdauer beträgt knapp eine Stunde. Allen Orchestern, die die Markus-Passion aufführen, mache ich gerne dieses kostenfreie Angebot: Veröffentlichung des Konzert in der Rubrik „Konzerte & Events“ in der rechten Seitenleiste des Blasmusikblog.com und die mehrfache Verbreitung in den Social-Media-Kanälen des Blasmusiblogs. Ich würde mich riesig freuen, wenn ich einmal die Gelegenheit hätte, die Markus-Passion live zu hören.

Ergänzung vom 11. Februar 2022. Ein Interview mit Jacob de Haan über seine Markus-Passion:

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    12 thoughts on “Die Markus-Passion von Jacob de Haan

    • 6. März 2019 at 20:15
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      Der Höreindruck ist wunderbar zu dieser Passion. Eine Musik, wie sie eben aus der Feder von Jacob de Haan stammt: Verständlich und Nachvollziehbar für alle Zuhörer, eine direkte Text-Tonbeziehung und für die Sänger/in sehr gut singbar. Als Musikerin und tiefe Mezzo/ Altistin wäre es mir eine große Freude, diese Passion einmal aufzuführen. Vielen Dank für den interessanten Beitrag – so entdeckt man immer wieder Schätze, die auf meine Werke-Wunschliste wandern.

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    • 7. März 2019 at 8:02
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      Ich würde mich sehr über eine CD freuen!

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    • 8. März 2019 at 18:45
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      Sehr gerne hätte ich eine CD dieses Werkes. Da ich bereits die Missa Katharina von Jacob de Haan aufführen durfte.

      Reply
    • 12. März 2019 at 9:51
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      Eine wunderbare Sache von Jacob de Haan.
      Wir würden eventuell die Markus-Passion nächstes Jahr aufführen.

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    • Pingback: Blasmusikblog Monatsrückblick März 2019 – Blasmusik

    • 3. April 2019 at 17:39
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      Würde mich sehr über eine CD freuen

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      • 4. April 2019 at 8:47
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        Dein Name ist in den Lostopf gehüpft. Am 2. Mai werden die Gewinner gezogen. Viele Grüße, Alexandra

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    • 26. April 2019 at 6:29
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      Liebe Alexandra. Danke für den Artikel. Ich würde mich ebenfalls sehr über eine CD freuen.

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    • 21. November 2019 at 18:27
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      Sehr geehrte Frau Link,

      Ende März, Anfang April 2020 hätten Sie die Gelegenheit die Markus-Passion von Jacob de Haan live zu erleben, bei zwei Aufführungen des Symphonischen Blasorchesters Sulzbach unter der Leitung von Winfried Rehse

      Gerne informiere ich Sie rechtzeitig über die genauen Daten.

      Mit musikalischen Grüßen
      Markus Rehse

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      • 22. November 2019 at 6:11
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        Hallo Herr Rehse,
        vielen Dank für den Hinweis. Wann sind denn genau die Aufführungen und wo liegt Sulzbach genau?
        Viele Grüße
        Alexandra

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        • 30. November 2019 at 14:34
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          Hallo Frau Link,

          die erste am 29.3., in der Kirche in Pflaumheim (Nähe Aschaffenburg)
          die zweite am 4.4. in Münnerstadt (Lkrs. Bad Kissingen)

          Sulzbach selbst liegt etwa 10km südlich von Aschafenburg

          Die genauen Zeiten etc. sind noch nicht fest.

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