Komponisten im Gespräch: Satoshi Yagisawa

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Er ist momentan der erfolgreichste japanische Komponist in Europa: Satoshi Yagisawa. Was ist sein Geheimnis? Er trifft mit seiner Musik und den Themen, die seiner Musik zugrunde liegen sowohl den Nerv der Zeit als auch den Geschmack der Musiker:innen. Heute möchte ich Euch den Menschen hinter den Noten etwas näherbringen. Kürzlich habe ich dieses Interview mit ihm geführt.

Wie alt warst Du, als Du Deine ersten Versuche im Arrangieren bzw. Komponieren gestartet hast, welches waren Deine allerersten Werke bzw. Komponierversuche und wie bist Du überhaupt zum Komponieren gekommen?

In Japan lernen die meisten Leute das Blasorchester in der Mittel- und Oberstufe kennen. Als ich in der Junior High School war, war ich Mitglied des Blasorchesters und spielte Trompete. Das war, als ich 13 Jahre alt war.  Diese Erfahrungen führten dazu, dass ich mich für das Komponieren von Musik interessierte. Zu dieser Zeit waren die Werke von Philip Sparke, Jan Van der Roost und Johan de Meij gerade nach Japan importiert worden, und ich war von ihrer Musik fasziniert.

Jan Van der Roost, Thomas Doss, Satoshi Yagisawa, Gerald Oswald
Jan Van der Roost, Thomas Doss, Satoshi Yagisawa, Gerald Oswald

Wie gehst Du an eine neue Komposition heran? Was inspiriert Dich? Wie findest Du den Anfang und die entsprechenden Motive und Themen?

In meinem Fall sind 95 % der Gelegenheiten, bei denen ich komponiere, Auftragskompositionen. Daher entscheide ich oft in Absprache mit dem Dirigenten und den Orchestermitgliedern über das Thema eines Stücks. Vor allem in Japan und anderen asiatischen Ländern, wo es viele Schulblasorchester gibt, muss man oft Rücksicht auf die Anfänger nehmen (Einstufung).

Hast Du Vorbilder und wenn ja, warum sind dies Deine Vorbilder? Wie beeinflussen diese Vorbilder Dein musikalisches Schaffen? Welches Werk / welche Werke der Musikgeschichte halten Sie für besonders gelungen und warum?

Ich wurde von Komponisten aus vielen verschiedenen Genres beeinflusst. Ein Komponist, der mich besonders beeinflusst hat, ist Jacques Ibert. Ich versuche jedoch, so weit wie möglich meinen eigenen Stil zu verfolgen, ohne an Vorbilder zu denken. Es gibt zu viele hervorragende Werke in der Geschichte der abendländischen Musik, als dass ich eine Auswahl treffen könnte.

Was ist Dir beim Schreiben einer Komposition besonders wichtig?

Ich lege großen Wert darauf, Musik aus der Perspektive des Interpreten und des Publikums zu schaffen.

Warum schreibst Du Kompositionen für Blasorchester? Was sind für Dich die großen Unterschiede beim Schreiben einer Komposition für Blasorchester im Gegensatz zu anderen Ensemblearten?

Wie ich bereits sagte, wurde ich durch meine Begegnung mit dem Blasorchester zum Komponisten. Als ich jung war, habe ich viele großartige Stücke kennen gelernt. Jetzt möchte ich noch bessere Musik für die nächste Generation komponieren. Ich trenne Blasorchester nicht von anderen Ensembles.

Welchen Stellenwert hat die Blasmusik in Deinem Leben?

Wie ich Ihnen bereits sagte, hat das Blasorchester mein Leben verändert. Deshalb ist es wichtiger als alles andere.

Auftragskompositionen bringen Einschränkungen im Schwierigkeitsgrad, in der Besetzung und in der Länge mit sich. Wie gehst Du damit um? Wie wirst Du dem Auftraggeber gerecht und bleibst doch Du selbst in der Komposition?

Auftragskompositionen sind wie maßgeschneiderte Kleidung. Ich versuche, durch die Kommunikation mit dem Dirigenten und den Interpreten so viel wie möglich über sie zu erfahren, damit ich die beste Musik für sie schreiben kann.

Welches Deiner Werke hat für Dich persönlich die größte Bedeutung und warum?

Für mich sind Machu Picchu und Hymn to the Sun die beiden wichtigsten Werke. Weil ich durch diese Werke so viele Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt habe.

Über welches Thema würdest Du nie eine Komposition schreiben wollen und warum nicht?

Naturkatastrophen, zum Beispiel.

Komponieren versus Arrangieren: wo liegen in der Tätigkeit die Gemeinsamkeiten und wo die größten Unterschiede? In welchem Bereich liegen Deine Vorlieben?

Ich mache grundsätzlich keine Arrangements.

Außerhalb Deiner Kompositionen: welchen musikalischen und welchen außermusikalischen Tätigkeiten gehst oder gingst Du in Deinem Berufsleben nach? Und außerhalb der Musik: wie gestaltest Du am liebsten Deine Freizeit?

Ich bin außerordentlicher Professor am Kobe College, wo ich jüngere Studenten unterrichte.
Ich verbringe meine Tage mit Komponieren und Unterrichten, aber meine Frau und ich reisen viel (für die Arbeit) und essen gerne gut.

Was macht Dich in Deinem Leben besonders glücklich und zufrieden?

Ich bin glücklich mit meiner wunderbaren Frau.

Was liebst Du an der Blasorchesterszene und was würdest Du gerne verändern, wenn Du für einen Tag das Sagen hättest? Wie siehst Du die Zukunft der Blasorchester?

Ich kann nur meine Muttersprache, Japanisch, sprechen. Aber ich habe dank des Blasorchesters Freunde in der ganzen Welt gefunden. Ich liebe es, weil es ein so wunderbares Genre ist.

Jacob de Haan, Gilbert Tinner, Satoshi Yagisawa, Jan Van der Roost
Jacob de Haan, Gilbert Tinner, Satoshi Yagisawa, Jan Van der Roost

Auswahl bedeutender Werke für Blasorchester

Hymn to the Infinite Sky
Perseus – A Hero’s Quest in the Heavens
Machu Picchu: City in the Sky

Hymn to the Sun – With the Beat of Mother Earth
Young Pheasants in the Sky
Fanfare – The Benefaction from Sky and Mother Earth

Satoshi Yagisawa Dirigent
Satoshi Yagisawa

Vita Satoshi Yagisawa

Satoshi YAGISAWA wurde 1975 in Japan geboren und schloss sein Studium an der renommierten Musashino Academia Musicae mit einem Diplom in Komposition ab. Seine Werke für Blasorchester sind in Japan und in vielen anderen Ländern beliebt und werden von Hal Leonard Europe (de Haske) und japanischen Verlagen veröffentlicht. Sie wurden auf den Konferenzen der World Association for Symphonic Bands and Ensembles (WASBE) und der Midwest Band & Orchestra Clinic in Chicago aufgeführt, und in Japan wurde er vom Nationalen Sportfestival beauftragt, die Musik für die Eröffnungszeremonie zu komponieren. Yagisawa ist nicht nur in Japan, sondern in der ganzen Welt als Juror, Gastdirigent, Dozent und Autor für Musikzeitschriften sehr gefragt. Derzeit unterrichtet er am KOBE COLLEGE in Japan und ist einer der produktivsten Komponisten Japans, der mit dem 21st Japan Academic Society of Winds, Percussion and Brass Award (2011) und dem Japanese Band Directors Association Shitaya Encouragement Award (2011) ausgezeichnet wurde.

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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