Blasmusik – Traditionen bewahren? Traditionen überdenken?

In einem Workshop kürzlich zum Thema Zukunft der Musikvereine haben einige Teilnehmer:innen bei der Frage nach der Besonderheit ihres Musikvereins geantwortet: „Das Bewahren der Tradition“ oder das „Leben von Traditionen“. Doch eignen sich diese Aussagen auch als Argumente für das Spielen in einem Blasorchester für unsere Werbemaßnahmen, beispielsweise beim Suchen neuer Musiker:innen?

Die Übung mit der Frage „Was ist das Besondere oder das besonders Tolle an Deinem Musikverein?“ mache ich in fast jedem Workshop gleich zu Anfang. Wenn jeder sich auf die schönen Momente im Musikverein konzentriert, gibt das gleich eine gute Stimmung. Es ist wichtig für den weiteren Verlauf des Workshops, dass alle eine positive Haltung zum Verein und einen offenen Geist haben. Aber diese Übung hat noch eine zweite Absicht: Die Argumente, die dabei gesammelt werden, eignen sich hervorragend für Werbebotschaften, wenn wir beispielsweise auf der Suche nach neuen Mitgliedern sind.

Doch im speziellen, oben genannten Fall sind mir große Zweifel gekommen. Ist es eine gute Idee mit dem Bewahren oder dem Leben von Traditionen zu werben?

Wir hängen in vielen Traditionen fest…

  • Wir begleiten Prozessionen bei kirchlichen Festen – es gibt Orte, da sind das mehrere pro Jahr
  • Wir umrahmen kirchliche und weltliche Feiern, wie zum Beispiel Erstkommunion, Volkstrauertag, u. ä.
  • Wir ziehen am 1. Mai frühmorgens mit Märschen zum Wecken durch’s Dorf
  • Wir tragen Uniformen und Trachten
  • Wir marschieren in Festzügen und spielen bei Schützenfesten
  • Wir spielen bei Beerdigungen das militärische Lied „Vom guten Kameraden“
  • Usw.

Ist das alles für Musiker:innen attraktiv? Macht das jungen Musikerinnen und Musikern Lust, vom Jugendorchester ins große Blasorchester – „den Musikverein“ / „die Musikkapelle“ – zu wechseln?

Immer wieder fällt mir im Gespräch bei Musikvereinen auf, dass der Wunsch, wieder mehr junge Leute in den Musikverein bzw. das „Stammorchester“ zu bekommen, sehr stark da ist. Aber nur zu den Bedingungen, wie sie bereits vorherrschen. Sobald die jungen Musiker:innen im „großen Orchester“ mitspielen, wird von ihnen verlangt, dass sie selbstverständlich auch bei allen Anlässen, die es zu spielen gilt, dabei sind. Tracht bzw. Uniform muss korrekt angezogen sein (Stichwort Turnschuhe, weiße Socken, usw.). Oftmals ist der Ton, in der diese „Forderungen“ gestellt werden, nicht gerade freundlich – um es vorsichtig auszudrücken. „Das war schon immer so“, bzw. „Das haben wir schon immer so gemacht“ sind oftmals die einzigen Begründungen, die geäußert werden.

Doch, warum spielen wir die Fronleichnamsprozession? Warum begleiten wir die Erstkommunionkinder zur Kirche und holen sie anschließend wieder mit Musik ab? Warum ist es wichtig, dass wir ordentlich in Einheitskleidung auftreten? Oder eine ganz andere Frage: Warum gibt es so viele Arbeitseinsätze, z. B. bei Dorffesten? Brauchen wir die wirklich alle, um den Musikverein zu finanzieren?

In der Jugendarbeit setzen wir darauf alles zu tun, damit die Kinder und Jugendlichen Freude am Musizieren haben. Dann kommen sie ins große Orchester und müssen so viele Dinge tun, die mit Musizieren, tollen Konzerten und überhaupt mit Musik nichts zu tun haben. Ich denke, vor allem die jungen Musiker:innen haben es verdient, dass wir erstens unsere Traditionen überdenken und zweitens Argumente kommunizieren, die die Wichtigkeit von Anlässen ehrlich begründen.

Nehmen wir einmal das Beispiel Erstkommunion. Bei uns in der Gemeinde Hartheim werden die Kinder im Gemeindehaus von der Trachtenkapelle abgeholt. Mit einem Prozessionsmarsch werden sie in die Kirche begleitet. Nach dem Gottesdienst werden noch Märsche gespielt. Vielleicht ist es das erste Mal, dass die Kommunionkinder und ihre Familien mit dem örtlichen Musikverein in Berührung kommen bzw. dass sie überhaupt ein Blasorchester sehen und hören. Und wie präsentieren sich bei diesen Gelegenheiten die Musikvereine? Zumindest nicht kindgerecht. Und das, obwohl Kommunionkinder unsere Top-Zielgruppe sind. Die Kinder sind bei der Erstkommunion etwa acht oder neun Jahre alt, also genau im richtigen Alter, ein Instrument zu lernen. Die Chance jedoch, uns als etwas Besonderes zu präsentieren, nehmen wir bei diesem Anlass nicht wahr. Anderes Beispiel zum gleichen Thema: Bei einer Zukunftswerkstatt kam genau dieses Thema auf. Dort ist es Usus, wenn die Kinder aus der Kirche kommen, Choräle zu spielen. Ich habe dann gefragt: „Warum spielt Ihr nicht etwas, was die Kinder erfreut und das sie kennen?“ Ich habe den Vorschlag gemacht, man könnte ja auch Let it Go aus Frozen spielen… (Achtung: Es ging um die Musik nach dem Gottesdienst!) Von einem älteren Herrn wurde dieser Vorschlag nicht gerade positiv aufgenommen… Schließlich “gehört es sich”, dass Choräle gespielt werden. Super Begründung…

Die kirchlichen und weltlichen Anlässe innerhalb der Gemeinde sind die einzige Gelegenheit für Musikvereine sich in der Öffentlichkeit außerhalb der Konzerte zu zeigen und sich einem Publikum zu präsentieren, das nicht üblicherweise zu den Konzerten kommt. Nun tauchen wir als Musikverein gerade bei diesen Anlässen als klägliches Häuflein auf und spielen dann auch noch altmodische Stücke und diese nicht gerade kultiviert. Wenn wir uns schon in der Öffentlichkeit zeigen und hören lassen, dann müssen wir uns auch bestens präsentieren. In Musik und Auftreten. Wenn wir uns öffentlich mit dem Musikverein präsentieren, ist das schließlich immer Werbung für uns. Im Positiven wie im Negativen. Genau bei diesen Anlässen können wir uns einen Ruf aufbauen. Und wenn dieser schlecht ist, werden wir das negative Image nicht so schnell los.

Meine Empfehlung: Entweder richtig und gut machen, oder die Tradition überdenken. Gegebenenfalls Alternativen suchen und neue Ideen ausprobieren.

Es gibt noch eine andere Facette dieses Themas: Wenn wir die kirchlichen und weltlichen Anlässe, also die „Pflichttermine“ in der Gemeinde nicht mehr spielen, geht ein Stück Kultur verloren. Viele dieser Anlässe gehören zur kulturellen Identität der Gemeinde. Das gleiche gilt für die Gemeindefeste und sonstigen Events, bei denen wir auch als musikalische Begleitung gefragt sind, aber vor allem als „Wirte“. Mit diesen Events verdienen viele Musikvereine ihr Geld. Allerdings nicht mit ihrer Kernkompetenz – Musizieren! – sondern mit dem Frittieren von Pommes und dem Grillen von Steaks. Oftmals stehen dabei aber Aufwand und Ertrag in keinerlei Verhältnis. Darüber hinaus ist Ärger im Vorfeld oft schon vorprogrammiert. Ich beneide die Menschen nicht, die sich für die Arbeitseinsatzpläne verantwortlich zeichnen. Ich beneide auch „immer die Gleichen“ nicht, die beim Auf- und Abbau selbstverständlich dabei sind, während es auch „immer die Gleichen“ sind, die genau bei diesen Einsätzen nicht dabei sind. Andererseits habe ich auch Verständnis. Ich bin schließlich auch im Musikverein, weil ich Musik im Blasorchester spielen möchte und nicht um stundenlang bei einem Gemeindefest zu schuften. Und auch bei diesem Thema sagt mir eine leise Stimme: „Wenn wir als Musikverein nicht dabei sind, fehlt uns Geld in der Kasse. Wir nehmen eine Gelegenheit, uns als aktiver Verein innerhalb der Gemeinde zu zeigen, nicht wahr. Wenn wir als Musikverein bei diesem Fest nicht dabei sind, wird es dieses demnächst nicht mehr geben und eine Möglichkeit, dass die Menschen der Gemeinde zusammenkommen und feiern, geht verloren.“

Wenn ich manche Musikvereine sehe, denke ich oft „Ojeoje, wenn ich das beim Musizieren anziehen müsste, würde ich da auf keinen Fall mitspielen!“ Viele der Uniformen sind in die Jahre gekommen, haben altmodische Schnitte, schwere Stoffe und grauslige Farben. Stellen wir uns die Situation vor: Junge Musiker:innen kommen in den Musikverein und müssen dann diese Kleidung – 20, 25 oder gar 30 Jahre alt – anziehen… Leute, ich kann’s denen nicht verdenken, dass sie dabei das Weite suchen… 30 Jahre alte Anzüge, Kostüme oder Kleider tragen die Menschen im privaten Bereich nicht mehr… die sind längst in der Altkleidersammlung.

Denkt immer daran: Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Musiker bzw. eine Musikerin im Blasorchester der eigenen Gemeinde bleibt. Wir sind heutzutage mobil. Wir verbringen unsere Freizeit da, wo es uns gefällt. Ist ein Musiker ambitioniert und wird im „Heimatverein“ nur traditionelle Musik und leichte Unterhaltungsmusik gespielt, ist er weg. Wird von einer Musikerin verlangt, dass sie altbackene Kleidung anzieht, geht sie dahin, wo ihr die Einheitskleidung besser gefällt. Will ein Musiker lediglich Musik machen und nicht auch noch viele Stunden Arbeit leisten, dann wird er in den Musikverein gehen, in dem die Musik im Vordergrund steht.

Bei meinen Workshops „Mitglieder finden und binden“ sage ich das regelmäßig. Bei einem dieser Workshops antwortete einer der Teilenehmer: „Ich glaube, dann bin ich hier im Workshop falsch.“ Offensichtlich dachte er, dass er Handlungsempfehlungen bekommt, wie er die Musiker:innen dazu bringt, bei genau den gleichen Bedingungen und Traditionen innerhalb des Musikvereins zu 100% mitzuziehen… Nun, ich glaube auch, dass er mit dieser Einstellung im falschen Workshop war…

Ich möchte die Vereinsverantwortlichen dazu bringen, das eigene Vereinsleben, den eigenen Musikverein unter die Lupe zu nehmen. Selbstkritisch nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen. Zu schauen, wie das eigene Blasorchester attraktiver wird. Die Vereinsverantwortlichen sollen sich nicht mit den „äußeren Gründen“ (siehe dazu mein Beitrag Musiker:innen finden und binden) zufrieden geben, sondern nach Qualität in der Musik, der Organisation, der Jugendarbeit und dem sozialen Miteinander streben. Nur wir selbst können uns ändern. Wir können schließlich – als Beispiel genannt – nicht die Ganztagsschule abschaffen und wir können auch den jungen Leuten nicht verbieten, zum Studieren in eine andere Stadt zu ziehen.

Kommen wir noch auf die Kultur zu sprechen. Blasorchester in Gemeinden – vor allem in dörflich geprägten – sind Kulturgut. In Österreich gehören Musikkapellen seit dem Jahr 2023 zum immateriellen Kulturerbe der österreichischen UNESCO-Kommission. Der ÖBV – Österreichische Blasmusikverband hat sich dafür eingesetzt und stark gemacht. Zur speziellen Kultur in Europa gehören Blasorchester und Musikvereine tatsächlich. Jedoch müssen wir diesem Auftrag auch gerecht werden – vor allem, wie oben schon beschrieben – in der Qualität der Musik, der Organisation, der Jugendarbeit und dem sozialen Miteinander. Das sind die vier Stellschrauben, die uns zur Verfügung stehen, um unsere Musikvereine attraktiv und zukunftssicher aufzustellen.

Ich verstehe voll und ganz, wenn langjährige Musiker:innen in Musikvereinen sagen, sie sind stolz auf die Traditionen. Doch das eignet sich heute aus oben genannten Gründen nicht mehr als Argument für das Spielen in einem Musikverein. Werben wir jedoch mit der Kultur, hat das einen ganz anderen Stellenwert. Zu diesem Ergebnis sind wir bei einem Spezial-Workshop für Verantwortliche in Spielmannszügen gekommen. Die Spielmannszüge sind noch viel mehr in ihren alten Traditionen verankert und haben oftmals auch einen sehr schlechten Ruf. Wenn sie uns jedoch nach und nach wegsterben, geht ein Kulturgut verloren. Aber auch in den Spielmannszügen heißt es, dass die „das haben wir immer schon so gemacht“-Dinge überdacht werden müssen.

Noch eine kleine Geschichte aus einer Zukunftswerkstatt. In einer Pause kam eine Musikerin mit US-amerikanischen Wurzeln zu mir und sagte, „Ich habe nicht gewusst, dass ich einem Verein beitrete und damit Pflichtveranstaltungen und Pflichten verbunden sind… Mein Kollege hat, als er hörte, dass ich Saxophon spiele, gesagt, komm zu uns, bei uns kannst Du auch spielen.“ Auf Grund ihres Jobs ist es ihr gar nicht möglich, alle Anlässe, die über die rein musikalischen gehen, zu bedienen. Es ist auch nicht möglich, eine verantwortungsvolle Aufgabe in der Vereinsorganisation zu übernehmen. Was sie dabei quält: Sie trägt dadurch ein schlechtes Gewissen mit sich rum und will ihren Kollegen natürlich auch nicht dadurch verärgern, dass sie den Verein wieder verlässt.

Wie stehst Du zum Thema „Traditionen im Musikverein“? Schreib Deine Meinung gerne ins Kommentarfeld weiter unten auf dieser Seite Vielen Dank.

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    18 thoughts on “Blasmusik – Traditionen bewahren? Traditionen überdenken?

    • 2. Januar 2024 at 9:50
      Permalink

      Hallo Alexandra,
      vielen Dank für diesen tollen Artikel. ich finde es toll wie du diese sehr polarisierende Darstellung formuliert hast.
      Da ich als Musiklehrer Musikschulleiter,
      Dirigent und aktiver Musiker ein absoluter Vereinsmensch bin, kann ich deine Ansichten komplett teilen.
      Schon seit mehreren Jahren erlebe ich es, dass Kinder und Jugendliche aber auch Erwachsene gerne Musizieren, aber aus dem von dir genannten Gründen nicht mehr im Verein ankommen.
      Das Problem ist das die Vereine an der Zielgruppe vorbei arbeiten,die sie eigentlich gewinnen wollen.
      Noch schlimmer als an kirchlichen Anlässen wie z.B der Volkstrauertag finde ich das öffentliche Auftreten an Fasching und Karneval und ist in Sachen Spieler-Neufindung absolut kontraproduktiv.
      Da spielt man bei Anlässen, an der die Zielgruppe zahlreich & gut gelaunt vertreten ist, und macht zum Teil Musik die qualitativ sehr zu wünschen übrig lässt, so quasi unter dem Motor “für Fasnacht passt das schon so”
      Ich denke gerade bei Anlässen an denen Kinder und Jugendliche anwesend sind, ist es wichtig durch qualitativ gute Musik, die dem Musikgeschmack der Generation entspricht, präsenz zu zeigen und zu demonstrieren das musizieren im Verein etwas sehr Positives und bereichendes ist. Ich finde außerdem das Tradition und Innovation nicht unbedingt Widersprüche sind, sondern es den Vereinen gelingen muss beide Richtungen nach außen zu vertreten. Ich hoffe das ganz viele Vereinsvorsitzende und Dirigenten deinen Artikel lesen und sich einmal Gedanken machen wie man diese Probleme angehen kann.
      Liebe Grüße
      Gottfried Hummel

      Reply
      • 2. Januar 2024 at 17:35
        Permalink

        Gottfried, du schreibst: “… Noch schlimmer als an kirchlichen Anlässen wie z.B der Volkstrauertag finde ich das öffentliche Auftreten an Fasching und Karneval und ist in Sachen Spieler-Neufindung absolut kontraproduktiv…..” Unser Musikverein spielt im Bonner Karneval und ist auch bei Karnevalsumzügen dabei. Ich habe innerhalb der letzten 30 Jahre nicht feststellen können, dass dies dem Verein irgendwie geschadet hätte. Im Gegenteil, gerade bei den Umzügen können wir den Verein präsentieren und wir bekommen dort auch Beifall von den Zuschauern.
        Viele Grüße, Christoph

        Reply
        • 3. Januar 2024 at 9:13
          Permalink

          Hey Christoph,
          das freut mich das es bei euch an Fasnacht anders ist.
          So soll es ja auch sein.
          Aussagen lassen sich ja auch nicht verallgemeinern und haben auch immer die eigene Wahrnehmung und das persönliche Umfeld als Empfinden.
          Liebe Grüße Gottfried

          Reply
    • 2. Januar 2024 at 9:55
      Permalink

      Liebe Alexandra,
      Wie immer hast Du Dir da intensiv Gedanken gemacht und Deine Argumente verständlich beschrieben.
      An einer – meiner Meinung nach entscheidenden Stelle – tappst Du aber eventuell ebenfalls in die „das ist schon immer so“ Falle, vermutlich ohne es bemerkt zu haben. Zitat: „ Die Kinder sind bei der Erstkommunion etwa acht oder neun Jahre alt, also genau im richtigen Alter, ein Instrument zu lernen.“
      Ich bezweifle inzwischen (nach über 20 Jahren intensiver Beschäftigung mit dem Thema) stark daran, dass dieser Satz fundiert begründet werden kann. Ausser mit dem Argument, dass es doch schon immer so ist.
      Dieser so entscheidende Punkt für die Zukunft der Musikvereine wird meines Erachtens nicht ausreichend hinterfragt und wird letztendlich deshalb so gesehen, weil es halt schon immer so ist.
      Ich habe den Wunsch, dass dies der erste Punkt ist, an dem Traditionen überdacht werden, weil hier möglicherweise die größten Fehler gemacht werden, die sich Zukunfts-schädigend auf die Vereine auswirken.

      Reply
      • 2. Januar 2024 at 10:01
        Permalink

        Hallo Christoph,
        In diesem Beitrag geht es nur um die Tradition, bei einer Erstkommunion Literatur zu spielen, die nicht gerade dazu geeignet ist, auf das Spielen in einem Musikverein Lust zu machen. Das Thema was das richtige bzw. das ideale Alter ist, ein Instrument zu beginnen, können wir gerne einmal in einem extra Beitrag besprechen. Hier gibt es unterschiedliche Ansichten und es kommt auch darauf an… Liebe Grüße und ein gutes Neues Jahr, Alexandra

        Reply
        • 2. Januar 2024 at 10:17
          Permalink

          Im musikalisch-pädagogischen Bereich gibt es ebenfalls viele „Traditionen“, die häufig noch weniger reflektiert werden, als die von Dir beschriebenen.
          An der zitierten Stelle überschneiden sich die Bereiche. Kinder mit 8 oder 9 ein Instrument lernen zu lassen ist möglicherweise nicht der beste Weg für die Zukunfts-Sicherung von Musikvereinen, weshalb es langfristig kontraproduktiv sein könnte, sie an der beschriebenen Stelle als Zielgruppe für die Nachwuchsgewinnung auszumachen.
          Ich glaube, dass pädagogische Fehler (hier das Anfangsalter am Instrument) mindestens so große Auswirkungen auf die Zukunftsfähigkeit von Vereinen haben und dass sie den von Dir beschriebenen Teil der Traditionen unmittelbar beeinflussen, bzw. nicht getrennt davon gesehen werden sollten.

          Reply
          • 2. Januar 2024 at 12:05
            Permalink

            Hallo Alexandra,

            diese Traditionen sind bei uns auch immer wieder Thema. Wenn es darum geht z.B. am Palmsonntag um 08:30 Uhr die Palmprozession im Nachbarort zu spielen. Da schreien alle juhu. Vor allem weil oft mehr Musikant:innen als Kirchenbesucher:innen da sind. Da stellt sich uns oft die Frage wer hält hier an Traditionen fest? Es ist trotzdem so, dass mit diesen “Pflichtterminen” auch Geld in die Kasse kommt. Allein schon deshalb, da diese Termine konstant sind.
            Wir versuchen an solchen Terminen, wie z.B. Erstkommunion, keine Choräle zu spielen, sondern einigermaßen moderne Stücke. Es ist halt auch so, dass man nicht die ganze neue Noten kaufen kann.
            Es ist oft mehr ein Aufrechterhalten der Traditionen.
            Über Musikerzuwachs, egal in welchem Alter, können wir uns nicht beschweren.
            Natürlich ist es bei auch so, dass bei gewissen Veranstaltungen/Terminen immer die gleichen da sind.
            In diesem Sinne ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2024.
            Viele Grüße
            Christine Heckl
            2. Vorsitzende
            Musikkapelle Lutzingen

            Reply
            • 2. Januar 2024 at 12:38
              Permalink

              Liebe Christine, die katholische Kirche ist ein Paradebeispiel einer Institution, die an Traditionen festhält, ob die Gläubigen sie weiterhin annehmen oder nicht… Passiert uns Musikvereinen hoffentlich nicht… Liebe Grüße und auch für Dich ein gutes Neues Jahr! Alexandra

        • 2. Januar 2024 at 12:08
          Permalink

          Geschätzte Frau Link,

          herzlichen Dank für diese treffenden Ausführungen.
          Ich denke, es ist wichtig einen guten Spagat zwischen Tradition und Neuem zu finden.
          Bestimmte Traditionen in den Dörfern können wir nicht außer Acht lassen, wenngleich wir darüber nachdenken müssen, ob alles so wie bisher Sinn macht – das haben Sie ja oben treffend beschrieben.
          Die Bürgerkapelle Schlanders spielt z. B. seit ein Paar Jahren beim jährlichen Festkonzert (auch bei Kirchenkonzerten) in schwarzer Kleidung mit blauer Krawatte oder Schal für die Damen. Das ist bis auf wenige “Traditionalisten” beim Publikum aber vor allem bei den Musiker*innen selber sehr gut angekommen. Die restlichen Auftritte absolvieren wir in der Regel in der traditionellen Tracht.
          Danke nochmal für Ihre vielen tollen Artikel und Inputs.
          Alles Gute fürs neue Jahr und viel schöne musikalische Momente!

          Kpm. Georg Horrer

          https://youtu.be/bYw_yM1BQvQ?si=YjjdOUFVejfla6Xc

          Reply
          • 6. Januar 2024 at 1:22
            Permalink

            Hallo Georg,
            wir hatten das auch ein paar Mal beim Kirchenkonzert, dass wir nicht die vollständige Uniform trugen aber dann mussten wir staunen, dass dies gerade dem Nachwuchs missfiel. Sie stehen zu ihrer Uniform, da mussten die Älteren staunen.

            Reply
    • 2. Januar 2024 at 14:44
      Permalink

      Hallo Alexandra,
      vielen Dank für Deinen wertvollen Beitrag.
      Durch zahlreiche Aufenthalte und Kontakte nach Südtirol meine ich zu verspüren, dass dort Traditionen anderst gelebt und von den jugendlichen angenommen werde wie bei uns. Trotzdem spielen viele Vereine mit vielen jungen Leuten auf sehr hohem Niveau. Was machen die anderst? Werden Traditionen besser vorgelebt und übernommen?
      Sicherlich sind teilweise alte Zöpfe abzuschneiden. Aber so sterben Traditionen, die einen teil unserer Herkunft sind auch aus. Meiner Meinung nach ist die richtige Balance zwischen traditionellen und eher zeitgemässen und auch jugendgerechten Auftritten mit entsprechemder Literatur sehr wichtig.
      Die Mischung macht’s.

      Viele Grüße aus Menzenschwand,
      Jo Kaiser

      Reply
      • 2. Januar 2024 at 14:48
        Permalink

        Danke für Deinen Kommentar lieber Jo. Die Bürgerkapelle Schlanders – siehe unten den Kommentar von Georg Horrer – ist ein Paradebeispiel aus Südtirol. Genau die Art von Orchester, die Du in Deinem Kommentar ansprichst. Wie Du an seinem Kommentar siehst werden die Traditionen behutsam überdacht und manchmal auch angepasst.

        Reply
    • 3. Januar 2024 at 6:58
      Permalink

      Liebe Alexandra Link,

      vielen Dank für Deinen Beitrag. Er greift ein Thema auf, welches mich auch sehr umtreibt. Ich für meinen Teil fände es schon gut, wenn bei den Vereinen das Verständnis da wäre, sich mit diesem Thema überhaupt einmal zu befassen.

      Leider stelle ich hier immer wieder fest, dass dies gar nicht gewünscht ist oder man vertagt es auf einen besseren Zeitpunkt, wenn nicht so viel los ist.

      Ich hoffe, dass viele Vereine dieses Thema sehr ernst nehmen und sich damit beschäftigen. Sonst wird es in Zukunft immer schwieriger werden sich als Verein zu halten und neue Mitglieder (junge oder erwachsene) zu bekommen.

      Vielen Dank für diesen Beitrag und alles Gute fürs neue Jahr.

      Viele Grüße
      Tobias

      Reply
    • 3. Januar 2024 at 8:55
      Permalink

      Hallo Alexandra,
      du schreibst es schon: “Traditionen überdenken”. Das Umfeld ist heute ein anderes als noch vor 50 Jahren, und auch die Wünsche und Bedürfnisse unserer Musizierenden ist ein anderes. Wer sich nicht anpasst ist früher oder später weg vom Fenster. Es gilt die Frage zu stellen, was jedem einzelnen Musizierenden wichtig ist, was der Kit ist, der den Verein zusammen hält (Hoffentlich nicht nur verwandtschaftliche Verhältnisse). Als Verein sind wir aber nicht isoliert, sondern es gibt auch Erwartungen und Wünschen von außen auf uns. Was erwarten erwarten weltliche und kirchliche Gemeinde von uns? Was erwarten wir im Gegenzug? Es hilft, sich das mal klar zu machen, um dann vielleicht festzustellen, dass dies oder das angepasst werden muss, oder dass die eine oder andere Aktion doch sehr wohl ihre Berechtigung hat.

      Reply
    • 3. Januar 2024 at 19:05
      Permalink

      „Tradition ist nicht das Weiterreichen der Flamme, sondern das der Glut!“

      Wenn die Tradition niemanden mehr überzeugt, keiner mehr Sinn darin sieht und es nur noch unangenehm für alle ist, sollte man sie beerdigen. Das ist meine Meinung.

      Ich kann nur begeistern, von was ich wirklich überzeugt bin, was ich liebe!

      Reply
    • 4. Januar 2024 at 14:37
      Permalink

      Hallo Alexandra,
      du hast ein Thema aufgegriffen was nicht nur mich umtreibt, wahrscheinlich die meisten von uns Allen.
      Es sollte bei allen Anlässen stimmig sein, was der musikalische Leiter vorschlägt und einstudiert, jedoch auch gelegentlich mit auf den “Tenor” seiner Mannschaft hört.
      Nicht nur bei der Erstkommunion(ca. 9jährigen) sprechen wir die möglichen Neueinsteiger an, auch am 1.Mai sind es nicht immer nur wir, wo die Bevölkerung im Morgengrauen zu wecken versuchen, selbst die eigenen Kleinkinder, mit ihren Eltern wo es noch ein bischen schwer fällt hochzukommen, werden hinter den Fensterscheiben nicht bleiben wollen und vors Haus stürmen.
      Wenn dann auch eben die passenden Titel den Maitag beglücken, kommen dann doch auch die Erwachsenen vor die Tür Rücken an Rücken.
      Aber übers ganze Jahr macht es die gute Mischung aus, der unterschiedlichsten Auftritten, weshalb man für die gute Musik im Verein leben wird.
      Wünsche Allen ein gutes neues Jahr
      Bernhard Ketterer MV Buchenbach

      Reply
    • 6. Januar 2024 at 15:14
      Permalink

      Liebe Alexandra,
      unterstreiche Deine Aussage zu 100%!!!!
      Jedoch befürchte ich, dass die Vereine auf Grund der „es war schon immer so“-Aussage bereits deutlich in Verzug sind, was das „Vereinssterben“ rundum deutlich unterstreicht. Leider! Umso wichtiger ist es die Weichen definitiv zu stellen, Traditionen zu brechen und das Kerngeschäft in den Vordergrund zu rücken!
      In dem Sinne „en guete Start is 2024“
      Roman Christoffel

      Reply
    • 10. Januar 2024 at 20:37
      Permalink

      Hallo Alexandra,
      die Musikvereine beherben einen großen Schatz: Vielseitigkeit, Freude, Gemeinschaft, und sie befördern Tugenden. Ehrenzeichen, Nadeln als Leistungsabzeichen, Kleidung gehören zur Corporate Identity. Die
      Vereine pflegen kostbare Werte die zeitlos sind und stehen auf einem soliden gesellschaftlichen Fundament. Es mag vielleicht altmodisch sein, aber ich denke man sollte die Bedeutung der Traditionen nicht unterschätzen. Man muss aufpassen dass man das Wesentliche eines Vereins und ihr Eingebundensein in kommunales und kirchliches Miteinander nicht preisgibt sondern im Gegenteil stolz sein auf sein Äußeres, sein Auftreten, sein Mitwirken. Die Sache des Musikvereins ist Musizieren. Jedoch ist seine Bedeutung als Verein noch weitaus größer zu sehen. Gemeinsinn in Gemeinden, Menschen zusammenbringen, soziales Engagement um nur einige zu nennen.
      Viele Grüße
      Fritz

      Reply

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert