Das Jahr der Tuba 2024 – Werk-Empfehlungen!

Mit Empfehlungen von u. a. Daniel Ridder, Oliver Nickel, Nicole Maack bzw. Stefan Ernst, Thomas Brunmayr und mir

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Nachdem 2023 das Jahr der Mandoline ganz und gar nicht ergiebig für uns Blasmusiker war, steht im Jahr 2024 unser aller Fundament im Rampenlicht: Die Tuba! In meinem langen Blasmusiker-Leben habe ich tatsächlich erst einmal ein Tuba-Konzert gespielt. Also, natürlich nicht die Tuba, aber Flöte im Sinfonischen Verbandsblasorchester Markgräflerland. Das war im Jahr 2011 und das Concerto for Tuba von Ralph Vaughn Williams. An der Solo-Tuba unser damaliger Musik-Vorstand und studierter Tubist Tobias Elsäßer.

Auch bei meinen vielen Konzert-Besuchen standen – soweit ich mich erinnern kann – erst wenige Male Werke für Tuba und Blasorchester auf dem Programm. Einmal beispielsweise beim Konzert des Musikkorps der Bundeswehr beim Musikfest 2019 in Osnabrück (siehe weiter unten die Aufnahme). Daniel Ridder spielte damals Follow the Wind von Magnus Hylander, das er in diesem Beitrag selbst vorstellt.

Da ich in diesem Bereich also über wenig Erfahrung als aktive Musikerin verfüge und auch in meinem früheren Leben als Musikalienhändlerin nicht sehr oft mit Werken für Tuba und Blasorchester in Berührung gekommen bin, habe ich meine Followers auf Facebook nach ihren favorisierten Stücken gefragt. Die Spezialisten meldeten sich sofort zu Wort! (Dankeschön an dieser Stelle, an alle, die kommentiert haben!)

Ich habe alle vorgeschlagenen Werke gehört (soweit es Aufnahmen in Youtube gab). Daniel Ridder, Oliver Nickel und Nicole Maack bzw. ihr Tubist Stefan Ernst haben für einzelne Werke Empfehlungen geschrieben. So bekommt Ihr in diesem Beitrag ausnahmsweise nicht nur meine Vorschläge und Empfehlungen zu lesen.

Fnugg Blue – Øystein Baadsvik

Grad 5 (Solo) 3+ (Orchester) | 7:00

Kein Werk wurde öfter genannt als Fnugg Blue des Norwegers und Profi-Tubisten Øystein Baadsvik. Und es hat mich beim Hören vom Hocker gehauen! Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass mich ein Werk für Tuba und Blasorchester vor dem Bildschirm zum Tanzen bringt (na, Kopfkino?). Heimatland, ist das klasse! (Ich wollte “geil” schreiben, aber das Wort gehört zu den Worten, die ich auf dem Blasmusikblog nicht verwenden will.) Wenn es einem Blasorchester gelingt, einen Tubisten zu finden, der das Spielen kann, ist ein tobendes Publikum im Konzertsaal sicher!
Fnugg Blue gibt es sowohl für Tuba und Blasorchester als auch mit Brass Band und mit Sinfonieorchester-Begleitung.

Bestellmöglichkeit: Fnugg Blue

In der Fassung für Tuba und Blasorchester habe ich das Video der Stadtjugendkapelle Herzogenaurach gefunden. Ihr könnt in dieser Aufnahme auch gleich erkennen, wo die Schwierigkeiten im Orchester liegen:

Und hier eine Fassung mit dem Meister Øystein Baadsvik selbst und einem Brass Ensemble:

Daniel Ridder
Daniel Ridder

Es hat mich sehr gefreut, dass sich auf meinen Aufruf in Facebook hin sofort, umgehend Daniel Ridder, seines Zeichens Tubist im Musikkorps der Bundeswehr, gemeldet hat. Wer, wenn nicht er, kennt die besten Werke für Tuba und Blasorchester? Lest im Folgenden vier seiner Empfehlungen.

Follow the Wind – Concertino for Contrabasstuba – Magnus Hylander

Grad 5 | 10:15

Daniel Ridder: „Ich persönlich mag Follow the Wind sehr gerne, weil es endlich mal eine tolle Komposition für ein Symphonisches Blasorchester und eine Solo-Kontrabasstuba (B-Tuba) ist.

Der erste Teil des Concertinos ist im Stil von Schostakowitsch, der zweite Teil eine schöne, langsame Melodie, der dritte Teil eine Mischung aus schwedischer Volksmusik und keltischem Stil mit einer anspruchsvollen Kadenz.

Ein wirklich extrem schönes Stück Musik, das ALLE Facetten der Kontrabasstuba abbildet.“

Bestellmöglichkeit: Follow the Wind

Tuba Concerto – Satoshi Yagisawa

Grad 5 | 14:00

Daniel Ridder: „Ein ca. 15-minütiges Werk für F-Tuba und Symphonisches Blasorchester.

Es hat drei Sätze und eine große Kadenz am Ende des dritten Satzes. Alle Sätze sind von ganz unterschiedlichem Charakter: technisch, lyrisch, heiter, ernst und überaus anspruchsvoll für Tuba und Orchester.

Es ist für den Solisten und für das Orchester eine Freude zu musizieren. Es sprudelt nur so vor Energie…“

Bestellmöglichkeit: Tuba Concerto

Tuba Total – Alexander Reuber

Grad 5 | 11:00

Daniel Ridder: „Eine Komposition, die für mich geschrieben wurde. Meine Vorgabe war, ein Konzert zu schreiben, das im Stil der Filmmusik klingt.

Das hat Alexander sehr gut gemacht. Extrem schwere Passagen (Vier Oktaven müssen abgedeckt werden!), verbunden mit sehr schönen lyrischen Momenten und einer großen Kadenz, machen das Konzert zu einem wirklich tollen und anspruchsvollen Werk für Solo F-Tuba und Symphonisches Blasorchester.“

Bestellmöglichkeit: Tuba Totalzum jetzigen Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht.

El Gigante de Hierro – Ferrer Ferran

Grad 5 | 15:00

Daniel Ridder: “Ein dreisätziges Werk des spanischen Komponisten Ferrer Ferran. Es wurde 2018 für die Spanische Tuba Organisation AETYB geschrieben.

Der Komponist selbst äußert sich über sein Stück: “Sein Glück, seine Entschlossenheit und sein Selbstvertrauen streben danach, sich selbst zu vertrauen und so das scheinbar Unmögliche zu erreichen.” Selbstvertrauen am Instrument ist erforderlich, um das Menschwerden des Giganten auf die Bühne zu bringen.

Im 1. Satz – “Andante Festivamente” – beschreibt Ferran den Giganten und all seine Größe. Schwierige technische Stellen im Solopart wechseln sich mit wunderbar lyrischen Passagen ab. Im 2. Satz – “Lento molto espressivo con amore” – wird der Gigant schon menschlicher, und Ferran schreibt eine wunderschöne Melodie, bei der der Solist auch mal nur die Nebenmelodie spielt.

Schließlich im 3. Satz ist der Gigant menschlich geworden, und schnelle, virtuose Stellen, in denen die Tuba ihre ganze tonale Bandbreite zeigen muss, runden das Werk ab. Ein Muss für alle Tubisten und symphonischen Blasorchester. Sehr gut geeignet für C-Tuba!”

Bestellmöglichkeit: El Gigante de Hierro

Bandsterix & Tubelix – Ferrer Ferran

Grad 4 | 18:00

Diese Empfehlung kommt von Thomas Brunmayr, Professor für Tuba an den Musikhochschulen in Freiburg und Basel sowie Tubist an der Staatsoper Stuttgart.

Auf der Website von Ferrer Ferran habe ich diese Beschreibung gefunden und für Euch übersetzt:

Bandsterix & Tubelix ist ein symphonisches Konzert für Tuba und Tubelix.

Band, inspiriert von den Schöpfungen des Drehbuchautors Goscinny und den Illustrationen von Uderzos Illustrationen in den bekannten “Asterix und Obelix”-Büchern.

Ein Konzert in drei Sätzen:

I.- The Crazy Gauls’ Village – La Aldea de los Galos Locos – Das Dorf der verrückten Gallier.
II.- Euphonix’s Imposible Love – El Amor Imposible de Euphonix – Euphonix’ unmögliche Liebe
III.- The Romans against the Gauls’ Village (Los Romanos contra la Aldea Gala) – Die Römer gegen das Dorf der Gallier

Ein virtuoses Konzert, bei dem die Fähigkeiten des Solisten jederzeit wach sind. Ein amüsantes Stück im ersten Satz, das die ganze Familie beschreibt, die in Gala Village lebt. Die Süße und das Verständnis, die im zweiten Satz zum Ausdruck kommen, in dem die Liebe nie kommt, dargestellt mit ausdrucksstarken Melodien und Harmonien, die zum Träumen einladen. Und als Kontrast zum Konzert der dritte Satz, in dem wir die römischen Märsche, die harten Kämpfe zwischen Römern und Galliern, die komischen Züge der angekündigten Geschichte und den erwarteten Sieg der unbesiegbaren Protagonisten hören.“

Bandsterix & Tubelix wurde im Januar 2010 vom Tuba-Solisten Tim Buzbee und der United States Army Band „The President’s Own“ uraufgeführt. Tim Buzbee ist das Werk auch gewidmet.

Bestellmöglichkeit: Bandsterix & Tubelix

Für Theresa – Herbert Hornig

Grad 4 | 3:20

Diese Empfehlung kommt von der Dirigentin Nicole Maack und ihrem Tubisten Stefan Ernst vom Sinfonischen Blasorchester Flutissima Bardowick.

Nicole Maack: „Für unsere Konzerte sind wir immer wieder auf der Suche nach geeigneten Stücken für eine Solistin oder einen Solisten. Das Stück muss verschiedene Anforderungen erfüllen: Es soll zum Solisten/zur Solistin und natürlich auch zum Orchester passen, der Schwierigkeitsgrad soll erreichbar und trotzdem soll der Spaß am Proben und die Herausforderung gewährleistet sein. Das Stück Für Theresa von Herbert Hornig haben wir bereits 2019 für unseren Tubisten Stefan Ernst ausgesucht. Solist und Orchester haben das Stück einstudiert und aufgrund der Corona-Pandemie dann nicht aufgeführt. In diesem Jahr haben wir es wieder herausgeholt und bei unserem Konzert WINTERZAUBEREI am Samstag vor dem dritten Advent unseren Gästen präsentiert. Unser Solist hat Für Theresa sehr gefühlvoll und auswendig vor dem Orchester stehend vorgetragen. Das Publikum war doppelt beeindruckt, da die Tuba als Soloinstrument eigentlich nie zu hören ist.

Für Theresa von Herbert Hornig eignet sich für einen Tubisten/eine Tubistin, die gerne Balladen spielt und einen großen Tonumfang erreichen kann. Für das Orchester ist das Werk nicht schwierig. Zu beachten ist, dass die Ausgabe sehr dicht besetzt ist und beim Vortrag abgewogen werden sollte, ob immer alle Instrumente, die notierte Stimme spielen oder lieber zu Gunsten des Solisten/der Solistin ausgedünnt wird.

Stefan Ernst
Stefan Ernst

Stefan Ernst: „Das Musikstück Für Theresa hat sich bei uns im Sinfonischen Blasorchester Flutissima zu einem echten Ohrwurm entwickelt. Wie oft sind wir mit der Hauptmelodie im Ohr nach der Probe nach Hause gegangen!

Die Solo-Stimme besteht im Wesentlichen aus einer Hauptmelodie, die insgesamt dreimal wiederkehrt und einer weiteren aus acht Takten bestehenden Phrase. Daher eignet sich dieses Stück gut, um es auswendig vor dem Orchester als Solist vorzutragen.

Durch die Wiederholung der Hauptmelodie hat der Solist die Möglichkeit, eigene persönliche Variationen einfließen zu lassen – je nach Belieben, je nach Fähigkeit des Solisten und auch je nach Wahl des Soloinstrumentes (F Tuba, C-Tuba).

Weiterhin offeriert der Notensatz zwei ähnliche, aber leicht verschiedene Tuba-Solo-Stimmen, die der Solist in Abstimmung mit dem Orchester beziehungsweise dem Dirigenten auswählen oder variieren/kombinieren kann.

Die Solopassagen wechseln sich sinnvoll mit den reinen Orchester-Parts ab. So kommen beide Parteien abwechselnd gut zur Entfaltung/Geltung.

Zusammenfassende Stichworte:

  • Eigener Spielraum für den Solisten
  • Auswendige/solistische Spielweise möglich
  • Sehr schöne Melodie mit Ohrwurmpotenzial
  • Auch das Orchester kommt bei dem Stück zur Geltung“

Bestellmöglichkeit: Für Theresa

Farmer’s Tuba – Martin Scharnagl

Grad 3,5 | 2:30

So ein Titel – Farmer’s Tuba – entsteht, wenn der Tubist, dem das Werk gewidmet ist, nicht nur Musiker und Musikpädagoge sondern auch Landwirt ist. Falls die Musik den Charakter dieses Landwirts widerspiegelt, muss das ein crazy man sein… Tuba funkig – sensationell! Farmer’s Tuba hat Martin Scharnagl für sein Ensemble Viera Blech geschrieben und auch gleichzeitig diese Fassung für Tuba mit Blasorchester erstellt.

Bestellmöglichkeit: Farmer’s Tuba

Hier eine Aufnahme der Washington Winds für Tuba & Blasorchester:

Und diese Aufnahme ist mit dem Meister und Landwirt Josef Hofer höchstselbst:

Latin Tuba – Mario Bürki

Grad 4 | 5:50

Es ist gar nicht so einfach, ein gutes Werk für Tuba und Blasorchester zu finden, das weder banal noch zu anspruchsvoll ist. Ich habe mich auf die Suche gemacht und nach diesen Kriterien plus Attraktivität und Groove gesucht. Hängen geblieben bin ich dann bei Latin Tuba von Mario Bürki.

Mario Bürki schreibt zu seinem Werk: “Latin Tuba war ein Geschenk anlässlich des 50. Geburtstages eines Bassisten einer Brass Band, im Auftrag seiner Familie. Er durfte am Jahreskonzert danach sein Werk als Solist gleich selber uraufführen! Ich selber mag gerne Latino-Musik, die Fröhlichkeit und Beschwingtheit gefällt mir sehr. Also entschloss ich mich, das Tubasolo in ebendiesem Musikstil zu schreiben. Gerade die Klangfarbe der Es-Tuba, wofür das Solo geschrieben wurde, wirkt in Kombination mit den Latin-Rhythmen wunderbar, finde ich…” Ja. Ich auch.

Bestellmöglichkeit: Latin Tuba

Hemispheric Concerto – Carlos Pellicer

Grad 5 | 13:10

Dieses Konzert für Tuba und Blasorchester hat Carlos Pellicer dem Tubisten der Münchner Philharmoniker, Ricardo Carvalhoso, gewidmet. Carlos Pellicer hat mich vor einiger Zeit kontaktiert und mich gefragt, ob ich nicht ein deutsches Blasorchester wüsste, das die deutsche Erstaufführung spielen möchte. Carlos kann auch den Kontakt zum Tubisten Ricardo Carvalhoso herstellen, der gerne die deutsche Erstaufführung spielen würde. Hört es euch gerne an und meldet Euch, wenn ich den Kontakt zu Carlos Pellicer herstellen soll.

Unter dem Yotube-Video der Uraufführung gibt es einen ausführlichen Text von Carlos zu Hemispheric Concerto, den ich hier gerne für Euch übersetzt habe:

„Das Konzept des Wortes Hemisphäre und die Art und Weise, wie die einzelnen Teile zusammenkommen, um ein größeres und vollkommeneres Ganzes zu bilden, war eine der Hauptachsen bei der Komposition dieses engagierten Werks für das Blasorchester. Zweifelsohne können wir dieses Konzept heute auf eine Vielzahl von Elementen, Ansätzen und geografischen, wissenschaftlichen und sogar musikalischen Überlegungen anwenden. Aber das wohl prägnanteste und vielleicht perfekteste Beispiel für dieses Konzept ist das, das die Wissenschaft auf jede der Strukturen anwendet, aus denen das menschliche Gehirn besteht. Die beiden Hälften oder Hemisphären, aus denen es besteht, haben einen umgekehrten Charakter und sind asymmetrisch. Die linke Hemisphäre steuert unter anderem die Sprachfunktionen, die Fähigkeit zu schreiben, das Zahlenverständnis und das Verständnis von Mathematik und Logik: das kausale Denken. Die rechte Hemisphäre hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Zentrum der nonverbalen, visuell-räumlichen Fähigkeiten ist und mehr mit Gefühlen, Empfindungen und allgemein mit der Wahrnehmung zu tun hat. Trotz der offensichtlichen Trennung der beiden Hemisphären haben sie auch Eigenschaften, die eine ständige Kommunikation miteinander ermöglichen, und auf diese Weise teilen sie sich Fähigkeiten wie das Erkennen von Wörtern, Objekten und vor allem die Bildung des Gedächtnisses und dessen Wiederherstellung. Jede nimmt die Realität auf ihre eigene Weise wahr, aber keine ist wichtiger als die andere. Um eine Aufgabe bewältigen zu können, brauchen wir beide Hemisphären, die das Gleichgewicht vorgeben.

Hemispheric Concerto versucht, diese Strukturierung durch die grundlegenden Konzepte des kausalen Denkens, der Wiederherstellung des Gedächtnisses, der Wahrnehmung und des Gleichgewichts im Allgemeinen zu reflektieren. All dies ist musikalisch mit den wichtigsten melodischen Elementen verknüpft, die im zweiten Satz des Werks (Lost memory) entstehen und im ersten und dritten Satz (Allegro Causal und Allegro Perceptual) gleichberechtigt nebeneinander stehen und die Funktionsweise des menschlichen Gehirns widerspiegeln.

Es ist wichtig, die Bedeutung des zweiten Satzes hervorzuheben, insbesondere des “Verlorenen Gedächtnisses”. Sicherlich kennen wir alle das schreckliche Drama, das Gedächtnisverlust oder sogar die herzzerreißende Alzheimer-Krankheit sein kann, oder haben mit jemandem, der uns nahe steht, darunter gelitten. Es ist genau der Teil des menschlichen Gehirns, den sich beide Hemisphären teilen, in dem diese Gedächtnisprobleme beginnen. In gleicher Weise ist dies im Hemispheric Concerto der gemeinsame Teil zwischen dem ersten und dem dritten Satz des Werks, in dem sich die ganze Aufregung und Dramatik dieser schrecklichen Krankheiten entlädt. Der Rest des Werks ist an vielen Stellen auf der Grundlage einer starken Sprache aufgebaut, die versucht, die so perfekte und so “ausgewogene” Komplexität des menschlichen Gehirns durch musikalischen Diskurs zu reflektieren.“

Bestellmöglichkeit: Hemispheric Concerto

Sonar – Oliver Waespi

Grad 6 | 21:30

Die Empfehlung und die ergänzenden Informationen zu Sonar von Oliver Waespi stammen von Oliver Nickel, Dirigent des Musikvereins „Viktoria“ Altenmittlau, Chefdirigent beim Sinfonischen Landesblasorchester Hessen und – neu, seit 2023 – Präsident der WASBE, Sektion Deutschland.

Oliver Nickel: „Das Tuba Concerto von Oliver Waespi stammt aus dem Jahr 2011. Es wurde für Perry Hoogendijk, Solo-Tubist des Königlichen Concertgebouw Orchesters Amsterdam, komponiert. Ich habe das Werk persönlich anlässlich des WMC 2013 kennengelernt und durfte damals im Rahmen des Internationalen Dirigierwettbewerbs mit Perry Hoogendijk als Solist und der Marinierskapel der königlichen Marine der Niederlande daran arbeiten.

Der Titel ist zweideutig: Zum einen bedeutet sonar das Instrument klingen zu lassen, zum anderen ist der Name gleichbedeutend mit dem technologischen Sonar, das unter Wasser zur Ortung von Objekten eingesetzt wird. Die Länge des Konzerts wird mit ca. 19 Minuten angegeben.

Das Konzert ist in 4 Sätze unterteilt, wobei die formale Grundanlage rhapsodischen Charakter hat:

  1. Adagio un poco pesante e rubato
  2. Vivace
  3. Nocturne
  4. Molto vivace

Eine der Keimzellen der Komposition ist ein Motiv aus den Tönen: a b c a, das auf die Tubastimme aus Gustav Mahlers 6. Symphonie zurückzuführen ist. Oliver Waespis ausgezeichnete Komposition schafft unter Verwendung dieses Motivs den Spagat aus der traditionellen konzertanten Idee und einer modernen, aber ansprechenden Klangsprache. Das prinzipielle Satzgefüge ist oft polyphon aber sehr transparent, teils sogar kammermusikalisch gestaltet. Sämtliche Instrumente werden entsprechend ihrer Möglichkeiten und Vorzüge eingesetzt. Dabei kann sich das Soloinstrument stets akustisch profilieren und wird nie zugedeckt. Die einzelnen Sätze fließen logisch ineinander über und verarbeiten das vorgestellte thematisch-motivische Material, sowohl über die einzelnen Sätze als auch über die verschiedenen Stimmen hinweg.

Das Werk stellt an alle Beteiligten höchste Herausforderungen ist korrekterweise in Grad 6 eingestuft. Die Tuba als Soloinstrument wird über den kompletten Ambitus gefordert und muss sowohl in technisch höchst anspruchsvollen Passagen wie im 4. Satz als auch höchst melodisch z.B. in der lyrischen Nocturne brillieren. Schon die erste Kadenz im 1. Satz führt die Tuba weit in die eingestrichene Oktave. Immer wieder stellen auch große Sprünge in schnellen Tempi die Tuba vor Herausforderungen, werden äußerst komplexe Rhythmen und fordernde Spieltechniken wie Doppel- und Flatterzunge gefordert. An der Komposition dieser Solostimme lässt sich ermessen, welch herausragender Tubist Perry Hoogendijk ist.

Gleiches gilt für das begleitende Orchester, das höchst anspruchsvoll agieren muss. Oft ganz konzertant im Wechselspiel mit der Tuba gestaltet, übernimmt das begleitende Orchester gern das durch die Tuba vorgestellte motivisches Material. Die Begleitung hat Waespi auf höchstem spieltechnischem Niveau komponiert: Beispiele dafür sind die komplexen Rhythmen z.B. in den Stabspielen und der Harfe, die exponierten Lagen für die solistischen Einsätze oder auch hier besondere Spieltechniken wie Flatterzunge in der Querflöte und im Altsaxophon. Die vielen Imitationen und durch den Satz verbindenden Elemente setzen ein gut aufeinander abgestimmtes Orchester voraus.

Auch dirigentisch gesehen ist das Werk eine echte Herausforderung. Die vielen Taktwechsel und die „colla Parte“-Passagen müssen von vorne sicher geleitet werden. Die transparente Gestaltung und die vielen Fermaten lassen das Werk nicht für alle Beteiligten vom Hören her nachvollzierbar und verfolgbar erscheinen; teils sitzen die Akteure, die kammermusikalisch zusammenspielen, zwangsweise weit voneinander entfernt. Daher sind sowohl der Solist als auch das Orchester auf eine sichere Führung angewiesen. Als Dirigent muss man dabei ebenso die komplexe Solostimme als auch die Begleitung im Blick haben. Das stellt bei diesem Werk keine einfach zu lösende Aufgabe dar.

Gemessen am Schwierigkeitsgrad wird deutlich, dass Oliver Waespi in Zusammenarbeit mit Perry Hoogendijk das Hauptaugenmerk auf den künstlerischen Aspekt gelegt hat und (wahrscheinlich fast) keine Kompromisse bei der Spielbarkeit eingehen musste. Insgesamt stellt das Werk aus meiner Sicht eine große Bereicherung im Kanon der Tubakonzerte für Blasorchester da. Auch, dass die kompositorische Signatur Oliver Waespis deutlich bleibt, ist für mich neben aller aufgezeigten Merkmale des Werks ein deutliches Qualitätskriterium. Perry Hoogendijk hat das Werk auf seiner CD „Quicksilver“ 2012 veröffentlicht; ich kann diese Aufnahme wärmstens empfehlen.“

Weitere Informationen und Quellen:
Oliver Waespi: SONAR, Tuba Concerto, Partitur, 2011

Bestellmöglichkeit: Sonar

Herzlichen Dank an Daniel Ridder, Oliver Nickel, Nicole Maack und Stefan Ernst für die Beiträge und Empfehlungen!

Noch Ergänzungen und Empfehlungen Eurerseits zum Thema Repertoire für Tuba und Blasorchester? Schreibt sie in das Kommentarfeld weiter unten auf der Seite!

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    7 thoughts on “Das Jahr der Tuba 2024 – Werk-Empfehlungen!

    • 4. Januar 2024 at 15:57
      Permalink

      Hallo Alexandra Link,

      Ferrer Ferran und sein Team freuen sich sehr, dass gleich 2 seiner Werke hier empfohlen werden.
      Es erfüllt ihn mit großer Freude diese Beiträge zu lesen.
      Die Bestellung von El Gigante de Hierro ist direkt über ferrercomposer@gmail.com möglich.
      Es ist uns aufgefallen, dass bei der Bestellmöglichkeit kein Link hinterlegt ist.

      Musikalische Grüße
      Ferrer Ferran und sein Team

      Reply
      • 4. Januar 2024 at 16:01
        Permalink

        Dankeschön für die Ergänzung!
        ¡Muchos saludos a España y muchas gracias por la hermosa música!
        Alexandra

        Reply
        • 5. Januar 2024 at 15:06
          Permalink

          Vielen Dank!
          Ferrer Ferrans Musik soll Freude bereiten und die Menschen glücklich machen!

          Ferrer Ferran: “¡Muchas gracias! ¡Me hace muy feliz! ¡Qué la música te de felicidad! “

          Reply
    • 4. Januar 2024 at 22:08
      Permalink

      Hallo Alexandra,

      ich würde gerne noch das “Konzert Nr. 2 Op. 67/2 für Tuba und symphonisches Blasorchester” vom deutschen Komponisten Jörg Duda nennen wollen.

      Zu hören ist dies übrigens am So. 17.03.2024 mit der Stadtkapelle Kirchheim unter Teck und Solotubist Andreas Martin Hofmeir in der Stadthalle in 73230 Kirchheim unter Teck. Beginn: 19.30 Uhr.

      Viele Grüße
      Tobias

      Reply
    • 4. Januar 2024 at 22:26
      Permalink

      Tolle Aufstellung, Alexandra!
      Danke für die Verlinkung von Fnugg Blue und meiner Bläserphilharmonie Herzogenaurach. Das ehrt uns sehr und gibt uns einen ordentlichen Motivationsschub
      Liebe Neujahrs-Grüße
      Björn Schnee

      Reply
    • 5. Januar 2024 at 14:32
      Permalink

      Hola Alexandra Link,

      gracias por dar la posibilidad a músicos intercambiar experiencias y ayudar que se difunden obras recomendadas por músicos profesionales de prestigio internacional. A ver si nos volvemos a ver pronto.

      Quiero expresar mi sincero agradecimiento a Daniel Ridder por haber seleccionado mi obra para tuba y banda “El Gigante de Hierro” (“The Giant of Iron”) y a Thomas Brunmayr por haber seleccionado mi obra para tuba y banda “Bandsterix & Tubelix” para que formen parte de este artículo de sugerencias de obras para tuba. Es un honor y un privilegio saber que dos de mis composiciones para tuba y banda han sido reconocidas y consideradas para formar parte de estas sugerencias del repertorio para tuba por dos personas tan grandes reconocidas en el mundo de la tuba como lo son Daniel Ridder y Thomas Brunmayr.

      Aprovecho la posibilidad para mencionar la excelente interpretación de Daniel Ridder de mi obra “El Gigante de Hierro” en sus conciertos con el LJBO Baden-Württemberg el otoño pasado. Me encantaría poder trabajar junto contigo en alguna ocasión. Sería un placer.

      La tuba es un instrumento excepcional, y me llena de alegría que fue elegido instrumento del año 2024 en Alemania.

      Espero que los músicos disfruten de mis obras interpretándolas tanto como yo disfruté escribiéndolas y estoy emocionado de que mis obras sean interpretadas y apreciadas por músicos y audiencias en el año de la tuba.

      Estoy ansioso de seguir compartiendo mi pasión por la música y contribuir al enriquecimiento del repertorio para tuba.

      Y para que los principiantes y los de nivel medio también disfruten ya de ese instrumento bello – la tuba – con su banda os dejo aquí mi sugerencia: Tubancho Banza (nivel elemental) y León (Lion) (nivel medio).

      TUBANCHA BANZA:
      https://www.youtube.com/watch?v=U55iSekaj6Y (versión Tuba y Banda)
      https://www.youtube.com/watch?v=yxQgdYn2cJY (versión Tuba y Piano)
      LEÓN (Lion):
      https://www.youtube.com/watch?v=HkXkLTe3xaU (versión Tuba y Piano)

      Todas mis obras se pueden comprar en formato digital escribiendo a ferrercomposer@gmail.com

      Saludos musicales
      Ferrer Ferran
      http://www.ferrerferran.com
      ________________________
      Und hier meine Worte auf Deutsch:

      Hallo Alexandra Link,

      danke, dass du Musiker:innen die Möglichkeit gibst, Erfahrungen auszutauschen und zur Verbreitung von Werken beiträgst, die von professionellen Musiker:innen mit internationalem Ansehen empfohlen werden. Mal sehen, ob wir uns bald mal wiedersehen.

      Ich möchte Daniel Ridder meinen aufrichtigen Dank dafür aussprechen, dass er mein Werk für Tuba und sinfonisches Blasorchester “El Gigante der Hierro” (“The Giant of Iron”) ausgewählt hat, und Thomas Brunmayr dafür, dass er mein Werk für Tuba und sinfonisches Blasorchester “Bandsterix & Tubelix” ausgewählt hat, um Teil dieses Artikels mit Empfehlungen von Werken für Tuba zu sein. Es ist eine Ehre und ein Privileg zu wissen, dass zwei meiner Kompositionen für Tuba und sinfonisches Blasorchester von zwei so großen Persönlichkeiten der Tubawelt wie Daniel Ridder und Thomas Brunmayr wertgeschätzt und in Betracht gezogen wurden, um Teil dieser Repertoireempfehlungen für Tuba zu sein.

      An dieser Stelle möchte ich Daniel Ridders hervorragende Interpretation meines Werkes “El Gigante de Hierro” in seinen Konzerten mit dem LJBO Baden-Württemberg im letzten Herbst erwähnen. Ich würde gerne einmal mit dir zusammenarbeiten. Es wäre mir eine große Freude.

      Die Tuba ist ein außergewöhnliches Instrument, und es erfüllt mich mit großer Freude, dass es in Deutschland zum Instrument des Jahres 2024 gewählt wurde.

      Ich hoffe, dass die Musiker:innen beim Spielen meiner Werke genauso viel Spaß haben werden, wie ich als ich sie geschrieben habe, und ich freue mich schon darauf, dass meine Werke im Jahr der Tuba von Musiker:innen gespielt und von ihnen sowie dem Publikum geliebt werden.

      Ich freue mich schon darauf weiterhin meine Leidenschaft für die Musik zu teilen und zur Bereicherung des Repertoires für Tuba beizutragen.

      Und damit auch bereits Anfänger sowie etwas Fortgeschrittene viel Spaß mit diesem schönen Instrument, der Tuba, mit ihrem Blasorchester haben, hinterlasse ich hier meine Empfehlung: Tubancho Banza (Elementarstufe) y León (Lion) (Mittelstufe).

      TUBANCHA BANZA:
      https://www.youtube.com/watch?v=U55iSekaj6Y (Version Tuba und Blasorchester)
      https://www.youtube.com/watch?v=yxQgdYn2cJY (Version Tuba und Klavier)
      LEÓN (Lion):
      https://www.youtube.com/watch?v=HkXkLTe3xaU (Version Tuba und Klavier)

      Alle meine Werke kann man als pdf kaufen, indem man an folgende E-Mail-Adresse eine Nachricht schickt: ferrercomposer@gmail.com

      Musikalische Grüße
      Ferrer Ferran
      http://www.ferrerferran.com

      Reply
    • 16. Januar 2024 at 9:00
      Permalink

      Hallo Alexandra,

      zu nennen wäre sicher auch noch das Tuba Konzert von Philip Sparke. Sehr anspruchsvoll für den Tubisten, wegen der Höhe nur für F- oder Eb-Tuba sinnvoll. Gut spielbar für das Orchester.
      Der erste Teil ist sehr frei gestaltet mit gleich zwei Kadenzen, die dem Solisten Gelegenheit geben sein Instrument glänzen zu lassen. Der zweite Teil sehr virtuos.

      Grüße aus dem Münsterland
      Erich Holtstiege

      Reply

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