Instrumentenvorstellung zur Nachwuchsgewinnung – Praxisbeispiele Teil 2

Im Teil 2 der Praxisbeispiele Instrumentenvorstellung zur Nachwuchsgewinnung erzählen Christian Weng, Nicole Maack und Manuel Mang von ihren Erfahrungen.

Christian Weng, Bläserschule Mindeltal

Christian Weng
Christian Weng

Wie läuft in der Regel in Eurem Musikverein die Instrumentenvorstellung – von der Bewerbung der Veranstaltung über die Durchführung bis hin zur Anmeldung zum Instrumentalunterricht – ab?

Mein Name ist Christian Weng und ich leite die Bläserschule Mindeltal. Die Bläserschule Mindeltal ist ein Ausbildungszusammenschluss von fünf Musikvereinen aus zwei verschiedenen Marktgemeinden. Sie koordiniert die Ausbildung für diese Vereine und erleichtert so die Ausbildungsbemühungen.

Der erste Baustein für unsere Instrumentenvorstellung ist ein wiederkehrender, jährlich gleicher, Termin für den sogenannten „Jugendtag der Musik“ bzw. „Tag der offenen Tür“. Immer am Sonntag nach den Pfingstferien findet dieser bei uns statt. Durch den festen Termin, ist diese Veranstaltung der Bevölkerung grundsätzlich bekannt und wird durch Beiträge in den lokalen Medien und Plakate bekannt gegeben. Auch auf unserer Homepage und in den sozialen Medien wird auf dieses Angebot hingewiesen. Zusätzlich erhält jedes Schulkind einen Einladungsflyer.

Organisatorisch findet der Jugendtag bei uns im evangelischen Gemeindezentrum statt. Hier stehen ein großer Saal für Vorträge und mehrere kleinere Nebenräume für die Instrumentenpräsentation zur Verfügung. Außerdem kann ein weitläufiger Eingangsbereich für Informationstafeln und einen Infostand genutzt werden. Hier werden allgemeine Informationen zum Musikunterricht und Materialien zur weiteren Vertiefung ausgelegt, die als Beratungsgrundlage genutzt werden können. Außerdem stehen sowohl Verantwortliche und Musiker*innen der fünf Musikvereine als auch Lehrkräfte an diesem Tag als Ansprechpartner zur Verfügung und so können die meisten Fragen rund um die Musikausbildung und die Musikvereine direkt vor Ort geklärt werden.

Am Jugendtag der Musik führen Blockflöten-, Percussion- und Musikkarussellkurse (diese bestehen aus 1. und 2. Klasskindern) auf, was sie bereits in diesem Schuljahr gelernt haben. Dies insofern doppelt wichtig, da hier die ersten positiven Auftrittserfahrungen gesammelt werden, als auch durch die Aufführungen eine Hauptzielgruppe für den künftigen Instrumentalen Einzelunterricht anwesend ist. Kinder, die bereits im Kursprogramm der Bläserschule erste Musikerfahrungen sammeln, können so niederschwellig direkt „den nächsten Schritt“ ausprobieren und sich mit den verschiedenen Instrumenten versuchen. Dies wird dadurch unterstützt, dass fortgeschrittene Instrumentalschüler mit ihren Lehrkräften im Laufe des Jugendtages kurze Titel vortragen. Hierbei werden auch die einzelnen Instrumentenfamilien vorgestellt. So wird eine Brücke vom Gruppenunterricht zum Einzelunterricht aufgezeigt und es lässt sich erleben, welche Motivation und Begeisterung bereits die jüngsten Musizierenden aufbringen können. Durch gezielte Auswahl der Instrumente, die näher vorgestellt werden, lässt sich so auch der Fokus auch auf etwaige Mangelinstrumente lenken und eher unbekannte Instrumentenfamilien können ins Rampenlicht gestellt werden. So gelang es uns z.B. eine Fagottklasse (momentan 6 Schüler*innen) aufzubauen.

Anschließend haben die Kinder die Möglichkeit, selbst die verschiedenen Instrumente auszuprobieren. Hierfür haben wir eine Art „Rallye-System“ entwickelt, bei dem alle Kinder eine Stempelkarte erhalten, auf der alle Instrumente abgebildet sind. Immer wenn sie an einer Station ein Instrument ausprobiert haben, erhalten sie einen Stempel. Wenn sie alle Stempelplätze gefüllt haben, erhalten die Kinder als Belohnung etwas Süßes und eine gratis Schnupperstunde auf dem Instrument, das Ihnen am besten gefallen hat.

Hierfür tragen sie sich mit ihren Eltern in Interessenslisten ein, in der die wichtigsten persönlichen Daten erfasst werden. Anschließend wird der Kontakt zur entsprechenden Lehrkraft vermittelt und es finden die Schnupperstunden statt, die die Kinder bei der Instrumentenrallye gewonnen haben. Dadurch wird auch nach dem Jugendtag der Musik ein persönlicher Kontakt mit den Familien möglich und sollten im Nachhinein noch Fragen auftreten, können diese durch weitere Beratung geklärt werden. Hierdurch entsteht ein enges und intensives Betreuungs- und Vertrauensverhältnis.

Nach den Schnupperstunden werden Anmeldeformulare mitgegeben und bei Bedarf auch eine weitere Beratung durchgeführt.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit dieser Art der Nachwuchsgewinnung gemacht?

Diese Art der Informationsvermittlung hat sich bewährt, da Eltern und Kinder gleichermaßen informiert und beraten werden können. Während die Kinder die verschiedenen Instrumente und Stationen ausprobieren können, werden die Rückfragen der Eltern (z.B. zu Leihinstrumente, den Unterrichtskosten, Übungsaufwand, etc.) direkt vor Ort beantwortet und ein persönlicher Kontakt hergestellt. Früher wurden von uns zum Teil Instrumente direkt in den Schulen vorgestellt; hier fehlte aber klar der Elternkontakt, um die organisatorischen Fragen und tatsächlichen Aufwendungen für guten Musikunterricht klären zu können. Diese Form der Instrumentalvorstellung wird von uns immer noch praktiziert, allerdings eher als zusätzliche Werbung im Vorfeld des Jugendtages der Musik.

Praktiziert Ihr noch andere Arten / Formen der Nachwuchsgewinnung und wenn ja, welche?

Wie im letzten Punkt beschrieben, nutzen wir auch die Möglichkeit z.B. bei den „Europatagen der Musik“ in den allgemeinbildenden Schulen präsent zu sein und hier über die musikalischen Angebote zu informieren. Auch bei festlichen Veranstaltungen der Schulen (z.B. Sommerfest, Einweihungen, etc.) versuchen wir mit Beiträgen unserer Nachwuchsorchester auf die musikalischen Möglichkeiten aufmerksam zu machen.

Mit einem zweiten „Standbein“ begeistern wir zudem bereits die Kleinsten zur Schönheit des Hobbies Musik. Mit der Musikgeschichte Die Bremer Stadtmusikanten sind wir z.B. in Kindergärten und Schulen unterwegs. In einer eigenen Vertonung werden die Tiere der Geschichte mit verschiedenen Instrumenten versehen und die Kinder erleben, begleitet durch die Leitmotive des jeweiligen Tieres, die Handlung untermalt mit Musik. Die Begeisterung für die Musik wird so bereits bei den Jüngsten geweckt und wir freuen uns über deren Beteiligung in den Kursen der musikalischen Früherziehung.

Zudem tritt die Bläserschule in öffentlichen Konzerten und Vorspielen immer wieder im kulturellen Leben der Marktgemeinden auf und ist dadurch im allgemeinen Bewusstsein der Bevölkerung immer präsent.

Eine weitere reizvolle Form der Nachwuchsförderung wird direkt durch die Unterstützung durch die Kommunen ermöglicht. Die Marktgemeinden schenken jedem Schulkind, das zum ersten Mal einen Musikunterricht besucht, das erste Instrument als Starthilfe in den Musikunterricht. So erhalten die Blockflötenkinder eine Blockflöte, die Percussion Kinder Bongos, etc. Durch dieses Zeichen der Wertschätzung einer musikalischen Ausbildung beginnt spätestens mit dem Eintritt in den elementaren Musikunterricht so der musikalische Weg hin zum Instrumentalunterricht.

Nicole Maack, Sinfonisches Blasorchester Flutissima Bardowick

Wie läuft in der Regel in Eurem Musikverein die Instrumentenvorstellung – von der Bewerbung der Veranstaltung über die Durchführung bis hin zur Anmeldung zum Instrumentalunterricht – ab?

Nicole Maack
Nicole Maack

Unser Orchester verfügt über eine große Ausbildungsabteilung. Jeder kann ein Instrument lernen – von der jüngsten Blockflöte ab 5 Jahren bis hin zur BläserKlasse für Erwachsene ohne Altersbeschränkung. Durch eine permante Außendarstellung ist unser Orchester in der Region sehr gut bekannt.

Die neuen Kurse starten nach den Sommerferien. Es gibt jedes Jahr einen neuen Blockflötenkurs, eine neue BläserKlasse für Kinder und im 2 Jahres-Rhythmus eine neue BläserKlasse für Erwachsene. Die Werbung erfolgt ab April/Mai über Flyer, die wir in den Schulen und Kindergärten (Blockflöte) verteilen, außerdem gibt es Plakate und natürlich die Werbung auf unserer Internetseite und in den Sozialen Medien (Facebook, Instagram). In der lokalen Presse wird ein Artikel mit den Angeboten veröffentlicht.

Direkt vor den Sommerferien findet ein Instrumentenkarussell mit unseren Instrumentallehrern für die BläserKlassen statt, in der sich die Kinder bzw. Erwachsenen IHR Trauminstrument aussuchen. Dabei legen wir sehr viel Wert darauf, dass jeder das richtige Instrument findet und die BläserKlasse harmonisch besetzt ist. Mit der Grundschule vor Ort pflegen wir einen regen Austausch und bieten dort AGs und einmal im Jahr ein Instrumentenkarussell an.

Das Instrumentenkarussell ist die zentrale Stelle für die Wahl des richtigen Instruments. Jedes Kind ist individuell. Gerade deshalb ist es wichtig, sorgfältig vorzugehen. Im Instrumentenkarussell gibt es 4-6 Stationen: Flöte, Klarinette/Saxophon, Trompete/Waldhorn, Posaune/Euphonium/Tuba, Schlagzeug. Jedes Kind besucht alle Stationen und probiert die Instrumente unter Anleitung des Instrumentallehrers aus. Es gibt einen Laufzettel, auf dem sich das Kind Notizen zu jedem Instrument machen kann. Z.B. „Ton gelingt mir gut“, „Das Instrument sieht gut aus“, „Es hat einen sehr lauten Klang“, „Das Instrument ist sehr groß“ oder oder. Der Instrumentallehrer macht sich ebenfalls Notizen zu den Kindern. Die Wünsche der Kinder und die Empfehlungen des Instrumentallehrers werden nach dem Instrumentenkarussell abgeglichen. So kommen alle interessierten Kinder zu ihrem Trauminstrument. Da die Kinder die nächsten zwei Jahre und hoffentlich noch viel länger mit ihrem Instrument verbringen, legen wir sehr viel Wert auf eine sorgfältige Instrumentenwahl.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit dieser Art der Nachwuchsgewinnung gemacht? Praktiziert Ihr noch andere Arten / Formen der Nachwuchsgewinnung und wenn ja, welche?

Die Erfahrungen sind gut. Unsere Gruppen sind immer gut besucht und wir können in jedem Jahr Musikerinnen und Musiker aus unserem Jugendorchester in unser Sinfonisches Blasorchester integrieren. Immer wieder kommen auch Musiker als Quereinsteiger dazu.

Manuel Mang, Musikverein Winklern-Oberwölz (AT)

Manuel Mang
Manuel Mang

Ich bin Manuel Mang, 19 Jahre alt und komme aus Oberwölz. Oberwölz liegt im Bezirk Murau in der Steiermark. Bin begeisterter Klarinettist und Oboist. In meinem Heimatverein, dem “Musikverein Winklern-Oberwölz D’Hinteregger” arbeite ich gerne auch im Bereich der Jugendarbeit mit. Hauptverantwortlich dafür ist aber meine Schwester Julia Mang. 

Jugendarbeit wird bei uns zuhause groß geschrieben und das macht sich auch bezahlt. Wir haben ein, verhältnismäßig kleines Einzugsgebiet, trotzdem zählt unser Musikverein derzeit 64 aktive MusikerInnen.

Ausschlaggebend, um diese Zahl halten zu können ist der Nachwuchs, um den ständig geworben wird. Mindestens einmal im Jahr veranstalten wir, in Kooperation mit der Musikschule Murau, eine Instrumentenvorstellung bei uns zuhause. Dabei werden die umliegenden Schulen eingeladen und alle Kinder können sich an den Instrumenten versuchen. Da das Ausbildungspersonal bei der Instrumentenvorstellung dabei ist, können die Lehrer die Anmeldeformulare direkt an die Kinder weitergeben und diese können das Formular dann nachhause mitnehmen. 

Ist der Weg zur Einschreibung erst geschehen, wartet nicht nur das spannende Unterrichtsleben auf die Kinder. Auch wir im Musikverein haben für Kinder in Ausbildung eine richtige Attraktion geschaffen, nämlich unser Jugendorchester. Nach dem die Kinder die grundlegenden Dinge in der Musikschule gelernt haben, sind sie herzlich dazu eingeladen dabei mitzuwirken. Neben den musikalischen Tätigkeiten gab es mit unserem Jugendorchester auch schon Ausflüge und Skitage. 

Das JBO-Oberwölz schafft für die Kinder, die noch zu jung sind für den Musikverein, einen guten Einstieg in die Blasmusikszene. Unterstützt werden die Kinder im JBO von “erfahrenen” Musikern aus dem Musikverein. Die musikalische Leitung übernimmt unser Kapellmeister. 

Zusammen gelingt es uns unseren Musikverein jung zu halten und für gutes musikalisches Niveau zu sorgen.

Herzlichen Dank an Christian Weng, Nicole Maack und Manuel Mang.

Gerne könnt auch Ihr mir Eure Antworten auf die Fragen:

  1. Wie läuft in der Regel in Eurem Musikverein die Instrumentenvorstellung – von der Bewerbung der Veranstaltung über die Durchführung bis hin zur Anmeldung zum Instrumentalunterricht – ab?
  2. Welche Erfahrungen habt Ihr mit dieser Art der Nachwuchsgewinnung gemacht?
  3. Praktiziert Ihr noch andere Arten / Formen der Nachwuchsgewinnung und wenn ja, welche?

zukommen lassen. Gerne veröffentliche ich hier auf dem Blasmusikblog einen weiteren Teil zum Thema Instrumentenvorstellung zur Nachwuchsgewinnung.

Wenn Ihr noch ganz konkret zu weiteren Aspekten der Vereinsarbeit Anregungen wünscht, dann gerne Nachricht an mich: alexandra@kulturservice.link

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

    2 thoughts on “Instrumentenvorstellung zur Nachwuchsgewinnung – Praxisbeispiele Teil 2

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