Die bedeutendsten Schweizer Bläserwerke – Blasorchester, Brass Band, Bläserensemble

Ein Gastbeitrag von Felix Hauswirth

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Legende der Abkürzungen am Ende des Beitrags

Felix Hauswirth
Felix Hauswirth

Welches sind die bedeutendsten Schweizer Bläserwerke? Jeder von uns hat dazu seine eigene Meinung…
Listen wie die WASBE-Schweiz Repertoire Liste (Download am Ende des Beitrags) oder die Datenbank swisswindrep.ch zählen zwar sehr umfassend die Schweizer Bläserwerke auf, machen jedoch keinen Unterschied zwischen bedeutend und unbedeutend; zwischen qualitativ hochstehend oder schlecht.

Das aVENTura Konferenzteam* hat sich die Frage nach den bedeutendsten Schweizer Bläserwerken auch gestellt und hat deshalb eine große Umfrage gestartet.

Dazu haben wir 23 Schweizer Persönlichkeiten angeschrieben, national und international anerkannte Dirigentinnen und Dirigenten sowie aktuelle und ehemalige Hochschuldozenten.

Die Umfrageteilnehmer waren:
Carlo Balmelli, Urs Bamert, Sandro Blank, Franco Cesarini, Stéphane Delley, Arsène Duc, Pascal Eicher, Josef Gnos, Hervé Grélat, Felix Hauswirth, Urs Heri, Blaise Héritier, Christophe Jeanbourquin, Jean-Claude Kolly, Stefan Roth, Isabelle Ruf-Weber, Franz Schaffner, Rolf Schumacher, Monika Schütz, Thomas Trachsel, Corsin Tuor, Philipp Wagner und Niki Wüthrich.

Die Umfrage war 2-teilig:
Im ersten Teil wurden diese 23 Personen gebeten, uns die Titel und Komponisten der für sie herausragendsten 10 Schweizer Bläserwerke zu nennen; also ihre persönliche Top 10.

Es konnten folgende Kompositionen genannt werden:

– Blasorchesterwerke
– Brass Band Werke
– Kammermusikwerke (mit mindestens 10 Blasinstrumenten)
– Kompositionen mit Singstimme (Solo oder Chor) und mind. 10 Blasinstrumenten
– Werke mit solistischen Streichern und mind. 10 Blasinstrumenten
– Werke für Soloinstrument (oder mehreren Soloinstrumenten) und mind. 10 Blasinstrumenten

Vom gleichen Komponisten konnten mehrere Werke genannt werden.
Bearbeitungen von Streich- oder Symphonieorchesterwerken waren ausgeschlossen. Schwierigkeitsgrade oder Länge der Kompositionen waren für diese Umfrage nicht relevant.

Insgesamt wurden in dieser ersten Umfrage von den 23 Umfrageteilnehmern 117 Kompositionen von 31 verschiedenen Komponisten genannt.

7 Kompositionen waren von 5 oder mehr Personen in ihren Top 10:

Albert Benz Transformationen 14 Nominationen
Jean Balissat Le Premier Jour 11 Nominationen
Oliver Waespi Audivi Media Nocte 11 Nominationen
Franco Cesarini Poema Alpestre 9 Nominationen
Paul Huber Evocazioni 8 Nominationen
Oliver Waespi Divertimento 8 Nominationen
Thomas Trachsel Symphonie No. 2 5 Nominationen

Im zweiten Teil der Umfrage hatten alle 23 Personen, die an der ersten Umfrage teilgenommen hatten, sämtliche 117 Kompositionen zu beurteilen, zu bewerten. Dies erfolgte in einer anonymisierten Servey Monkey online Befragung.

Bei Werken, welche die Umfrageteilnehmer nicht kannten, konnten sie «kenne ich nicht» ankreuzen.

Bei allen anderen Kompositionen galt es, nach folgenden Kriterien (immer in Bezug auf die Bedeutung für das Repertoire der Schweizer Bläsermusik) zu bewerten:

«sehr bedeutend»
«bedeutend»
«eher unbedeutend»
«unbedeutend»

Die Bewertungskriterien sollten sowohl auf objektiven Qualitätskriterien basieren, aber auch den persönlichen Präferenzen der Umfrageteilnehmer entsprechen.

Von mehr als der Hälfte (also min. 12 der 23 Teilnehmenden) wurden folgende Werke als «sehr bedeutend» eingestuft:

Oliver Waespi Audivi Media Nocte 19
Jean Balissat Le Premier Jour 18
Arthur Honegger Le Roi David 17
Paul Huber Evocazioni 15
Albert Benz Transformationen 14
Oliver Waespi Skies 14
Arthur Honegger Nicolas de Flue 13
Oliver Waespi Divertimento 13
Stephan Jaeggi Romantische Ouvertüre in B-Dur 13
Oliver Waespi Temples 12

Um eine Gesamtliste der bedeutendsten Schweizer Bläserwerke zu erhalten, wurde die Umfrage folgendermassen ausgewertet.

Die Bewertung

„sehr bedeutend“ ergab 4 Punkte
„bedeutend“ ergab 3 Punkte
„eher unbedeutend“ ergab 2 Punkte
„unbedeutend“ ergab 1 Punkt

Beispiel:
Jean Balissat: Les Gursks

9 sehr bedeutend                   9 x 4    36 Punkte
8 bedeutend                           8 x 3    24 Punkte
3 eher unbedeutend              3 x 2    6 Punkte
1 unbedeutend                       1 x 1    1 Punkt

Ergibt                                                 67 Punkte

Die Komposition war 21 Umfrageteilnehmern bekannt: also 67 Punkte geteilt durch 21 Teilnehmer ergibt 3.19 Punkte.

Es sind nur Kompositionen in die Bewertung eingeflossen, wenn sie mindestens einem Viertel der Umfrageteilnehmer (also mindestens 6 Personen) bekannt gewesen sind.

Nach diesen Berechnungen haben von den insgesamt 117 für die zweite Umfrage relevanten Kompositionen 62 Werke einen Mindestdurchschnitt von 3 (also «bedeutend») erreicht und wurden somit in die Liste DIE BEDEUTENDSTEN SCHWEIZER BLÄSERWERKE aufgenommen.

Es sind dies 62 Kompositionen von insgesamt 17 verschiedenen Komponisten.

Diese 17 Komponisten sind: (in alphabetischer Reihenfolge, „lebende“ Komponisten kursiv):

Jean Balissat (1936-2007)
Albert Benz (1927-1988)
Franco Cesarini (*1961)
Etienne Crausaz (*1981)
Jean Daetwyler (1907-1994)
Arthur Honegger (1892-1955)
Paul Huber (1918-2001)
Stephan Jaeggi (1903-1957)
Frank Martin (1890-1974)
Boris Mersson (1921-2013)
Jean-François Michel (*1957)
Ludovic Neurohr (*1983)

Joachim Raff (1822-1882)
Francesco Raselli (1948-1983)
Franz Tischhauser (1921-2016)
Thomas Trachsel (*1972)
Oliver Waespi (*1971)

Spitzenreiter ist Oliver Waespi – er ist mit 18 Kompositionen vertreten; gefolgt von Jean Balissat und Stephan Jaeggi mit je 7 Kompositionen, Franco Cesarini mit 6 Werken und Arthur Honegger, Paul Huber und Thomas Trachsel mit je 4 Kompositionen.

Die andern 10 Komponisten sind mit je 1 oder 2 Kompositionen in der Liste der «Bedeutendsten Schweizer Bläserwerken» vertreten.

DIE BEDEUTENDSTEN SCHWEIZER BLÄSERWERKE

Jean Balissat (1936-2007)

2nd Sinfonietta for Band BB
Gli Elementi CB/BB
Le Chant de l’Alpe BB
Le Premier Jour CB
Les Gursks CB/F
Sinfonie für Blasorchester CB
Songes d’automne CB/BB/F

Albert Benz (1927-1988)

Transformationen CB

Franco Cesarini (*1961)

Bulgarian Dances Part 1 CB
Bulgarian Dances Part 2 CB/BB
Mexican Pictures CB
Mosaici Bizantini CB
Poema Alpestre CB
Solemnitas op 29 CB

Etienne Crausaz (*1981)

Tales and Legends CB

Jean Daetwyler (1907-1994)

Marignan CB / BB (Marschmusik)

Arthur Honegger (1892-1955)

Le Roi David WE (10) KB.P.CEL.PNO / CHOR
Marche des Ambassadeurs CB (Marschmusik)
Marche sur la Bastille CB
Nicolas de Flue CB / SPRECHER / CHOR

Paul Huber (1918-2001)

Der Dämon CB
Evocazioni CB
Fantasie über eine Appenzeller Volksweise CB
Symphonic Music BB

Stephan Jaeggi (1903-1957)

Engiadina CB
Festliche Ouvertüre CB/F (vergriffen)
General Guisan Marsch CB/BB (Marschmusik)
Ouvertüre in Es CB/F (vergriffen)
Ouverture in F “Ungarn 1956” CB
Romantische Ouvertüre in B-Dur CB/BB
Titanic CB /F

Frank Martin (1890-1974)

Concert pour les instruments à vent et piano WE (13).TI.P.PNO
Du Rhône au Rhin CB / BB (Marschmusik)

Boris Mersson (1921-2013)

Windspiele CB

Jean-François Michel (*1957)

Peace on Earth BB

Ludovic Neurohr (*1983)

***** – Concerto No 10 BB
Dear Cassandra BB

Joachim Raff (1822-1882)

Sinfonietta op. 188 WE

Francesco Raselli (1948-1983)

Tagebuch für 16 Klarinetten und Kontrabass WE (12 CLAR.KB)

Franz Tischhauser (1921-2016)

Mattinata für 23 Bläser WE (3333/4331)

Thomas Trachsel (*1972)

Sinfonietta No. 3 BB
Symphonic Requiem – “In Memoriam Paul Huber” BB
Symphonie No. 2 CB
Symphonie No. 4 CB

Oliver Waespi (*1971)

Audivi Media Nocte CB/BB
Berglicht CB
Deep Space CB
Divertimento CB
Fanfare and Funk CB/BB/F
Hypercube BB
Il cantico CB
La passion BB
Legenda Rumantscha CB/BB
Other Lives BB
Out of Earth CB
Scorpius CB
Skies CB
Sonar – Tuba Concerto Tuba solo CB
Symphonic Variations CB
Temples CB
The Raid BB/CB
Tracing Time BB

Das aVENTura Konferenzteam hofft, dass diese Liste vor allem bei unseren Kolleginnen und Kollegen im Ausland zur weiteren Verbreitung der Schweizer Bläserliteratur beitragen wird.

Stéphane Delley, Peter Schmid und Felix Hauswirth beim Festival aVENTura
Stéphane Delley, Peter Schmid und Felix Hauswirth beim Festival aVENTura

*aVENTura Konferenzteam:
Stéphane Delley, Felix Hauswirth und Peter Schmid

WASBE-Schweiz Repertoire Liste:

Legende: CB = Concert Band/Blasorchester, BB = Brass Band, F = Fanfareorchester, WE = Windensemble/Bläserensemble, KB = Kontrabass, CEL = Violoncello, PNO = Piano/Klavier, TI = Timpani/Pauken, Clar = Clarinet/Klarinette

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    2 thoughts on “Die bedeutendsten Schweizer Bläserwerke – Blasorchester, Brass Band, Bläserensemble

    • 11. Oktober 2023 at 16:42
      Permalink

      Bei den aufgeführten Werken von Etienne Crausaz vermisse ich “Balkan Dance” und”Deliverance”.
      Mario Bürki (*1977) – ( Der Magnetberg, La Corrida de Toros, La Legénde de Sainte Odile, Les Diamants de Septmoncel, Mazedonia, Brassica u.a.) wird bei den Komponisten nicht aufgeführt. Hat das einen Grund?
      Auch so ein schönes Stück wie “La Sera Sper il Lag” von Gion B. Casanova arr. Thomas Rüedi (Musikverlag Frank) erfüllt zwar nicht die Grade 5 – Voraussetzung, kann aber bei der Nennung der Literaturempfehlungen ruhig genannt werden. Wer noch eine ruhige Zugabe sucht – hier ist ein Vorschlag. In der Probe kann man sich auch mal beim Gesang des Stückes üben.

      Reply
      • 11. Oktober 2023 at 16:50
        Permalink

        Lieber Jürgen, wie Felix eingangs geschrieben hat, hat jeder so seine eigenen Vorlieben beim Repertoire. Diese Liste ist – wie beschrieben – durch Befragung von bestens ausgebildeten, angesehen Dirigent:innen in der Schweiz durch Befragung nach bestimmten Kriterien entstanden! Die Liste gibt also die Kenntnisse, Einordnungen und Qualitätskriterien der befragten Dirigent:innen wieder und muss deshalb als solche nicht diskutiert oder in Frage gestellt werden. Das soll jedoch niemanden davon abhalten, hier in den Kommentaren die eigenen Lieblingswerke Schweizer Ursprungs aufzuschreiben. Liebe Grüße, Alexandra

        Reply

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