Schwierigkeitsgrad von Blasorchesterwerken – Kriterien aus Komponisten-Sicht
Thomas Asanger antwortet:
Mario Bürki antwortet:
- Besetzung: Je tiefer der Schwierigkeitsgrad, desto variabler auch die Besetzung. Wie z.B. Doppelrohrblattinstrumente nicht obligat, nur 3 anstelle 4 Hornstimmen, max. 3 Perkussionsstimmen bei einem Grad 2 Stück.
- Umfang der einzelnen Instrumente: Da halte ich mich lose an die Amerikanischen Instrumentations-Richtlinien. Also z.B. bei einem Stück Grad 2 Trompeten nicht übers notierte F.
- Technische Möglichkeiten: Das benötigt gute Kenntnisse der einzelnen Instrumente. So gibt es z.B. bei den Holzbläsern Triller welche einfach, andere welche sehr schwer ausführbar sind. Dasselbe gilt auch bei Läufen, Intervallen (Wie schnell kann eine Posaune welche Tonfolge spielen?)
- Rhythmik: Komplexität der Taktart sowie der Rhythmen. Welche Tempi sind möglich?
- Polyphonie: Wie schwierig sind die Stimmen zueinander zu spielen? Je höher der Grade, desto mehr ist auch hier möglich.
- Dauer: Dies betrifft vor allem Wettbewerbsstücke. Ich habe Erfahrungswerte betreffend der Werklänge: Ein Ideales Werk der Stufe 3 dauert für mich 8-10 Minuten, für Stufe 4 9-12 Minuten, Stufe 5 11-14 Minuten und Stufe 6 ab 13 Minuten.
Jacob de Haan antwortet:
Hubert Hoche antwortet:
“Da gibt es für mich eigentlich 3 grundsätzliche Aspekte:
- die technische Schwierigkeit der Einzelstimmen
- die musikalische Struktur des Werkes und
- die Stilistik
Was die technischen Schwierigkeiten der Einzelstimmen angeht, halte ich mich zB seit 2012 an die Richtlinien der CISM, welche damals für einen Kompositionswettbewerb im Bereich Mittelstufe ausgegeben waren. Bei Bläserklassenwerken richte ich mich nach den Übersichtsseiten einer Bläserklassenschule. In den letzten Jahren, seit 2012, habe ich sehr regelmäßig für diese Schwierigkeitsgrade komponiert, somit bekommt man ein Gefühl dafür, wann es dann in andere Grades hingeht.
Zur musikalischen Struktur eines Werkes gehören für mich auch die Dauer, die Komplexität der rhythmischen Struktur des Zusammenspiels.
Ein ganz wichtiger Aspekt für mich persönlich ist der stilistische Aspekt. Wie weit könnte die Komposition von den Hörgewohnheiten der Musiker weg sein?
Letztendlich habe ich aus meiner Erfahrung als Dirigent heraus den Eindruck, dass die meisten Verlage nur die Punkte a und b beachten. Auf Grund dieses Eindruckes halte ich es im Verlag genauso, um eine grundsätzliche Vergleichbarkeit zu erreichen. Denn das sollte aus meiner Sicht das Ziel sein – Vergleichbarkeit der Schwierigkeitsgrade als Hilfestellung für Dirigenten. Aber: in Gesprächen mit Dirigenten empfehle ich den Kollegen immer ein Werk auszuwählen, dass eine Stufe unter der angenommenen Leistungsstufe des Orchesters ist, da bei den Verlagswerken bei www.MusicScores.de immer das Erlernen neuer Hörgewohnheiten dazu kommt. Legt man diese Partituren beim Orchester das erste mal auf, sollte man aus meiner Sicht sich viel Zeit nehmen können sich an andere Klänge, Strukturen und Abläufe zu gewöhnen und den technischen Aspekt mehr bei stilistisch gewohnteren Werken heraus zu kitzeln. Ist diese „Hürde“ für ein Orchester bereits genommen, dann kann man die Werke aus den genannten Schwierigkeitsgraden nehmen. Um sicher zu gehen besteht bei uns auf der Website die Möglichkeit sich die Partitur komplett anzusehen. Das halte ich nach wie vor für ein Muss.”
Thiemo Kraas antwortet:
“Die Einstufung eines Stückes hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Ich selbst versuche im Rahmen meiner Arbeit die jeweiligen Gegebenheiten eines Blasorchesters einer bestimmten Schwierigkeitsstufe zu berücksichtigen. Hierbei beachte ich u.a. die Besetzung, bestimmte Tonumfänge, in denen ich mich bewege, und einen gewissen „technischen“ Schwierigkeitsgrad. Dabei ist der Praxisbezug die für mich entscheidende Komponente. Ich bemühe mich darum, die sehr unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Orchester im Hinterkopf zu haben und diesen – etwa durch die Verwendung ausreichender Stichnoten – bestmöglich zuzuarbeiten. Den Schwierigkeitsgrad selbst legt dann der Verlag fest. Wichtig ist hierbei, dass dieser als eine Empfehlung und eine Art Wegweiser für die Dirigenten verstanden wird.”
Im nächsten Teil dieser Artikelserie erfahrt Ihr von den Verlegern Ben Haemhouts (Hal Leonard MGB – Beriato, De Haske, Mitropa, Scherzando, u.a.), Alexander Knam (Hebu-Musikverlag), Koen Vergouwen (Tierolff Muziekcentrale) und Walter Weinzierl (Orchestral Art) die Antworten zu der Frage: “Wer legt in Deinem Verlag die Schwierigkeitsgrade, die für ein Blasorchesterwerk letztendlich veröffentlicht werden, fest und nach welchen Kriterien werden diese festgelegt?”
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