Blasmusikaspekte: #StayAtHome-Video

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Die Entstehung eines #StayAtHome-Videos am Beispiel der Bläserphilharmonie Oberberg (Musikzug Wendershagen)

Ein Interview mit MusikerInnen der Bläserphilharmonie Oberberg (Musikzug Wendershagen): Claus Rosenthal (Kinder- und Jugendarbeit), Ingo Samp (Dirigent), Helena Rödder (Mitgliederentwicklung), Timm Gutowski (Öffentlichkeitsarbeit), Christoph Rosenthal (Finanzen), Nico Rosenthal (Technik)

Wie erlebte die Bläserphilharmonie Oberberg bzw. der Musikzug Wendershagen die Corona-Monate?

Claus: “Wie alle kulturtragenden Vereine wurden auch wir von Corona und den damit verbundenen Maßnahmen völlig unvorbereitet getroffen. Besonders hart war dies für die Bläserphilharmonie Oberberg, da 2020 das große Jahr der Premiere werden sollte. Zunächst gingen wir noch davon aus, dass wir nach wenigen Monaten des Lockdowns die gemeinsame Arbeit bald wieder aufnehmen können sollten. Doch die uns als Blasorchester auferlegten Restriktionen, die selbst zu den Zeiten der “Lockerungen” in den Sommer- und frühen Herbstmonaten trotz etwas reduzierter Form weiterhin Bestand hatten, machten gemeinsame Probenarbeit nahezu unmöglich. Einige Anläufe, maßnahmenkonforme Proben, beispielsweise im Freien, durchzuführen, wurden leider nur bedingt angenommen. Dadurch erkannten wir, dass es notwendig war, den Musikerinnen und Musikern Ziele zu generieren. Da mit nicht absehbarem Ende von Lockdown-Maßnahmen kaum ein Konzert planbar war und noch immer ist, entstand die Idee der Aufnahme von Videos. Dies ergab einen großen Motivationsschub und im Laufe der Aufnahmen entwickelte sich eine erfreuliche Eigendynamik, die noch immer anhält.” 

Bläserphilharmonie Oberberg

Wie ist die Idee zum #StayAtHome-Video entstanden und wer waren die „treibenden Kräfte“?

Nico: “Ich hatte ein ähnliches Video mit Kacheln im Internet gesehen und dachte mir, dass man die Idee in abgewandelter Form auch auf den Verein anwenden könnte. Dadurch ist nicht immer nur eine Person einzeln zu sehen, sondern mehrere gleichzeitig. Dieses Format überzeugte auch Christoph und Timm, sodass ich gleich mit der Vorbereitung loslegen konnte.”

Wer stand Pate für die Musikauswahl und warum wurde es ein Arrangement von Baba Yetu mit Gesang und Musik?

Timm: “Wir haben ein Stück gesucht, mit dem man gute Laune verbreiten kann, das einigen von uns schon bekannt ist und das keinen Tempowechsel hat. Baba Yetu schien dafür geeignet, und Ingo hat auch schnell seine Zustimmung gegeben.” 

Von wem ist das Arrangement und in welchem Verlag ist es erschienen?

Timm: “Das Arrangement ist von Henk Ummels und im Molenaar-Verlag erschienen. Am Schlagzeug haben wir noch die Röhrenglocken und das Marimbaphon am Anfang dazu improvisiert.” 

Wie habt Ihr die MusikerInnen für das Projekt gewonnen und wie viel haben mitgemacht?

Christoph: “Deine Workshops haben uns inspiriert und motiviert wieder mit irgendwas zu starten. In einer deiner Blogs hatte ein kreatives Orchester die Idee der “Musikprobe to go”. Angefixt von dieser Idee, wollten wir was ähnliches fürs Orchester vorbereiten. Daraus entstand die Idee der “Musikprobe aus der Tüte”. Inhalt: Knabbereien, ein Getränk, Noten von Baba Yetu und ein Schreiben des Managements, welches das Projekt erklären und motivieren sollte, wieder mit Proben zu starten. Alle Mitglieder bekamen einen Link per E-Mail und WhatsApp zugesendet, wo ein Klicktrack herunter geladen werden konnte. Die Tüten wurden den Musikern persönlich übergeben. Viele haben sofort zugesagt, andere mussten dann doch nochmal persönlich angesprochen werden. Leider haben letztendlich nicht alle mitgemacht, aber Nico konnte mehr als 55 Tonspuren und viele Videos verarbeiten.”

Wie haben sich die MusikerInnen auf die Aufnahme (musikalisch) vorbereitet?

Ingo: “Viele kannten das Werk bereits aus dem Konzert 2019, für ein Drittel war es allerdings auch neu! Wir haben als “Playback” das Original genommen, kein Arrangement! Damit konnte sich jeder gut orientieren und hatte eine Vorstellung wie es klingen soll! In 7 Satzproben habe ich dann die jeweiligen Stimmen durchgesprochen und gesagt, worauf zu achten ist! Markante Stellen habe ich vorgesungen bzw. vorgespielt und die Musiker haben sich Notizen gemacht. Anschließend hat jeder für sich geübt und das Video erstellt. Von vereinzelten Musikern gab es dann noch kurze Nachfragen an mich.”

Die technischen Voraussetzungen: Welche Angaben habt Ihr zur Erstellung der einzelnen Videos an die MusikerInnen kommuniziert?

Nico: “Wichtig war es hauptsächlich, dass keine Nebengeräusche zu hören waren, wie z. B. Nachbars Rasenmäher usw.. Im optimalen Fall auch keine schiefen Töne ;), aber selbst die bekommt man ausgefiltert. Wichtig war auch, dass die einzelnen Musiker auf ein vorbereitetes Playback spielen, damit alles im Timing ist.”

Wer erstellte den Videoschnitt und welches Programm hat er/sie dafür verwendet? Welches sind die Vorteile dieses Programms?

Nico: “Erstellt wurde das Video mit “Adobe Premiere Pro”. Allerdings hätte man auch mit jedem anderen handelsüblichen Videoschnittprogramm dieses Ergebnis erzielen können.

Premiere Pro nutze ich hauptsächlich, da ich mich mit der Benutzeroberfläche auskenne. Parallel dazu lief ein zweiter Rechner, auf dem lediglich der Ton gemischt und erstellt wurde. Dazu benutze ich “FL Studio”, aber auch hier kann jede andere “Digital Audio Workstation” genutzt werden.”

Welche Ziele habt Ihr mit der Erstellung des Videos im Auge gehabt? 

Christoph: “Wir hatten gleich mehrere Ziele ins Auge gefasst. Zum einen sollte es ein Anschlussprojekt an das bereits zu Karneval / Fasching erfolgreich aufgenommene Video geben, mit dem Effekt, die Musiker am Proben zu halten. Zum zweiten wollten wir den Musikern ein neues Ziel bieten, um damit weitere Interessierte zu motivieren, wieder die Instrumente auszupacken um zu proben. 

Da wir bereits 2020 für ein Projekt einen Chor suchten, wollten wir zumindest ein Musikstück mit Chor testen. Dieses Ziel konnten wir nicht leider erreichen, da sich die angefragten Chöre außer Stande sahen, Baba Yetu von Zuhause aus einzuproben. Da die Zeit drängte, hatten sich Musiker aus unseren Reihen bereit erklärt, das Stück einzusingen. Besser hätte es mit Chor auch nicht klingen können. Und zu guter Letzt wollten wir verschiedene Aufnahmetechniken testen, um beim kommenden Projekt eine möglichst gute Tonqualität zu erreichen.”

Welche Auswirkungen hatte die Erstellung des Videos auf die Motivation der MusikerInnen und die Gemeinschaft des Orchesters allgemein?

Helena: “Wir haben durch dieses Projekt wieder einen Draht zu unseren MusikerInnen bekommen. Durch die sehr langanhaltende Probenpause, hatte man diesen zu dem ein oder anderen vielleicht doch etwas verloren. Aber durch die “Probe in der Tüte”, die anschließenden digitalen Registerproben und die Videoaufnahme konnten wir wieder viele erreichen und auch motivieren, ihr Instrument in die Hand zu nehmen. Mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen ist auch die Teilnahme und das Interesse an unseren digitalen Treffen gestiegen.

Wir hoffen, wir können die so entstandene Motivation bis zum nächsten Projekt halten und ausbauen.”

Welche Reaktionen habt Ihr auf Euer Video erhalten? Habt Ihr Eure Ziele erreicht?

Timm: “Von außerhalb gab es ausschließlich positive Reaktionen. Anscheinend hat niemand damit gerechnet, dass wir im Lockdown so aktiv sind. Aber auch aus unseren Reihen habe ich viele Mails bekommen, in denen sich bedankt wurde, dass wir endlich wieder auf ein gemeinsames Ziel hin proben konnten. Genau das wollten wir erreichen. Beim nächsten Mal wollen wir deshalb noch mehr MusikerInnen einbinden. Es gab auch kleinere Enttäuschungen, zum Beispiel wurde versehentlich eine Einsendung gelöscht. Das fand ich sehr schade, aber aus solchen Fehlern lernen wir fürs nächste Video.” 

Welche Erfahrungswerte könnt Ihr an Orchester weitergeben, die auch ein #StayAtHome- bzw. Kachelvideo erstellen möchten?

Timm: “Eine der wichtigsten Erfahrungen: perfekt ist das Gegenteil von gut. Wir hätten gerne an allen Stellen noch mehr Zeit gehabt, um das Ergebnis noch besser zu machen. Dann wären wir aber heute noch nicht fertig und könnten uns nicht auf das nächste Projekt vorbereiten. Deshalb ist es gut, sich selbst eine Frist zu setzen.

Den anderen Orchestern im Kreis wollen wir aber nicht nur mit Rat, sondern auch mit Tat zur Seite stehen. Deshalb planen wir für den Sommer einen Livestream, für den 10 Orchester ein Video-Projekt durchführen sollen, das sie dann vorstellen dürfen. Gerade jetzt ist es wichtig, dass sich die Vereine gegenseitig unterstützen.”

Ingo: “Wenn es ein gutes Video werden soll, muss man gut planen und vergleichsweise viel Zeit einplanen: Das “Playback” muss gut vorbereitet werden, die Musiker müssen in virtuellen Proben informiert werden – optimal in Satzproben und dann muss jeder Zeit zum Üben und dann auch noch einen Zeitkorridor haben, um das Video aufzunehmen, anschließend kann erst die wirkliche Video-Bearbeitung stattfinden.”

Und hier ist das Ergebnis:

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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