Samstag, Oktober 12, 2024
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6 Lösungsansätze für „kränkelnde“ Musikvereine

Um eines wieder zu betonen: Wenn es in einem Musikverein gut läuft, wenn die Musiker bei der Stange bleiben – sowohl im musikalischen als auch im außermusikalischen Bereich -, wenn die Konzerte immer gut besucht und erfolgreich sind, wenn die Besetzung vollständig ist, wenn die Vorstandschaft hervorragend zusammen arbeitet wie auch immer sie strukturiert ist, wenn genügend „Nachwuchs“ da ist, besteht überhaupt keine Notwendigkeit, innerhalb des Musikvereins irgendetwas zu ändern. „Never change a winning team“ bewahrheitet sich auch hier.

Wenn nun aber strukturelle Probleme zu Tage kommen, wenn zum Beispiel die Besetzung bröckelt, die Jugendarbeit nicht läuft, mit dem Dirigent keine Einigkeit über die musikalische Ausrichtung herrscht, wenn Streitigkeiten und Mauscheleien die Stimmung und Kameradschaft vergiften, dann ist es Zeit, irgendetwas zu ändern.

Der erste Schritt ist, genau zu erkennen, wo genau die Probleme liegen. Bei einigen Musikvereinen gibt es dann Sondersitzungen der Vorstandschaft, es wird eine Musikerversammlung gemacht oder eine Fragebogen-Aktion gestartet. Daraus ausgehend werden dann zielgerichtete Lösungen gesucht. Meist sind dies dann punktuelle Ansätze, die nicht selten in Insellösungen resultieren. Ich finde es sehr schwierig, wenn Musikvereine das alles mit sich selbst ausmachen. Es gelingt fast nie, Gefühle, Befindlichkeiten und alte Streitigkeiten beiseite zu lassen und die Probleme auf die reine Sachebene zu bringen. Dies gelingt am optimalsten mit einer neutralen Person „von außen“. Ähnlich wie bei Firmen, die einen Unternehmensberater in die Firma zur Neustrukturierung holen.

An dieser Stelle möchte ich etwas Eigenwerbung einfügen. Mittlerweile war ich schon bei einigen Musikvereinen und Musikverbänden eingeladen um genau über diese Themen zu sprechen oder mit einer Vorstandschaft, einem Marketingteam oder auch mit dem ganzen Musikverein Probleme zu erkennen und Lösungsmaßnahmen auszuarbeiten. Einen Bericht über einen Workshop könnt Ihr zum Beispiel hier nachlesen: http://kulturservice.link/workshop-wege-und-moeglichkeiten-fuer-die-zukunft/

Mein Angebot für Musikvereine und Musikverbände könnt Ihr hier einsehen: http://kulturservice.link/musikvereine-musikverbaende/. Auch heute (Freitag) Abend bin ich wieder bei einem Musikverein eingeladen, um über das Thema „Marketing für Musikvereine – Zukunft der Musikvereine“ zu sprechen.

Die strukturellen, langfristig angelegten Lösungsansätze die ich vorschlage, sind mittlerweile kein Geheimnis mehr. Bereits hier auf dem Blasmusikblog und in der Zeitschrift Clarino (Artikelserie „Marketing für Musikvereine“) sind sie immer wieder nachzulesen. Dennoch möchte ich sie heute einmal in ihrer Gesamtheit auflisten:

 

Lösungsansatz Nr. 1: Qualitätssteigerung und Qualitätssicherung

Auf Dauer wird ein Musikverein bzw. ein Blasorchester nur überleben, wenn er einen gewissen Qualitätsanspruch hat. Wir müssen das, was wir tun, gut tun. Dazu gehört ein gut ausgebildeter Dirigent genau so wie gute Instrumentallehrer, regelmäßige Herausforderungen wie zum Beispiel Wettbewerbe oder Wertungsspiele, die Fortbildung von Dirigent und Musiker, eine strukturell gut aufgestellte Vorstandschaft in der jeder weiß, was er zu tun hat. Qualitätsanspruch bedeutet in diesem Falle nicht, den Willen zu entwickeln zukünftig in der Höchststufe zu spielen, wenn der Musikverein gerade mal im Bereich der Mittelstufe angesiedelt ist.

Warum? Ganz einfach: Wenn wir schlechte unattraktive Konzerte spielen kommen die Zuschauer nicht ins Konzert. Wenn wir eine schlechte Jugendausbildung haben schicken uns die Eltern ihre Kinder nicht. Wenn der Dirigent kein gutes Händchen bei der angemessenen Auswahl der Literatur hat, wenn er methodisch-didaktisch auf Vorkriegsniveau ist, wenn er mit den Musikern nicht umgehen kann, dann bleiben die Musiker weg. Ebenso bleiben die Musiker weg, wenn die Vorstandschaft nicht funktioniert, wenn die Kommunikation nicht stimmt, wenn es ständig Reibereien gibt, usw.

Qualität in der Musik, in der Organisation, in der Kommunikation und entsprechend dem Umgang miteinander gehören zu diesem Lösungsansatz.

 

Lösungsansatz Nr. 2: Team-Modell Vorstandschaft

Es ist kein musikvereinsspezifisches Problem, dass es immer die gleichen sind, die innerhalb eines Vereins etwas tun. Das gibt es in allen Vereinen vom Turnverein über den Kaninchenzüchterverein bis hin zum Golf-Club.

Ziel dieses Lösungsansatzes ist, die Aufgaben auf so viele Schultern wie möglich zu verteilen. Meiner Meinung nach geht dies am besten mit einer teamorientierten Vorstandsstruktur. Bei einer Vorstandschaft reichen 5 Vorstände aus, dazu der Dirigent als „Resortleiter“ Musik und eventuell ein Präsident, der den Musikverein nach außen repräsentiert (und nichts anderes tut). Die einzelnen Vorstandsresorts sind: Organisation, Verwaltung, Finanzen, Marketing und Jugend. Jeder Vorstand oder Resort-Chef hat dann – entsprechend den Aufgaben, die in seinem Resort liegen – Leute, die die entsprechenden Aufgaben erledigen. Zwei Voraussetzungen: sowohl die Aufgaben der Resortchefs als auch die Aufgaben der einzelnen Team-Mitglieder müssen schriftlich festgehalten werden. Ähnlich wie die Stellenbeschreibungen in einer Unternehmung. Dieses Modell lässt auch zu, dass sich Mitglieder nur temporär in einem gewissen Bereich engagieren und nicht ständig. (Und stellt Euch vor: in einer Vorstandssitzung reden dann nur 5 -7 Leute mit und nicht 12….)

Ein ausführlicher Beitrag zu diesem Thema ist schon im Entstehen und erscheint demnächst hier auf dieser Plattform.

 

Lösungsansatz Nr. 3: Kreative und attraktive Konzerte und Events

Über diesen Lösungsansatz habe ich schon den sehr ausführlichen Beitrag „Konzerte attraktiv gestalten“ https://blasmusikblog.com/konzerte-attraktiv-gestalten/ geschrieben. Bei „klick“ auf den Link (bei mir scheint nomen wirklich omen zu sein) könnt ihr alle meine Gedanken zu diesem Thema nachlesen.

 

Lösungsansatz Nr. 4: Image-Werbung

Auch über die Image-Werbung habe ich schon sehr ausführlich geschrieben. Nachzulesen hier: https://blasmusikblog.com/positive-aussendarstellung-musikvereins/ Im Zentrum aller Maßnahmen steht immer die Vereins-Homepage, die Quelle aller Informationen über den Musikverein ist und von der ausgehend Presse, Newsletter und Social-Media-Maßnahmen effektiv gesteuert werden können. Einhergehend mit der Vereins-Homepage ist hier der sogenannte Redaktionsplan wichtig. Ein entsprechendes Corporate Design wird vorausgesetzt.

 

Lösungsansatz Nr. 5: Mitglieder-Bindungsmaßnahmen

Auch in puncto Mitglieder finden und binden stütze ich mich auf die Betriebswirtschaft. Was in den Unternehmungen Kunden- und Mitarbeiterbindungsprogramme sind kann auf den Musikverein mit sämtlichen Mitgliedern übertragen werden. Einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema werde ich demnächst noch schreiben. (Newsletter abonnieren um den Beitrag nicht zu verpassen).

 

Lösungsansatz Nr. 6: Strukturelle und kontinuierliche Ausbildung von Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen

Im Bereich „Jugendarbeit“ habe ich schon mehrere Beiträge hier auf dem Blasmusikblog verfasst. Zum einen der Beitrag über Kooperationen Musikverein – Grundschule: https://blasmusikblog.com/blaeserklasse-grundschule-musikverein/ Und dann der vielbeachtete Beitrag (fast 4.000mal gelesen): 10 Faktoren für eine nachthaltige Jugendarbeit . Neu für viele Musikvereine ist der Gedanke, nicht nur auf Kinder und Jugendliche in der Ausbildung zu setzen, sondern auch die Zielgruppe der Erwachsenen, die es in der Jugend versäumt haben ein Instrument zu lernen, zu beachten. Grundsätzlich gibt es hier zwei verschiedene Modelle: erstens „Erwachsenenbläserklasse“ (nachzulesen hier: https://blasmusikblog.com/blaeserklasse-fuer-erwachsene/ ), zweitens ein individuelles Konzept (nachzulesen hier: https://blasmusikblog.com/unterricht-fuer-erwachsene-die-andere-art-der-nachwuchsgewinnung-im-musikverein/ ). Dieses Erwachsenen-Ausbildungs-Modell wird allerdings ein Musikverein allein nur schwer stemmen können.

 

Mehrmals habe ich schon betont, dass jeder Musikvereinen seinen eigenen Weg suchen und finden muß. Fehler dürfen gemacht werden. Wichtig ist nur, dass der Musikverein aus der Lethargie erwacht, dass Probleme analysiert werden und nach Lösungswegen gesucht wird. Oben genannte Lösungen sind wirklich nur Ansätze, aus denen jeder Musikverein seinen Weg suchen kann.

Vielleicht ist es bei einem Musikverein ja auch schon so spät, dass über Auflösung nachgedacht wird. Hier muß ich sagen, bevor es soweit kommt, würde ich doch zumindest erst einmal versuchen, mit einem anderen Musikverein – und sei es nur phasenweise – zu kooperieren und dann über eine Neuausrichtung nachzudenken.

Wenn Ihr Euch für eine Beratung für die Themen „Zukunftswerkstatt“, „Problemanalyse“, „Neustrukturierung der Vorstandschaft“ oder „Marketing für Musikvereine“ interessiert, nehmt bitte gerne Kontakt mit mir auf:

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    Ich würde mich freuen, wenn Ihr diesen Beitrag auch an Eure Musikerkollegen, sowie an Vorstandskollegen anderer Vereine weiterleitet.

     

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    Alexandra Link

    Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

      One thought on “6 Lösungsansätze für „kränkelnde“ Musikvereine

      • Hallo Alexandra,
        das ist ein extrem wichtiges und spannendes Feld.
        Ich möchte Dir aber in einem Punkt ein Stück weit widersprechen.
        “Never change a winning team” ist gefährlich – für Vereine genauso wie für Firmen. Man ruht sich viel zu schnell auf Erfolgen und scheinbar perfekten Abläufen aus und bekommt schlicht nicht mit, wenn die Situation anfängt zu kippen.
        Das Zauberwort (zumindest in der Wirtschaft) heißt “Kaizen” ( https://de.wikipedia.org/wiki/Kaizen ).
        Stetig verbessern … stetig hinterfragen.
        Damit muss es dann auch heißen “Even change the winning team – if it’s getting better”

        Und ergänzend zu dem Thema noch ein etwas älterer Artikel 😉
        http://www.concertkey.de/2013/03/25/wenn-die-motivation-floten-geht/

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