Sind Ehrungen mit Urkunde und Anstecknadel noch zeitgemäß?
Für mich persönlich sind Ehrungen mit Urkunden und Anstecknadel Relikte aus einer alten Zeit. Eine Tradition, die durchgeführt in Konzerten, störend, langweilig und meist auch noch langatmig ist. Wenn ich in ein Konzert gehe, möchte ich Musik hören.
Ich bin durchaus für Wertschätzung und positive Kommunikation untereinander im Musikverein (und anderswo). Warum ist dafür alle 10 Jahre eine Urkunde und eine Nadel nötig?
Blasmusik ist meine liebste Freizeitbeschäftigung (okay, irgendwie auch mein Beruf und ich bin in Bezug auf Blasorchester ja durchaus kein „Normalfall“). Ich gehe super gerne in die Probe und natürlich fiebere ich auf die Konzerte hin. Proben sind für mich generell wichtiger als Konzerte. Konzerte sind das Tüpfelchen auf dem i und Belohnung für eventuelle Probenmühen genug. Ich genieße das Zusammensein mit meinen Musik-Kolleg:innen. Gerne bringe ich mich mit und nach meinen Möglichkeiten im Verein ein. Für das alles brauche ich keine Nadel und keine Urkunde. Nach einem gelungenen Solo oder nach einem Werk oder dem Konzert aufstehen zu dürfen reicht mir als Bühnenpräsenz vor Publikum und im Rampenlicht komplett aus! Und der Applaus ist mir auch Motivation genug, weiter im Musikverein zu sein.
Wie oben schon geschrieben: Wertschätzung und eine positive Kommunikation finde ich im Musikverein absolut wichtig! Aber genau da hakt es in vielen Vereinen… Zur Wertschätzung gehören zum Beispiel der regelmäßige Probenbesuch, die pünktliche Anwesenheit und die Aufmerksamkeit in der Probe. Das Vorbereitet sein und nicht etwa derjenige zu sein, der den ganzen Laden deswegen aufhält, weil man seine Technik nicht geübt hat, gehört auch dazu. Mitzuhelfen, wenn es etwas zu tun gibt. Denn, wann macht die Probe am meisten Spaß? Wann haben wir im Konzert und beim Auftritt den meisten Spaß? Wann haben wir als Vereinsverantwortliche den meisten Spaß? Wenn alle da sind und alle gemeinsam am Verein arbeiten!
Wenn Personen sagen „Es ist nur mein Hobby“ und von diesem Satz ableiten, dass sie selbst entscheiden, wann sie da sind, wie weit sie sich einbringen, welche Leistungen sie bereit sind zu erbringen oder ähnliches, dann ist das sicher keine Wertschätzung seinen Kolleg:innen gegenüber. Das nenne ich Egoismus. Diese Menschen haben mit dem Thema Blasorchester das falsche Hobby gewählt. „Blasorchester“ bzw. „Musikverein“ geht nur gemeinsam.
Wir, im Freiburger Blasorchester, bedanken uns nach jeder Probe mit Applaus beim Dirigenten. Wir klatschen auch, wenn in der Probe eine besonders gute Leistung gezeigt wurde. Wir freuen uns im Konzert über jede Solistin / über jeden Solisten, der ein tolles Solo gespielt hat. Wir klatschen auch manchmal nach Ansagen einer/eines der Vereinsverantwortlichen. Das alles gehört für mich zur Wertschätzung und es ist auch ein Grund, dass es mir im FBO so gut gefällt und dass es meine musikalische Heimat geworden ist.
Persönlich finde ich Vorstandsmodelle, in der einige wenige Personen alle Aufgaben erledigen und die komplette Verantwortung tragen, nicht mehr zeitgemäß. Solche Vorstandsmodelle gab es in der Vergangenheit zuhauf und in den allermeisten Musikvereinen ist das noch ebenso. Für diese Vorstandsmodelle sind die Ehrungen für Vorstandsarbeit bestimmt einmal eingeführt worden. Die Ehrungsordnungen der Verbände sehen Ehrungen für diese wenigen Menschen, die sehr viel mehr für die Gemeinschaft arbeiten und tun als andere, vor.
Aber die Ehrungsordnungen sehen auch Ehrungen für Menschen vor, die einfach nur lange genug im Musikverein musizieren. Ob sie regelmäßig in den Proben waren oder nicht. Ob sie zuhause geübt haben oder nicht. Ob sie im Vorstand mitgearbeitet haben oder nicht. Ob sie mehrere Schichten beim Dorffest gearbeitet haben oder nicht. Ob sie außermusikalische Aufgaben für den Musikverein übernommen haben oder nicht. Ob sie zur positiven, wertschätzenden Kommunikation im Orchester beigetragen haben oder nicht.
Für Menschen, die überdurchschnittlich viele Aufgaben und enorm viel Verantwortung tragen, da kann ich mir noch etwas drunter vorstellen, dass man diejenigen ehrt. Wenn allerdings die Aufgaben gleichmäßiger verteilt wären, jeder mindestens eine außermusikalische Aufgabe übernimmt, wäre das Leben im Musikverein sehr viel entspannter und das Hervorheben Einzelner, die für andere überaus viel arbeiten, nicht mehr notwendig.
Zur positiven Grundstimmung im Musikverein gehört für mich nicht nur ein entsprechendes Verhalten für die Gemeinschaft wie oben beschrieben, sondern auch die Wortwahl und, ganz wichtig: Der Ton macht die Musik!
Für besondere Leistungen darf man als Vereinsmitglied demjenigen, der die besondere Leistung erbracht hat, auch gerne – lieber mehr als weniger – Danke sagen. Dazu gehört auch Lob. Jemandem mal auf die Schulter klopfen: „Super gemacht! Danke!“ Mir persönlich ist das genug Ehrung.
Leider danken viele Musikerinnen und Musiker ihren Vereinsverantwortlichen damit, dass sie ständig meckern und kritisieren oder hintenrum maulen. Noch schlimmer, wenn ein Geist von „nichts gesagt ist genug gelobt“ herrscht. Und da es in vielen Musikvereinen immer noch Usus ist, dass die Vorstandschaft allein die Entscheidungen trifft, wird das oftmals noch gefördert. Denn die ganze Diskussion, warum die Vorstandschaft so entschieden hat, haben die Musiker:innen ja nicht mitbekommen… (“Die Vorstandschaft ist eine separate Bubble”, hat das mal jemand in einer Zukunftswerkstatt genannt.) Auch das finde ich im Übrigen nicht mehr zeitgemäß. Musiker:innen sollten Gelegenheit bekommen, sich einzubringen. Und zwar da, wo ihre Neigungen und ihre Kompetenzen liegen. Die Mitbestimmung und Mitwirkung bei bestimmten Themen, wird sehr oft in Zukunftswerkstätten gewünscht. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass es vor allem die jüngeren Musiker:innen sind, die Mitbestimmung wünschen. Das heißt nicht, dass jeder bei jedem Thema Mitreden und Mitbestimmen kann und soll – dann werden wir nicht mehr fertig. Aber ganz sicher in jeweils speziellen Teams, in denen genau die Leute mitwirken, die bei diesem Thema mitarbeiten möchten.
Soweit mal meine Meinung zum Thema.
Und wie ich den Kommentaren bei meiner Umfrage vom 14. März 2024 zum Thema auf Facebook entnehmen darf, bin ich nicht die Einzige, die Ehrungen mit Nadel und Urkunde nicht mehr zeitgemäß oder zumindest überdenkenswert findet. Die Frage, die ich in FB meinen Followern gestellt habe: “Sind Ehrungen mit Urkunde und Anstecknadel noch zeitgemäß? Warum sollten sie überhaupt notwendig sein?”
Max-Hinrich: „Ich finde, dass Wertschätzung nicht nur über die Verleihung von Nadeln und Urkunden erfolgen sollte. Außerdem macht es für mich keinen Unterschied, ob jemand schon seit 40 Jahren dabei ist oder erst seit ein paar Monaten. Musizieren geht nur gemeinsam im Team und dafür sind alle gleich wichtig. Man kann jahrelanges Ehrenamt nicht mit Papier oder Anstecknadeln aufwiegen. Die beste Form der Anerkennung ist eine erfolgreiche musikalische Arbeit mit gelungenen Auftritten und viel Applaus des Publikums.“
Marion: „Das frage ich mich auch ab und an. Bei mir wandern diese in ne Kiste…. man freut sich über ne Ehrung, vielleicht ne Urkunde, dann wars das auch. Man denkt dann nach, huch schon so lange dabei, schwelgt in Erinnerungen…“.
Jenny: „Ich finde es nicht zeitgemäß. Ich persönlich brauche keine Urkunde, wo drauf steht wie lange ich mein Hobby schon ausübe. Man wird ja auch nicht für einen Verdienst, sondern einen Zeitraum geehrt.“
Otto: „Es ist keine Leistung 30 Jahre bei einem Verein zu sein und 50 % der Proben nicht da gewesen zu sein. Es ist eine Leistung 30 Jahre bei einem Verein zu sein und zu 90 % anwesend und aktiv zu sein. Beide bekommen die selbe „Ehre“ – eigentlich ungerecht… aber eigentlich egal, oder ? …“
Maik: „Ehrungen fürs Ehrenamt kann es nicht genug geben.
Ehrungen für Mitgliedschaft finde ich persönlich nicht so wichtig. Auch die Vorbildfunktion sehe ich da nicht. Denn solange die Musiker Spaß haben und es in ihre Lebensumstände passt, bleiben sie dabei. Sie sollten sich nicht gezwungen fühlen, wegen eines Vorbilds oder so… oder „um die Jahre voll zu bekommen“.
Ehrlich gesagt fehlt mir bei solchen Ehrungen meistens, dass die Musiker ihrem Verein danken, dass sie so lange Musik machen konnten. Dass die ganzen Ehrenamtler über die Jahrzehnte dieses Hobby in diesem Verein so möglich gemacht haben. Es sollte bei diesen Zeremonien weniger Einbahnstraße sein. Dann würde es mehr Sinn machen meines Erachtens.“
Einige Musiker:innen, die auf FB kommentiert haben, finden Ehrungen sehr wichtig, haben aber Kritik an der Art der Ehrung.
Mel: „Ich finde schon, dass man ehren darf und soll, wer schon lange dabei ist. Es ist nicht selbstverständlich so viel Freizeit in die Musik reinzusetzen.
Allerdings müssen Vereine und Kreismusikverbände ein Umdenken in der Art, wie sie das tun, bekommen.
Wenn schon vom Vorstand seltsam damit umgegangen wird, gehen die Musiker auch damit um, als sei es nichts wert. Wenn von den Kreismusikverbänden Reden von 30-60 Minuten geschwungen werden, ist dies auch nicht mehr zeitgemäß.
In einem Verein durfte ich einmal dabei sein, wo eine Ehrung richtig gefeiert wurde. Freunde hatten Plakate für diejenige gemalt und sie gefeiert wie einen Superstar. Das war ein tolles Erlebnis. Für die Geehrte, für die Musikerin und für das Publikum.“
Melanie: „Ich finde Ehrungen sehr wichtig! Ich habe jede erworbene Nadel, ob nun für Zugehörigkeit oder absolvierte Prüfung immer mit Stolz getragen.
Leider passen die Anstecknadeln optisch nur an eine Uniform. Die tragen wir nun nicht mehr, somit auch nicht unsere Nadeln…
Wäre schön, wenn es eine Alternative zu der neuen Vereinskleidung gäbe, vielleicht eine Art Jahresringe als Stickerei, aber das ist auch wieder mit Kosten verbunden…“
In diesem Zusammenhang fällt mir ein lustiges Gespräch in einer Runde ein, in der ein Ehrungs-erfahrener Bezirksvorsitzender dabei war. Er hat auf witzige Weise erzählt, wie peinlich das Anstecken einer Nadel gerade bei einer Frau sein kann… #busengrabscher
Jürgen: „Urkunde als Wertschätzung finde ich in Ordnung, sofern diese auch optisch noch was her macht. Aber leider sehen die Urkunden mittlerweile oftmals ‘aus’, als ob die Wertschätzung bei 20 Cent Materialkosten endet. Da hilft dann auch keine Mappe als Umverpackung. Zu den Nadeln habe ich persönlich ein ganz gespaltenes Verhältnis. Wenn erst eine Lupe benötigst, um diese vom JMLA Abzeichen zu unterscheiden und diese sich dann in Gesellschaft des Pins der Lieblingsbrauerei, der wertiger wirkt, mit weiteren Pins am Revers, befindet. Auch hier ist der vermeintliche Sparzwang in meinen Augen fehl am Platz. Wenn sich hieran etwas ändert, tolle Sache. Bleibt es wie es ist, danke nein.“
Cordula: “Ich finde: Ehre, wem Ehre gebürt!
Jedoch ich bin absolut bei Thomas, dass man da eine heilige Kuh angreift. (Anm. AL: bezieht sich auf den Kommentar von Thomas: “Du greifst eine heilige Kuh an, liebe Alexandra”.)
Musiker:innen, die sehr lange Zeit bei einem Verein sind, haben es verdient eine Ehrung zu erhalten, wenn sie, wie Otto sagt, den nötigen Einsatz für den Verein zeigen. (Es hilft keinem Verein lediglich Mitglieder am Papier zu haben, die aber bei Proben und Auftritten nicht da sind). Ebenso gebührt es Musiker:innen, die Verantwortung im Verein übernehmen / übernommen haben, nach gewisser Zeit eine Anerkennung für die zusätzliche Leistung zu erhalten.
Auch Musiker:innen, die nicht so lange dabei sind, jedoch dies als Ansporn. (Es bleibt zu diskutieren, ob man für 10 Jahre im Verein eine Ehrung vergeben muss, oder Dankesehrungen, wenn Musiker:innen nach xy Jahren aufhören.)
Was ich enorm kritisch sehe ist, Ehrungen an Menschen zu vergeben, die es nur “aufgrund” der Funktion und “abgesessenen” Zeit bekommen (quasi Alterserscheinungen, ohne Leistung). Und auch Ehrentitel (Ehren-Obmann und Ehren-Kapellmeister) für Menschen die solch ein Amt weder in der Zeit, noch in der dazu gehörigen Qualität ausgeführt haben. (Ein:e Ehrenkapellmeister:in bzw. Ehrenobmann / Ehrenobfrau hat normalerweise sehr viele Jahre gewirkt und den Verein maßgeblich geprägt und mit diesem Titel wird der Person ein Denkmal gesetzt.)
Aber das sind lediglich meine persönlichen Gedanken dazu.”
Alexander: “Ja und auch sehr wichtig, viel entscheidender finde ich die Frage nach einem angemessenen Rahmen. Dieser sollte eher zeitgemäß sein/werden. Wo ernennt man Ehrenmitglieder? Wo übergibt man Bronzene, Silberne etc…..Ich denke, die Zeiten in denen alles beim Jahreskonzert geschieht, sind vorüber, wer hat schon Lust sich vorgeschriebene Verbandslaudatien in einem tollen Konzertprogramm anzuhören?”
Tatsächlich sprach sich der überwiegende Teil der Kommentatoren für eine Ehrung mit Urkunde und Nadel aus. Manche ohne „Wenn und Aber“. Nachfolgend einige der Kommentare von Personen, die ihre jeweilige Meinung auch begründet haben.
Chris: „Ich denke, dass die Ehrungen der Aktiven wichtig sind. Die Jüngeren (10 Jahre) spornt es an, dem Hobby und Verein treu zu bleiben und den Älteren (30 Jahre und mehr) zeigt es die Dankbarkeit für die Treue und Wertschätzung, getreu dem Motto “Ehre, wem Ehre gebührt”.“
Harald: „Auf jeden Fall. Man drückt damit Dankbarkeit für viele Jahre Engagement und Treue, sei es zum Verein und der Blasmusik insgesamt aus. Es ist wie ein Innehalten und zeigt jüngeren Mitgliedern, wie man einen Verein über viele Jahre unterstützen kann. Und die Anerkennung geht schon im Jugendbereich los. Selbst wenn es nicht jedermanns (oder Frau :-)) Sache sein mag: die überwältigende Mehrheit schätzt eine Ehrung. Und zur Not tut es anstatt einer Nadel auch mal ein Geschenkkorb oder ein Gutschein.“
Rainer: „Ich denke, einen Aspekt sollte man nicht vergessen. Das Ganze hat ja auch eine Wirkung nach außen. Der Verein, der über die Ehrung langjähriger Mitglieder berichtet, steht ja auch irgendwie für Kontinuität.“
Musikvereinigung Oberhausen 1889 e. V.: „Wir finden Ehrungen sehr zeitgemäß und wichtig. Sie drücken in erster Linie Dankbarkeit und Wertschätzung der Menschen gegenüber aus, die viele Stunden ihrer Freizeit einem Verein bzw. Hobby widmen. Ob es eine Nadel, eine Urkunde oder wie wir es gerne halten, ein persönliches Geschenk ist, ist dann wiederum nur eine Randnotiz.“
Jochen: „Also man kann ja die ein oder andere Tradition überdenken aber Ehrungen – ich finde schon, dass man so etwas beibehalten muss.
Ich finde es immer wieder schön wenn verdiente Musiker:innen und Mitglieder zum Jahresende auf der Bühne stehen und dann hin und wieder 500 Jahre Ehrenamt zusammen kommen. Ehrungen sind für mich auch eine Anerkennung durch den Verein – ansonsten findet man bei Ehrenamt ja eher weniger Anerkennung bzw. bleibt viel im Verborgenen.“
Christoph: „Die 50er und 60er Ehrungen empfinde ich immer als eindrucksvolle Ereignisse und als gutes Vorbild für die jüngeren Musikerinnen und Musiker.“
Sehr nachdenklich bin ich bei diesem Kommentar geworden: „Wenn die Vereine nicht mehr ehren, wo bleibt die Wertschätzung?“
Und ein Mensch hat mich beschimpft: “Schon man was vom 4. Gebot gehört? Du sollst Deine Eltern ehren. Das gilt auch für altgediente Musiker. Respektlos. Einfach nur widerlich.”
Ist die Ehrung mit Urkunde und Nadel tatsächlich der einzige Weg, jemandem seine Wertschätzung zu zeigen? Wenn Ehrung die einzige Art der Wertschätzung im Verein ist, läuft etwas grundlegend schief.
So, jetzt bist Du, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, dran: Schreib Deine Meinung zum Thema “Ehrung mit Urkunde und Nadel” unten in das Kommentarfeld!
Auch für dieses Thema gibt es ein Dafür und ein Dagegen. Dabei kommt es immer darauf an, wie die Würdigung erfolgt. Ein paar Worte des Dankes seitens des Vereins (kann z.B. auch ein Registerkollege sein) dürfen für ein langjähriges Mitglied auch einmal öffentlich ausgesprochen werden. Das reicht dann im Regelfall auch aus. Am schlimmsten finde ich, wenn die Urkunde dann noch vorgelesen wird. Die Nadel muss auch nicht zwangsweise angesteckt werden, man kann sie auch in die Hand gelegt überreichen. Überreicht man die Ehrungen in der GV, dann bleibt meistens genügend Zeit für die entsprechende Wertschätzung. Allerdings darf jeder Verein selber entscheiden, wann, wie und wo man Ehrungen durchgeführt und überreicht.
Herzlichen Dank lieber Rainer für Deinen Kommentar aus der Sicht von jemandem, der bereits sehr viele Ehrungen durchgeführt hat und regelmäßig Ehrungen durchführt.
Liebe Grüße, Alexandra
Als Verbandsdirigent habe ich öfter die Aufgabe Musiker/innen zu ehren.
Ich mache dies sehr gerne, denn es ist eine Möglichkeit, den zu Ehrenden vor ihrem meist heimischem Publium einmal Dankeschön für Ihre Treue zum Verein und zur Musik zu sagen.
Ob dies noch zeitgemäß ist, ist natürlich eine gute Frage, Alexandra – für mich ist und bleibt es auch in der jetzigen Zeit, in der so mancher Verein ums Überleben kämpft, eine Geste der Wertschätzung und sollte bleiben, denn diese “langjährigen” haben dafür gesorgt, daß diese Vereine alle Krisen überstanden haben!
Die Tatsache das nicht alle das gleiche “leisten” ist natürlich ein Kriterium, aber welcher Maßstab soll hier gelten?
Das gilt doch auch allgemein für die gesamte Bevölkerung – die einen sind die “Macher”, die anderen die “Bremser” und die meisten einfach Mitläufer. Aber jeder, auf seine eigene individuelle Art war dem Verein treu und ehrenwürdig!
Klares Ja, das braucht es. Selbstverständlich ist das respektvolle Miteinander noch wichtiger, aber es ist gut, wenn etwas eine gewisse Form hat. Der passende Ort ist nicht das Jahreskonzert, sondern die Mitgliederversammlung, die Aktivenbesprechung oder das Sommerfest. Es gibt Leute, denen ist das egal, anderen ist es sehr wichtig. Aber unter letzteren sind auch die Jungspunde. Auch der Verein sollte sich so eine Ehrung langjähriger Mitglieder als Mindeststandard setzen. Wer 25, 40 oder 50 Jahre dabei ist, gehört auf jeden Fall zu den Treuen und Engagierten, an die gedacht werden muss. Wenn solche Jubiläen vergessen werden, fehlt es auch anderswo.
Wie man ehrt, wenn man ehrt – mit Nadel, mit Urkunde, mit was anderem; beim Konzert, bei der Mitgliederversammlung, bei anderer Gelegenheit – kann und braucht nach meinem Dafürhalten nicht pauschal beantwortet zu werden. Hier haben unterschiedliche individuelle Lösungen die gleiche Berechtigung, wenn sie vor Ort funktionieren. Das sind letztlich nur Details.
Die Frage, ob man überhaupt feste Jubiläen pauschal beehren sollte, halte ich eher interessant für eine allgemeine Diskussion. Richtig ist, dass eine im Tagesgeschäft regelmäßig kommunizierte Wertschätzung wertvoller ist als ein formeller Akt. Das macht diesen aber nicht per se wertlos. Ich für meinen Teil finde es durchaus lohnend, immer mal wieder in irgendeinem größeren Kreis ins Bewusstsein zu rufen, dass einige Leute schon richtig lange im Boot sind. Weil das nämlich nicht egal ist. Die Sorge, dabei jemanden zu ehren, der es eigentlich nicht verdient, finde ich dabei ein bisschen übertrieben. Es mag streng genommen nicht ganz fair sein, jemanden, der sich wenig einbringt, genau so zu ehren wie jemanden, der sich viel einbringt. Aber was hätte der zweite davon, wenn der erste nicht geehrt wird? Lieber einmal zu viel als zu wenig. Und was man sicher nicht will, ist, Gericht darüber zu sitzen, wer eine Ehrung verdient und wer nicht. Aber das war, denke ich, auch gar nicht die Intention des Arguments. Wie ich es verstehe, war die Intention, diesen Konflikt zu umgehen, indem man einfach grundsätzlich keine Mitgliedschaftsdauer mehr auszeichnet. Aber ich finde, das hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ich finde gut, eine gewisse formale Systematik zu haben. Wie gesagt, nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu einer gelebten wertschätzenden Grundstimmung. Wenn man regelmäßig systematisch draufschaut, wird auch keiner übersehen.
Ein sehr schön aufgemachter und recherchierter Bericht den ich lesen durfte. Wie heißt es so schön: “Ehre wem Ehre gebührt”. Mich hat vor allem auch die Erwähnung jener Vereinsmitglieder angesprochen, die möglicherweise zwar lange in einem Verein sind, aber oft durch Abwesenheit glänzen, eigentlich Karteileichen sind, eher eine schlechte Leistung zeigen (klar, wenn man nie in der Probe ist, kann man die Musikstücke auch nicht beherrschen). Dieser Aspekt wird bei den Ehrungen meist übersehen, ist aber gegenüber den langjährigen und aktiven Mitgliedern eigentlich unfair. Dennoch halte ich persönlich entsprechende Ehrungen mit Urkunde und Anstecknadel auch weiterhin für eine wichtige und wertschätzende Sache.
Musikalisch und administrativ Aktive sollten von den Verbänden beim Jahreskonzert geehrt werden. Wäre es heutzutage ein zu großer Verwaltungsaufwand, wenn die Antragstellenden die Betreffenden fragen würden, ob sie eine Anstecknadel oder/und eine Urkunde haben wollen ? Ehrungen langjähriger fördernder (“passiver”) Mitglieder durch Vereinsvorstände gehören nicht ins Jahreskonzert, sondern in eine andere musikalische Veranstaltung wie z.B. ein Unterhaltungskonzert. In beiden Fällen sollten die musikalischen Leitungen bestimmen, wann im Programmablauf der Ehrungen stattfinden.
Ich finde Ehrungen für aktive Musikerinnen und Musiker nach wie vor für zeitgemäß und wichtig. Ich habe schon sehr viele Ehrungen durchgeführt und das Feedback war stets positiv. Die Wertschätzung für langjähriges Musizieren kommt hier wunderbar zum Ausdruck. Passive Mitglieder müssen in der GV geehrt werden , sie haben bei einem Konzert nichts verloren. Über die Art der Ehrungen muss Konsens bestehen, dass sie nicht zu lang sind , sie sollten sehr hochwertig sein und das soziale Engagement für dieses Hobby beinhalten. Inzwischen hat es sich eingebürgert, die Ehrungen im Vorfeld des Konzertes oder in der Konzertpause zwischen zwei konzertierenden Vereinen einzubauen. Das ist eine richtige Entscheidung, nicht zwischen den Musikausführungen zu ehren. Ob eine Urkunde vorgelesen wird oder nicht ist eine marginale Randerscheinung, wir reden hier im Sekundenbereich.
Hallo zusammen, wenn man die Ehrungen abschafft, schafft man auch etwas aus der Kultur ab, aus der sie wurzelt. Danach werden die Uniformen und Trachten abgeschafft und dann die Traditionsstücke. So verfällt das Ganze in die Bedeutungslosigkeit. War gestern bei einer Maibaumaufpflanzung dabei und da ist eigentlich alles intakt: die Vereine in ihren Uniformen und Trachten, eine Musikdarbietung vom Traditionsmarsch bis Elton John und eine Ehrung vor dem ganzen Auditorium, das sich Dorf nennt, und wo man sehen konnte, wie anerkannt der Kulturträger “Musikkapelle” in der Gesellschaft dasteht.