Mittwoch, Oktober 9, 2024
MusiklebenWettbewerbe

6 Fragen an Manuel Epli zur Teilnahme der Bläserphilharmonie Blaustein am DOW 2016

Die kleine Reihe geht heute mit Manuel Epli weiter, dem musikalischen Leiter der Bläserphilharmonie der Stadt Blaustein. Hier seine Antworten:

Wie und wann hat sich Ihr Orchester für den Deutschen Orchesterwettbewerb (DOW) qualifiziert? Was waren die Voraussetzungen zur Teilnahme am DOW?

Die Bläserphilharmonie der Stadt Blaustein hat sich beim Landesorchesterwettbewerb (LOW) im badischen Karlsruhe am 16. Mai 2015 für den DOW qualifiziert. Wir erspielten uns mit 23,6 Punkten den zweiten Platz und mussten uns nur sehr knapp, mit einer Differenz von 0,3 Punkten, dem amtierenden Deutschen Meister – der Stadtkapelle Wangen – geschlagen geben. Um eine Weiterleitung zum DOW nach Ulm zu erhalten, musste im LOW der erste bzw. zweite Platz im Wettbewerb erreicht werden.”

Mit welchen Werken treten Sie in Ulm beim DOW an und warum haben Sie für Ihr Orchester gerade diese Werke ausgesucht?

“Als Selbstwahlwerk haben wir uns für „Derivations“ von Marco Pütz entschieden. Ich habe das Werk 2005 in Kerkrade das erste Mal gehört. Es war damals Pflichtstück in der Konzertdivision der Fanfaren-Orchester. Das Werk fesselte mich vom ersten Moment an mit einer durchdachten Dramaturgie, elektrisierenden Rhythmen und einer aussagekräftigen Melodik. Als ich mich mit der Literaturauswahl für den LOW beschäftigt habe, ist mir „Derivations“ als mögliches Selbstwahlwerk sofort wieder eingefallen. Mir war wichtig ein Werk zu wählen, das nicht ein typisches „Wettbewerbsstück“ ist. Ich bin dankbar, dass wir mit „Derivations“ ein Werk mit tiefgründigem Aussagegehalt gefunden haben.

Als Pflichtwerk haben wir die „Suite für Harmonieorchester“ von Bob Vos gewählt. Es wird beim DOW von insgesamt 8 der 10 teilnehmenden Orchester in der Kategorie B1 (Blasorchester Erwachsene) gespielt. Das Werk geht in die Richtung einer französischen Tonsprache mit vielen kammermusikalischen Elementen. In allen vier Sätzen gibt es schwierige Übergänge, deren Ausarbeitung viel Spaß macht. Der langsame dritte Satz beinhaltet einen ausdrucksstarken Choral. Das andere mögliche Pflichtwerk – „Variations on a Bach Chorale“ von Jack Stamp – ist technisch und musikalisch wesentlich einfacher als die „Suite“. Die „Suite“ ist ein anspruchsvolles Höchststufenwerk, die „Variations on a Bach Chorale“ sind für ein gutes Oberstufenorchester bereits ordentlich spielbar.”

Was ist Ihnen in der Wettbewerbsvorbereitung besonders wichtig und wie bereiten Sie Ihr Orchester ganz speziell auf diesen wichtigen Wettbewerb vor?

“Bei der Vorbereitung meines ersten Wertungsspiels im Jahr 2004 habe ich begonnen meine Gedanken für die Vorbereitung einer Wertungsspiel- oder Wettbewerbsteilnahme aufzuschreiben. Im Laufe der vergangenen 12 Jahre ist aus diesen Notizen ein mittlerweile mehr als 20-seitiges Konzept entstanden, das ganzheitlich fast alle Aspekte einer Wettbewerbsteilnahme abdeckt. Diese über Jahre gesammelten Erfahrungen ermöglichen uns eine ruhige und gewissenhafte Vorbereitung auf den DOW.”

Welchen Stellenwert haben Wettbewerbe und Wertungsspiele einmal für Sie selbst und andererseits für die Musikerinnen und Musiker in Ihrem Orchester?

“Wettbewerbe und Wertungsspiele haben für das Orchester und mich gleichermaßen einen hohen Stellenwert. Die Bläserphilharmonie der Stadt Blaustein nimmt regelmäßig an beidem teil. Im Jahr 2014 erspielten wir uns in der Höchstklasse (Kategorie 6) mit 97 Punkten das Prädikat „mit hervorragendem Erfolg teilgenommen“. Das Jahr 2015 stand dann ganz im Zeichen des LOW in Karlsruhe. Natürlich spielen wir auch sinfonische Konzerte, die Vorbereitungen auf ein Wertungsspiel oder einen Wettbewerb sind aber doch deutlich intensiver.”

Was spricht Ihrer Meinung nach generell für Wertungsspiele bzw. Wettbewerbe, was dagegen?

“Für Wettbewerbe und Wertungsspiele spricht vor allem, dass sie ein wichtiges Instrument für die Orchesterentwicklung sind. Selbst wenn man einmal mit seinem Orchester nicht teilnehmen kann, so kann man doch, selbst durch reines Zuhören, viel für sich selbst als Dirigent mitnehmen. Die großen Wettbewerbe im niederländischen Kerkrade oder im spanischen Valencia haben hier eine herausragende Bedeutung und leisten seit vielen Jahrzehnten eine wichtige Funktion für die Entwicklung der internationalen Blasorchesterszene. Sie werden nicht umsonst als „Laboratorium der Blasmusik“ bezeichnet. Ich denke, dass der DOW weiterhin eine vergleichbare Ausstrahlung auf Deutschland haben wird.

Gegen die Teilnahme an Wertungsspielen und Wettbewerben spricht meiner Meinung nach nichts.”

Mit welchen Erwartungen gehen Sie und Ihre Musikerinnen und Musiker nach Ulm?

“Mein Orchester und ich freuen uns auf die Teilnahme am DOW in Ulm. Die Teilnahme bei einem Wettbewerb dieser Kategorie ist für alle Beteiligten immer etwas Besonderes. Am Wettbewerbstag herrscht eine spezielle Stimmung, die sowohl das Orchester wie auch ich genießen werden. Wir freuen uns auf unseren Vortrag und sind zuversichtlich ein gutes und überzeugendes Angebot im Wettbewerb abgeben zu werden.”

Über die Bläserphilharmonie der Stadt Blaustein

In der Bläserphilharmonie der Stadt Blaustein musizieren zurzeit 70 Musikerinnen und Musiker zwischen 14 und 65 Jahren. Viele Orchestermitglieder sind Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ oder ehemalige Mitglieder von Auswahlorchestern. Der musikalische Schwerpunkt des Orchesters liegt seit vielen Jahren im Bereich der sinfonischen Blasmusik der höchsten Schwierigkeitsstufe, die bei den großen Konzerten im Frühjahr und im Herbst im Mittelpunkt steht.

Regelmäßig nimmt die Bläserphilharmonie an Wettbewerben und Wertungsspielen teil: 2014 erspielte sich das Orchester beim Wertungsspiel des Bezirkes 5 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes in der Kategorie 6 (Höchstklasse) mit 97 von 100 möglichen Punkten die bestmögliche Bewertung „mit hervorragendem Erfolg teilgenommen“. Beim Landesorchesterwettbewerb 2015 in Karlsruhe erreichte die Bläserphilharmonie mit 23,6 von 25 möglichen Punkten das Prädikat „mit hervorragendem Erfolg teilgenommen“.

Zur Nachwuchsförderung unterhält die Bläserphilharmonie der Stadt Blaustein eine eigene Musikschule, zwei Jugendorchester und zwei Bläserklassen.

Über Manuel Epli

Manuel Epli
Manuel Epli

Manuel Epli studierte Dirigieren am Vorarlberger Landeskonservatorium und an der Kunst- und Musikhochschule von Arnheim, Enschede und Zwolle und beendete dieses Studium mit dem Bachelor of Music. Zurzeit setzt er seine Studien zum Master of Music in der Dirigierklasse der Musikuniversität Mozarteum Salzburg fort.

Wertvolle Impulse erhielt Manuel Epli durch Meisterkurse bei Pierre Kuijpers, Andreas Spörri, Prof. Maurice Hamers, Ed de Boer und Johan de Meij. Beim Blasorchesterwettbewerb „Internationales Musikfestival Prag 2009“ wurde er als bester Dirigent des Wettbewerbs ausgezeichnet.

Als Juror ist er für die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände, den Bayerischen Blasmusikverband und den Schweizer Blasmusikverband tätig. Ihn verbindet eine enge Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift “Eurowinds – Bläsermusik in Europa” für die er aktuell eine Artikelserie zum Thema “Praktische Instrumentenkunde” verfasst.

Manuel Epli ist seit 2004 musikalischer Leiter der Bläserphilharmonie der Stadt Blaustein. Hauptberuflich unterrichtet Manuel Epli als Studienrat an der Friedrich-List-Schule Ulm.

Ein herzliches Dankeschön an Manuel Epli für die Beantwortung der Fragen!

Die Bläserphilharmonie spielt ihr Wettbewerbsprogramm am Montag, 2. Mai um 11.00 Uhr im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm. Es ist das erste Orchester in der Kategorie B.1. Schon jetzt viel Spaß und vor allem viel Erfolg!

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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