So geht es den Ensembles der Amateurmusik während der Corona-Pandemie!

Informationen zum Förderprogramm Neustart Amateurmusik für Musikvereine am Ende des Beitrags!

Auf Initiative der BDMV – Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände zusammen mit dem Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO) fand im Dezember 2020 eine Umfrage bezüglich der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Musikvereine statt. Anfang November 2020 fiel der Startschuss des Förderprogramms Neustart Amateurmusik, an welchem auch die BDMV federführend mitarbeitet. Sowohl der Vize-Präsident Michael Weber als auch die Assistentin der Geschäftsführung und Mitarbeiterin für Veranstaltungsplanung Antonia Stricker sind involviert. Im Rahmen des Förderprogramms Neustart Amateurmusik wurde die verbandsübergreifende Corona-Umfrage unter den Amateurmusik-Ensembles durchgeführt.

Ziel der Umfrage war es, wertvolle Daten zu den Problemen und Bedarfen, die sich durch die COVID-19-Pandemie für die verschiedenen Ensembles der Amateurmusik ergeben, einerseits und zu erprobten Lösungsansätzen im Umgang mit der Pandemie andererseits verhelfen. Mit Hilfe dieser Daten können die Argumente gegenüber politischen EntscheidungsträgerInnen unterfüttert, die Öffentlichkeit fundierter informiert sowie die Beratungs- und Unterstützungsangebote für unsere Mitglieder bedarfsgerechter entwickelt werden.

Die ersten Ergebnisse wurden nun veröffentlicht. Normalerweise veröffentliche ich keine Pressemitteilungen auf dem Blasmusikblog.com, wie Ihr wisst. Aber diese Ergebnisse sind so interessant und wichtig für uns, dass ich Sie gerne Euch, geschätzte Blasmusikblog-LeserInnen, hier zur Verfügung stellen möchte:

Auswertung Umfrage vom 02.12.2020

Der schnelle Überblick zur Umfrage: Wie geht es den Ensembles der Amateurmusik während der Corona-Pandemie?

Zur Probensituation:

Für mehr als die Hälfte der Befragten (53 %) sind zwei Drittel aller Proben ausgefallen. Für 22 % der Befragten sind alle Proben ausgefallen.
Nur die Hälfte der Ensembles hat Zugang zu den regulären Probenräumen. Als neue Probenräume wurden in Einzelfällen Gewerbehallen, Gärten und Scheunen genutzt. Zu 53% wurde in Kleingruppen geprobt. Überwiegend wurde im Freien (55%) und nur zu 22% online geprobt.

So gut funktionieren die Hygiene-Konzepte:

96 % der Befragten ist keine probenbedingte Infektion bekannt.

Zur Konzertsituation:

Ausgefallen sind 89 % der Konzerte, 11 % fanden in veränderter Form statt.

Als besondere Konzertformate wurden u.a. gemeldet: Überraschungskonzerte vor Altersheimen, ein Musikfilm für die Videoleinwand auf dem Marktplatz sowie ein Mitsing-Adventskalender.

So viele der Befragten melden erhebliche (mehr als 50%) Umsatzeinbußen:

76% aller Befragten meldeten erhebliche Umatzeinbußen von mehr als der Hälfte der sonstigen Einnahmen

23 % der Befragten haben überhaupt keine Einnahmen mehr in ihrem Ensemble.

So viele der Befragten berichteten, dass ihr Ensemble öffentliche Hilfsgelder beantragt hat:

23 % der Befragten gaben an, dass ihr Ensemble öffentliche Hilfsgelder beantragt hat.
In mindestens 68 % der Fälle wurden die Hilfsgelder auch ausgezahlt.

So geht es den Befragten:

75 % der Befragten melden keine Austritte aus ihren Ensembles. Wenn es zu Austritten kommt, verabschieden sich vor allem jüngere und ältere Mitglieder, also die Altersgruppen, die für Nachwuchs und Tradition stehen.
Die größten Sorgen machen sich die Befragten um den sozialen Zusammenhalt in ihrem Ensemble (73 %). Sorgen um die musikalische Qualität sind vorhanden, aber deutlich geringer (58 %). Viele empfinden Traurigkeit oder Ärger über den Ausfall von Proben und Konzerten (61 %). Etwa die Hälfte (52 %) fügt sich mit geduldigem Abwarten in die Situation. Freude an den neuen Probenformaten erleben nur 12 % der Befragten.

So viele Mitglieder haben geantwortet:

3.682

Die meisten Antworten haben uns von Mitgliedern dieser Verbände erreicht:

Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände zusammen mit dem Bund Deutscher Blasmusikverbände e.V. (33 %); Deutscher Chorverband e.V. (26 %)
Die meisten (63 %) der befragten Ensembles existieren seit mehr als 50 Jahren. Die befragten Ensemblemitglieder gehören überwiegend (82 %) der Altersgruppe 28 – 60 Jahre an.

Die meisten Antworten haben uns aus diesen Bundesländern erreicht:

Baden-Württemberg (40 %), Hessen (17 %), Nordrhein-Westfalen (10 %) und Bayern (10 %).

Weitere Informationen

Die qualitative Endauswertung soll bis Mitte März 2021 fertiggestellt werden. Ich werde auf jeden Fall auf dem Blasmusikblog.com wieder davon berichten.

Die Ergebnisse der Umfrage fließen in die Arbeit des Netzwerkes von Neustart Amateurmusik ein und darin werden die Unterstützungswünsche umgesetzt. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden zusammengeführt und neue Untersuchungen initiiert, Checklisten und Informationsplattformen eingerichtet, neue kreative Ideen für die Basis entwickelt und Modellprojekte gefördert sowie die Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit verstärkt.

Neustart Amateurmusik

Neustart Amateurmusik dient der Wiederbelebung des musikalischen Schaffens und der sozialen Beziehungen in der Amateurmusik in oder nach der Corona-Pandemie. Darunter kann z. B. die Erprobung von neuen, corona-konformen Proben- und Konzertformaten verstanden werden. Oder die Durchführung einer Musikfreizeit mit Kindern und Jugendlichen, um die unterbrochene Nachwuchsförderung wieder anzuschieben. Oder ein musikalischer Themenspaziergang im Freien, um den Zusammenhalt eines in Auflösung begriffenen Ensembles zu stärken.

Aber auch Ensembles, die aufgrund der Corona-Folgen gerade mit existenziellen Problemen kämpfen und noch keine konkrete oder gar antragsreife Projektidee in petto haben, sondern zunächst einmal wieder Tritt fassen und sich neu aufstellen möchten, können Unterstützung bekommen. Dafür kann das Fördermodul „Zukunftswerkstatt“ (Klausurtag) beantragt werden.

In diesem moderierten Tagesworkshop kann das Ensemble wieder zueinander finden und gemeinsam Perspektiven für den Neustart entwickeln. Um dort eventuell auch eine Projektidee entwickeln, für die in einem zweiten Schritt Förderung beantragt werden kann.

Wie eine „Zukunftswerkstatt“ (oder ein Klausurtag, wie ich es nenne) ablaufen kann, habe ich in diesem Beitrag beschrieben: http://kulturservice.link/wie-ein-klausurtag-mit-einem-musikverein-ablaufen-kann-und-was-er-bringt/

Alle Informationen zu den Fördermöglichen im Rahmen von Neustart Amateurmusik findet Ihr auf der Seite der BDMV: https://www.bdmv.de/de/wiedereinstiegshilfe-fuer-ensembles-wird-auf-2-millionen-euro-aufgestockt/

Die Informationen für diesen Beitrag wurden von der BDMV Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank an die Geschäftsführerin Anita Huhn, die mir auch noch weitere Fragen für diesen Blogbeitrag beantwortet hat und an Holger Scheel, DTB Vorsitzender Technisches Komitee Musik und Spielmannswesen, der mich auf die Ergebnisse der Studie aufmerksam gemacht hat.

Interesse an einer Zusammenarbeit im Rahmen einer Zukunftswerkstatt / einem Klausurtag? Schreibt mir gerne eine Mail:

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    Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

      2 thoughts on “So geht es den Ensembles der Amateurmusik während der Corona-Pandemie!

      • 8. März 2021 at 18:38
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        Hallo zusammen,

        ich kann die Umfrage nur bestätigen. Meine beiden Orchestren (mein örtliches Orchester und ein Projektorchester) kommen aus Schleswig-Holstein.
        Bei beiden sind sämtliche Konzerte ausgefallen, im Sommer konnte das örtliche Orchester bis Ende Oktober mal proben, draußen sowie nach den Sommerferien drinnen und dann wars das. Die Probenphasen vom Projektorchester sind verschoben worden. Seit November gibt es keine weiteren Proben, man wartet im Grunde genommen darauf, daß wir wieder draußen üben können.
        Aber vielleicht ergibt sich eher Probe-Chancen, wenn wir Musiker einen Tag vorher einen Schnelltest machen lassen würden. Wer negativ ist, kommt mit dem Ergebnis zur Probe – das wäre doch eine Idee.
        Viele Grüße
        Ariane

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