12 Blasorchesterwerke mit literarischen Vorlagen

Der 23. April ist bereits seit 1995 ein von der UNESCO weltweit eingerichteter Gedenktag für das Lesen, für Bücher, für die Kultur des geschriebenen Wortes und auch für das Urheberrecht. Viele Blasorchesterkomponisten haben sich von Büchern zu großartigen Werken inspirieren lassen. 12 davon möchte ich Euch heute gerne vorstellen bzw. in Erinnerung rufen.

[the_ad id=”4463″]Das wohl bekannteste und beliebteste Werk stammt von Johan de Meij: Symphony No. 1 The Lord of the Rings. Da sich auf dem Blasmusikblog.com fast ausschließlich Fachleute tummeln ist es wohl unnötig die Story und das Werk vorzustellen. Anfang 2016 gab es hier auf dem Blasmusikblog eine Umfrage zu den beliebtesten sinfonischen Blasorchesterwerken. The Lord of the Rings teilt sich Platz 1 mit den Armenischen Tänzen von Alfred Reed. Die Top-Ten der Blasmusikblog-Leser könnt Ihr hier nochmals nachlesen.

Von Johan de Meij selbst gibt es einen Beitrag über seinen Lord of the Rings hier auf dem Blasmusikblog: https://blasmusikblog.com/johan-de-meij-ueber-seinen-lord-of-the-rings/

[the_ad id=”4471″]Die Symphony No. 2 „States of Mind“, opus 87 von Teo Aparicio-Barbéran basiert wohl auf dem ältesten Buch, über das jemals ein Blasorchesterwerk geschrieben wurde. Dieser Symphonie wurde das Buch „Ars Rhetorica“ von Aristoteles zugrunde gelegt. Aristoteles lebte 384–322 vor Christus. Das Buch enthält eine systematische Darstellung der Rhetorik, also der Kunst, durch Rede zu überzeugen. Aristoteles unterscheidet drei Überzeugungsmittel, d. h. drei Arten, wie eine Überzeugung (also nicht nur die Beeinflussung/Manipulation des Publikums) zustande kommen kann:

  1. Der Charakter des Redners (ἦθος ē̂thos)
  2. Die Emotionen des Publikums (πάθος páthos)
  3. Das Argument (λόγος lógos)

Dem entsprechend besteht das Werk von Teo Aparicio-Barbéran aus drei Sätzen: Logos (Grund/Argument), Pathos (Gefühl/Emotionen) und Ethos (Moral/Charakter).

Die Sinfonie States of Mind ist in einer modernen Tonsprache geschrieben. Aber wie in allen seinen Werken ist es Teo Aparicio-Barbéran wichtig, in der Sprache zu bleiben, die das Publikum verstehen kann. Der Schwierigkeitsgrad ist im obersten Bereich anzusiedeln. Das Werk dauert in etwa 30 Minuten.

Eine recht gute Youtube-Aufnahme des ersten Satzes Logos und des dritten Satzes Ethos habe ich hier gefunden:

Kinder- und Abenteuerbücher scheinen sich für die Vertonung für Sinfonisches Blasorchester besonders zu eignen.

[the_ad id=”4462″]Auf dem Kinderbuch The Wind in the willows – Der Wind in den Weiden von Kenneth Grahame basiert ein weiteres erfolgreiches Werk von Johan de Meij. Auf der Amazon-Seite ist folgendes über den Inhalt des Buches zu lesen: „Als der Maulwurf den Frühjahrsputz sein lässt und sich auf den Weg an die frische Luft macht, beginnt für ihn ein neues Leben voller herrlicher Erlebnisse mit seinen neuen Freunden: der ausgeglichenen Ratte, dem etwas ruppigen, aber großherzigen Dachs und dem selbstverliebten, impulsiven und unverbesserlichen Herrn Kröterich.“ Die ersten drei Sätze von Johan de Meijs Interpretation in Musik (1. The River, 2. Ratty and Mole, 3. Mister Toad) erwecken den Fluss, den Schauplatz der Handlung, und die vier Hauptfiguren in phantasievollen und kontrastreichen musikalischen Bildern zum Leben. Im letzten Satz (The Return of Ulysses) wird dann in einer triumphalen Parade das Happy End von Buch und Musik gefeiert.

[the_ad id=”4465″]Bereits im Jahr 1865 erschien das in Reimen geschriebene und treffend illustrierte Buch von Wilhelm Busch „Max und Moritz – eine Bubengeschichte in 7 Streichen“. Dieses Buch hat einige Komponisten inspiriert. Mein Beispiel heute stammt vom Schweizer Komponisten Mario Bürki. Mit Szenen aus: Max und Moritz gewann Mario Bürki den zweiten Preis beim Kompositionswettbewerb der WASBE im Jahr 2001. Der Schwierigkeitsgrad liegt bei 4, das Werk dauert in etwa 15 Minuten. Es ist mit Sprecher und Bildpräsentation aufführbar und eignet sich somit bestimmt auch für ein Kinderkonzert, bei dem Kinder zum Musizieren animiert werden sollen. Denn, warum soll man Kindern nicht einmal aufzeigen, welches Ziel man mit dem Erlernen eines Instruments erreichen kann?

[the_ad id=”4473″]Wie auch „Max und Moritz“ entstand „Alice im Wunderland“ bereits im Jahr 1865. Geschrieben wurde das mehrfach vertonte und verfilmte Buch vom britischen Schriftsteller Lewis Carroll. Ein besonders gelungenes Werk für Sinfonisches Blasorchester stammt vom japanischen Komponisten Hayato Hirose: Alice’s Adventures in Wonderland. Das Besondere an diesem Werk: er lässt Alice sprechen und singen (Sopran)! Und wie alle Vertonungen von Kinderbüchern ist auch dieses Werk perfekt für ein Kinderkonzert!

[the_ad id=”4470″]Ein weiteres altes Kinderbuch ist Pinocchio von Carlo Collodi. Das Buch erschien im Jahr 1883. Die Geschichten wurden jedoch schon ab 1881 in einer Zeitschrift abgedruckt. Die Geschichte des hölzernen Jungen mit der spektakulären Lügennase kennen wir alle. Der Niederländer Alex Poelman vertonte die Abenteuer von Pinocchio, seinem „Vater“ Gepetto und die gemeinen Streiche der Katze, des Fuchses und des blutdürstigen Haifisches im Jahr 2008. Schwierigkeitsgrad ist in etwa 5, das Werk ist ca. 10 Minuten lang. Vom Verlag selbst wurde eine professionelle Aufnahme auf Youtube veröffentlicht:

 

[the_ad id=”4474″]Ein sagenhaftes und abenteuerliches Buch ist Gullivers Reisen. Es ist aber eher eine scharfzüngige Gesellschaftssatire als ein Kinderbuch. Der Buch-Autor Jonathan Swift, der Gullivers Reisen bereits im Jahr 1726 schrieb, spielt virtuos mit verschiedenen literarischen Stilen und vermischt originell Lebenssituationen seiner Zeit mit phantastisch-märchenhaften Motiven. Es muß schon ein besonderer Roman-Stoff sein, wenn er auch heute noch Künstler und Komponisten inspiriert. Ich kenne zwei originale Blasorchesterwerke die sich um die Abenteuer von Gulliver drehen: Gulliver’s Travels von Bert Appermont (Grad 3, ca. 7-8 Minuten) und Les Voyages de Gulliver von Maxime Aulio (Grad 5, ca. 19 Minuten). Da das Werk von Maxime Aulio nicht so oft wie die Version von Bert Appermont gespielt wird hier eine Aufnahme mit der Aulio-Version:

 

[the_ad id=”4472″]Um Bert Appermont in diesem Beitrag jedoch nicht zu kurz kommen zu lassen gilt mein weiterer Vorschlag für eine Buch-Vertonung für Sinfonisches Blasorchester seinem „Münchhausen“: The Adventures of Baron Munchhausen. Baron Münchhausen, der als „Lügenbaron“ bekannt wurde, lebte von 1720 bis 1797. Ihm werden weit über 100 Lügengeschichten zugedichtet. Einige der Geschichten, die wohl erst von Mund zu Mund überliefert wurden, erschienen in verschiedenen Büchern, teilweise ergänzt mit der Phantasie der jeweiligen Autoren. Gemeinsam haben diese Geschichten, dass die Abenteuer physikalisch oder biologisch unmöglich sind. Die Musik von Bert Appermont ist keine wortwörtliche Umsetzung der Geschichten, sie erweckt vielmehr eine bestimmte Atmosphäre oder ein Bild mit humoristischem Einschlag. Leider habe ich auf Youtube keine Aufnahme gefunden, die mir gefällt. Sie sind entweder spielerisch oder aus technischen Gründen nicht als Beispiel geeignet und werden der tollen Musik von Bert Appermont nicht gerecht.

[the_ad id=”4475″]Ein weiterer klassischer Stoff für ein Sinfonisches Blasorchesterwerk sind die Abenteuer des Don Quichotte. Auf Amazon ist zum Buch geschrieben: „Kaum ein Roman der Weltliteratur hat eine ähnlich anregende, fruchtbare kultur- und geistesgeschichtliche Wirkung gehabt und war gleichzeitig so vielen Deutungen und Missdeutungen ausgesetzt wie dieser. Ohne Don Quijote, dessen weltliterarische Bedeutung außerhalb Spaniens erst im 18. Jahrhundert zur Gänze erkannt wurde, ist der neue europäische Roman nicht denkbar.“ Die beiden Teile des Buches von Miguel de Cervantes erschienen in Spanien 1605 und 1615. Ferrer Ferran vertonte die Abenteuer des El Quijote anlässlich des 400. Geburtstages nach Erscheinen. Das Werk kann wahlweise mit Sprecher aufgeführt werden. Es erschien im Druck im Jahr 2006, genau wie die Version von Rob Goorhuis: Don Quichote de la Mancha. Ferrans Don Quijote ist im Grad 4 (ca. 16 Minuten) , Rob Goorhuis hält sein Werk ebenfalls im Grad 4 (ca. 9:30 Minuten).

[the_ad id=”4466″]Es scheint, dass – abgesehen von „Herr der Ringe“ – nur die alten Bücher die heutigen Komponisten zu Sinfonischen Blasorchesterwerken inspirieren. In diese Kategorie gehört auch der Erfolgstitel des Geschichtenerzählers unter den Komponisten: Otto M. Schwarz’ Around the world in 80 days (das Buch erschien erstmalig 1873). Außerdem Of Sailors and whales von W. Francis McBeth, das auf Szenen aus Mevilles Roman „Moby Dick“ basiert, der schon 1851 erschienen ist.

[the_ad id=”4464″]Otto M. Schwarz hat sich jedoch auch an ein schwieriges Thema aus neuerer Zeit gewagt: The Story of Anne Frank, das Szenen aus den Tagebüchern aus unbeschwerten und sehr schweren Tagen im Leben des deutschen Mädchens jüdischen Glaubens Anne Frank erklingen lässt. Über dieses Werk habe ich auf dem Blasmusikblog bereits einen ausführlichen Beitrag geschrieben: https://blasmusikblog.com/otto-m-schwarz-the-story-of-anne-frank/

Es gibt sicher noch mehr Roman- und Buch-Vertonungen für Sinfonisches Blasorchester. Ich habe mich auf diese 12 Bücher / Werke beschränkt. Sie sollen Euch neue Impulse für Eure Konzertprogramme geben oder Alt-Bekanntes und Bewährtes in Eure Erinnerung bringen.

Wie Ihr wisst bin ich ein großer Fan Originaler Blasorchester-Literatur. Deshalb gebe ich auch sehr selten hier auf dem Blasmusikblog Empfehlungen für Transkriptionen oder Bearbeitungen. Ich denke einfach, wir sollten die Literatur, die speziell und fachmännisch für uns und unsere Bedürfnisse geschrieben wurde würdigen und die Komponisten unterstützen. Die meiste andere Musik höre ich zudem lieber in der Originalfassung.

Weitere Werke, die auf literarischen Vorbildern basieren und Euch gefallen dürft Ihr gerne unten in den Kommentaren auflisten!

Wenn diese Art der thematischen Werkvorstellungen für Euch hilfreich ist, freue ich mich sehr (gerne auch über entsprechende Kommentare unten im Kommentarfeld). Anregungen und Verbesserungsvorschläge gerne wie immer an Alexandra@kulturservice.link.

 

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Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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