Zur momentanen Situation der Musikvereine

Dankenswerter Weise meldeten sich 14 Vereinsverantwortliche auf meine Frage in Facebook, wer von der momentanen Situation in seinem Blasorchester auf dem Blasmusikblog.com berichten möchte. Unter den Antwortenden sind auch zwei Blasorchester aus der Schweiz und eines aus Österreich.

Sandra Behrens, Junges Orchester Auenland JOA

Leider ist die Situation in unserem Verein derzeit noch absolut still, zumindest musikalisch. Wir sind ein recht junger Verein, so dass etwa 90-95% unserer Mitglieder in der letzten Gruppe geimpft werden.
Derzeit beschäftigen wir uns in sehr kleinen Gruppen von 2-3 Personen mit dem Ausbau unseres vereinseigenen Anhängers sowie mit dem möglichen Umbau des Mehrzweckgebäudes in unserer Gemeinde, in welchem wir unsere Proben- und Lagerräume haben und unsere Unterrichte zukünftig abhalten wollen. Corona bedingt dürfen wir unsere bisherigen Unterrichtsräume in der hiesigen Grundschule seit März 2020 nicht mehr nutzen.

Unsere musikalische Leitung kümmert sich seit einiger Zeit um neues Notenmaterial und schreibt viele Arrangements neu oder für kleine Besetzung um, denn wenn wir demnächst wieder spielen dürfen, dann ganz sicher vorerst nur in kleinen Gruppen oder mit dem ganzen Orchester dann draußen, was jedoch immer klangliche Einbußen bedeutet.

Die Jugendwartin und ihr Team schreiben seit Januar 2021 eine eigene kleine Abenteuergeschichte von Morgana und der Rettung der Dracheneier. Diese wird den Kindern der Nachwuchsgruppen seitdem zusammen mit ein paar Rätseln und Bastelanleitungen nach und nach per Post zugesendet und endet hoffentlich bald in der gemeinsamen „Dracheneiersuche“ im verzauberten Wald. Dies ist eine ganz besondere Freude für die Kids. Wer bekommt heute noch richtige Post!? Und dann auch noch mit einer Abenteuergeschichte und Rätseln etc.

Martin Dirrigl, Stadtkapelle Rosenheim

Die momentane Situation bei der Stadtkapelle Rosenheim ist sehr betrübt, da wir momentan wenig Perspektiven für den Probenbetrieb oder für irgendwelche Auftritte im großen Orchester haben. Dennoch versuchen wir durch wöchentliche Onlineproben, Onlinestammtische und Online-Ferienprogramm den Kontakt zu den Musikern zu halten. Leider vermisse ich den Aktionismus, den wir vor einem Jahr noch hatten, als es darum ging den Probenbetrieb wieder aufzunehmen. Leider wurden sämtliche funktionierenden Hygiene- und Abstandskonzepte von den Behörden ignoriert, so dass wir noch kein Licht am Ende des Tunnels erkennen können. Das ist vielleicht auch der Grund für die fehlende Motivation bei den Musikern und bei mir.

Rolf Geisler, Sinfonische Blasorchester Wehdel, „artemosso“ Bremen

Ich bin in zwei Orchestern gewöhnlich bei einer wöchentlichen Probe. Beide dürfen seit Herbst 2020 auch in der reduzierten Besetzung nicht mehr proben. Die Überlegung, uns per Video zusammenzuschalten, wurde schnell wieder verworfen. Thomas Ratzek bietet Unterricht nach Terminvereinbarung an. Das Wehdeler Orchester musste kurz vor dem geplanten „Corona-Konzert“ alles kurzfristig beenden. Auch die Teilnahme am auf dieses Jahr verschobenen DOW ist unsicher, steht aber noch auf dem Zettel. Seit etwa März treffen sich beide Orchester jeweils etwa ein-/zweiwöchentlich zum virtuellen Stammtisch, um im Kontakt zu bleiben.

Norbert Goldhardt, Blasmusikverein Carl Zeiss Jena e. V.

Coronabedingt finden derzeit alle Proben und auch der Unterricht in unserer Musikschule über Video statt.

Die Proben der einzelnen Orchester sind entweder als moderierte Play-Along-Veranstaltung strukturiert oder als gemeinsame Videokonferenz, in der jeder einzeln Orchesterstellen und Übungen vorspielt und alle mithören. Daneben gibt es 1:1-Proben, sozusagen als individueller Unterricht bestimmter problematischer Stellen.

Beim Einzelunterricht in unserer Orchesterschule ist Video gut einzusetzen.

Der virtuelle Probenbesuch in den einzelnen Ensembles ist unterschiedlich: die Proben der A-Band sind sehr gut besucht, die B-Band schwächelt etwas, die Jugend ist durchwachsen. Das mag daran liegen, dass wir für die A-Band konkrete Konzerttermine haben, die bevorstehen, während in den anderen Bands aus unterschiedlichen Gründen zunächst abgewartet werden muss, wie es weitergeht.

Viel zu gestalten ist im Moment nicht. Wir warten, dass uns die Politik wieder Räume freimacht, um sie sofort auszufüllen. In dem Moment, ab dem wieder ein halbwegs normaler Probenbetrieb möglich ist, geht es sofort los.

Manfred Hirtenlehner, Stadtmusikkapelle Waidhofen an der Ybbs (Österreich)

Aktuell sind uns Proben noch verwehrt. Mit 19. Mai kommen bei uns in Österreich die ersten Öffnungsschritte, unter bestimmten Kriterien (20 m² pro Musiker indoor, Kontrolle ob geimpft/genesen/getestet, und Vorlage eines Covid-19 Präventionskonzept) werden wir die Probentätigkeit trotz allem wieder aufnehmen und freuen uns schon sehr unsre Musikkameraden wiederzusehen. Als Vorbereitende Maßnahme wird aktuell geübt von den Musikern. Und zwar mit dem Anreiz, dass für 10 geübte Minuten 1€ für einen wohltätigen Zweck gespendet wird. Die Musiker können online mit Hilfe eines dynamisch speichernden Programmes ihre geübte Zeit eintragen und sind mit Eifer dabei, um die Summe in die Höhe zu treiben. Auch unsere Jungmusiker machen da mit (praktisch das Nachwuchsorchester). Für diese ist es auch ein Motivationsschub, spielt doch jeder für sich und trotzdem alle für ein gemeinsames Ziel. So wurden nach der ersten Woche bereits an die 7000 Minuten geübt. Es funktioniert also!

Natürlich ist vieles unklar in der Planung. Wir hoffen sehr stark, dass es uns unter den Auflagen trotzdem möglich sein wird im Sommer unsre beiden Gartenkonzerte im Freien spielen zu dürfen.

Wir werden in der kommenden Zeit, bzw. über den Sommer die Möglichkeit nutzen und in 10er Gruppen sowie unter Einhaltung aller Auflagen auch Gesamtproben abhalten. Durch unsre Übechallenge sehe ich dem ganzen sehr gelassen entgegen, dass es auch gleich wieder gut klingt. Unser Jahreskonzert im Herbst ist aus aktueller Sicht noch nicht planbar, abschätzbar. Doch wir hoffen und freuen uns mittlerweile auf jede Form des Zusammenspiels.

Anm. AL: Mittlerweile wurde bekannt, dass in Österreich unter 3-G-Bedingungen ab dem 10. Juni wieder ohne Einschränkungen geprobt werden darf.

Joachim Hofmann, Musikvereins Röllbach 1927 e. V.

Wir versuchen zurzeit den Kontakt zu und zwischen den Musikern über regelmäßige Zoom-Konferenzen, sowie Sonderaktionen, wie z.B. einen Starkbierabend „to go“, aufrecht zu erhalten. Durch einzelne außermusikalische Aktionen, wie ein Maskenverkauf Ende Januar und einen Lieferservice zum Vatertag zeigen wir uns als Verein nach außen hin und können auch unsere Aktiven zumindest gelegentlich sinnvoll beschäftigen. Aktuell warten wir darauf, dass sich der Sieben-Tage-Inzidenzwert im Landkreis stabil unter dem Wert von 100 einpendelt, um die Möglichkeit zu erhalten, endlich wieder proben zu können. Die aktuell vorgesehene Beschränkung auf maximal 20 Probenteilnehmer im Freien macht uns jedoch gewaltige Sorgen. Registerproben erscheinen zurzeit völlig sinnlos, da zunächst wieder Grundlagen geschaffen werden müssen und sich, zumindest in der aktuellen Situation, kaum einer zu Feinarbeiten motivieren lassen würde.  Das Bilden von Ensembles widerspricht aus unserer Sicht dem Vereinsgedanken und kann somit eher kontraproduktiv sein. Daher werden wir voraussichtlich erst wieder in die Probenarbeit einstiegen, wenn auch alle, die wollen, teilnehmen können. Dies haben wir auch im vergangenen Jahr problemlos so praktiziert. Umso unverständlicher ist, angesichts der Öffnung von Biergärten u.a., die aktuelle Beschränkung der Probenteilnehmer auch im Freien. Wir planen grundsätzlich schon den ein oder anderen Open-Air-Auftritt für die Sommermonate. Aufgrund der fehlenden Vorbereitungszeit im Herbst und Frühjahr wird sich das musikalische Niveau allerdings voraussichtlich deutlich unter dem der Vorjahre bewegen.

Roland Hürlimann, Musikgesellschaft Walchwil (Schweiz)

Die Musikgesellschaft Walchwil probt seit März 2021 wieder. Wir haben in 5er-Gruppen gestartet und dürfen seit Mitte April wieder mit bis zu 15 Personen proben. Leider wird seit diesem Öffnungsschritt ein Mindestraum von 25m2 gefordert, was bedeutet, dass zwischen jedem Musiker und jeder Musikerin ein Abstand von 5m in alle Richtungen eingehalten werden muss. Dies macht es praktisch unmöglich, sinnvoll zu proben, da das Zusammenspiel und die Präzision leiden, ganz zu schweigen davon, dass vielen Musikvereine derart große Proberäume gar nicht zur Verfügung stehen. Eine Lockerung dieser Regelung per Anfang Juni wurde in Aussicht gestellt.

Musikalisch haben wir bereits im November des letzten Jahres ein Konzept entwickelt, wonach der gesamte Verein in vier Kleinformationen mit jeweils eigenem, neuem Repertoire aufgeteilt wird. So ist eine böhmisch-mährische Blaskapellenbesetzung, ein Saxophon-Ensemble (Swing, Pop) und je ein Holz- und Blechbläserensemble (mit buntgemischtem Repertoire) entstanden. Diese starteten im März, wie oben beschrieben, in 5er-Gruppen und können nun seit einigen Wochen in Vollbesetzung proben. Mit dem nächsten Öffnungsschritt, den wir anfangs Juni erwarten, lassen wir die Formationen in der Öffentlichkeit auftreten und verabschieden uns anschließend in die Sommerpause. Es bleibt zu hoffen, dass wir nach dieser Pause im August wieder in „normaler“ Besetzung starten können.

Carsten Klein, MUSAS Musik aus Seevetal

Das gesamte Vereinsleben ruht. Onlineangebote wurden bis auf zwei Workshops nur von der Bläserklasse und dem Ausbildungsorchester angenommen, während das Hauptorchester grundsätzlich sein Desinteresse an solchen Formaten geäußert hatte. Auch Stammtische, Musikerabende und Bingo Veranstaltungen waren durchweg wenig besucht. Wir konnten uns nur über ein paar Spaß Videos und leichten Unterhaltungen via WhatsApp verknüpfen. Umso mehr freuen wir uns, dass das Land Niedersachsen seit dem 10. Mai wieder Proben indoor mit 4 Personen plus Dozent, sowie outdoor uneingeschränkt genehmigt. Einzig ein negativer Corona Schnelltest, der Nachweis der Genesung oder die volle Impfung sind Bedingung. Ebenso ein genehmigtes Hygienekonzept. Daher arbeiten wir nun aktuell an der Durchführung der ersten Probe Anfang Juni. Diese wird dann im Freien stattfinden mit dem gesamten Verein. Jung und Alt und Anfänger und „Profi“ gemeinsam in einer Probe. Hierzu werden wir für das prima Vista mehrere Stücke kaufen und dann für alle neu an diesem Abend anspielen. Es geht uns dabei weniger um die Qualität, sondern mehr um das Gemeinschaftsgefühl. Gemeinsam einfach Musik machen, gemeinsam sprechen, gemeinsam sich wieder kennenlernen und gemeinsam bei Bier, Wasser und Bratwurst Geschichten aus den letzten zwei Jahren erzählen. Musik braucht Gemeinschaft, aber Gemeinschaft braucht auch Menschen, die Musik mit ihrer Liebe, Seele und ihrem Herzen zum Leben erwecken.

Nicole Maack, Sinfonisches Blasorchester „Flutissimo“ Bardowick

Durch die neue Verordnung sind Outdoorproben wieder möglich. Aktuell suchen wir nach einem Ort, der passt. Da bei uns an jedem Wochentag Proben –Blockflötenunterricht, BläserKlassen, Jugendorchester, Erwachsenen-BläserKlassen, Registerproben und Orchesterproben stattfinden, sind die Anforderungen an den Ort umfangreich. Wir unterrichten also zunächst weiter per Zoom und warten auf eine stabile Wetterlage, weiter sinkende Infektionszahlen und hoffen auf die nächste Verordnung, in der hoffentlich wieder größere Gruppen indoor proben dürfen. 

Das Orchester wird nach Pfingsten eine Orchesterprobe draußen auf einer Wiese wagen. Hygienekonzept und Bedingungen für die Probe stehen fest. Selbstverständlich dürfen die Mitglieder selbst entscheiden, ob sie an der Probe teilnehmen möchten oder sich noch zurückhalten. Kreativität und Flexibilität ist wie schon während der gesamten Pandemie eine große Hilfe.

Christine Narewski (1. Vorsitzende) und Sophie Plötz (2. Vorsitzende), Blasmusikverein Oranienburg e.V. 

Schon seit mehreren Monaten kann das Blasorchester Oranienburg nicht zu gemeinsamen Proben zusammenkommen oder Konzerte spielen. Von unseren ursprünglich geplanten Konzerten im Jahr 2020 war lediglich der Auftakt zum 01. März mit unserem Konzert MAESTOSO möglich. Im ersten Lockdown über Ostern 2020 sahen wir noch optimistisch ein baldiges Ende der Pandemie und waren bemüht, die Probenarbeit im Selbststudium weiterzuführen. Dafür hat unser Dirigent Videos aufgenommen und bei Youtube zur Verfügung gestellt, so dass wir uns die Stücke zu Hause für das geplante Konzertprogramm 2020 würden erarbeiten können. Unsere klassischen Sommerkonzerte konnten dann aber leider nicht stattfinden.

Im Sommer gelang es uns dann aber, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten, die regelmäßigen Proben im Freien aufzunehmen. Mithilfe unserer Sponsoren konnten wir im September sogar kurzfristig zwei tolle Draußen-Konzerte organisieren.

Schweren Herzens mussten wir dann aber doch die für den Herbst geplanten großen Filmmusikkonzerte in Oranienburg und Potsdam absagen.

Seit November 2020 befinden wir uns wieder im Lockdown. Vorübergehend hatten wir noch die Hoffnung, unser Weihnachtskonzert statt in der Kirche in der großen Sporthalle und vor weniger Publikum spielen zu können, geübt wurde auch hierfür wieder fleißig anhand von eingespielten Dirigat-Videos. Mit der Absage dieser für unser Orchester mit langer Tradition verbundenen Konzerte war das erste Mal Frust und Ermüdung zu spüren. Alleine zu Hause Stücke einzustudieren mit unbekanntem Ziel, verlor seinen Reiz.

Das Orchester zusammenzuhalten, Optimismus zu verbreiten und auch Neues zu probieren, war nun oberste Priorität für uns im Vorstand.

Der Dienstag sollte weiterhin fester Bestandteil unseres Orchesterkalenders bleiben. Noch im Dezember organisierten wir verschiedenen Online-Workshops. Durch die Unterstützung von externen Expert:innen konnten wir z.B. Workshops zu Musiktheorie, Improvisation und Swing-Rhythmen anbieten, zuletzt einen Yoga-Kurs mit Schwerpunkt Atemtechniken.

Diesmal erschien der Lockdown herausfordernder, da sich schnell abzeichnete, dass erst die flächendeckenden Impfungen für uns die ersehnten Lockerungen bringen würden. Daher war es uns wichtig, immer wieder Neues auszuprobieren, um in Kontakt zu bleiben und um weiterhin gemeinsam zu musizieren. So gestalten wir das Orchester-Home-Office:

  • Wir haben ein Corona-Spezial aufgenommen: Verstreut über ganz Brandenburg und Berlin haben unsere Musiker:innen ihre Orchesterstimmen eingespielt und sich beim Home-Konzert gefilmt. Aus rund 40 eingereichten Videos ist so unsere erste virtuelle Aufführung entstanden. (https://youtu.be/esdD8avPptQ)
  • Wir wappnen uns für die Zukunft! Unsere Vorstandssitzungen und die Hauptversammlung inklusive Vorstandswahl haben wir komplett digital umgesetzt. Damit wir auch weiterhin flexibel bleiben, sind digitale Versammlungen und Wahlen nun in unserer Satzung fest verankert. Wir stellen fest, dass wir auf diesem Weg die Teilhabe unserer Fördermitglieder intensivieren und besser verankern können.
  • Wir gehen Projekte an, die während des üblichen Tagesgeschäfts liegen geblieben sind: Die letzten Monate haben wir genutzt, um unsere Webseite inklusive eines neuen Mitgliederbereichs aufzusetzen und zu launchen, neue Tshirts und Hoodies zu entwerfen und zu bestellen und einen kleinen Image-Film drehen und schneiden zu lassen.
  • In der Öffentlichkeitsarbeit fokussieren wir uns darauf, den Verein und seine Mitglieder in den Fokus zu rücken, um das Gemeinschaftsgefühl zu erhalten und zu stärken.

Durch all diese Aktivitäten ist es uns sogar gelungen, während des Lockdowns zwei neue Musiker:innen zu gewinnen, die uns bisher nur aus den Online-Proben kennen. Denn seit Februar 2021 finden unsere Proben online per Zoom statt. Hierfür dirigiert unser Dirigent Sven Schilling zu einer Aufnahme des jeweiligen Stückes und wir spielen stummgeschaltet dazu mit. Die Technik ermöglicht es sogar, diese Stücke langsamer in Übe-Tempo abzuspielen. Die Hoffnung, im Herbst die geplanten Filmmusikkonzerte nachholen zu können, motiviert eine Mehrheit der Musiker:innen, am Ball zu bleiben.

Natürlich informieren wir uns regelmäßig über die neuen Verordnungen und versuchen, unseren Orchesteralltag im Rahmen der Möglichkeiten flexibel zu gestalten. Für die kommenden Monate hoffen wir, unsere Proben wieder im Freien oder als Satzproben aufnehmen zu können. Die im vergangenen Jahr ausgefallenen Konzerte möchten wir in diesem Herbst nachholen. Kurz gesagt: Wir lassen uns nicht unterkriegen!

Frank Reuber, Klangwerk Morsbach

Aktuell warten alle Musiker darauf, dass es nach fast sieben Monaten endlich wieder losgehen kann. Auch wenn zunächst nicht alle zusammen proben dürfen, so werden wir absehbar in kleinen Ensembles starten können. Dazu werden gerade mögliche Besetzungen abgesprochen und Literatur gesichtet / ausgewählt.

Bis dahin versuchen wir über Videokonferenzen in Kontakt zu bleiben, auch wenn das natürlich den persönlichen Kontakt untereinander nicht ersetzen kann.

Für die kommenden Wochen planen wir außerdem ein Geocaching-Event für alle Musiker, Mitglieder und sonstige Interessierten in unserer Gemeinde.

Christian Schärer, Symphonisches Blasorchester Kreuzlingen (Schweiz)

Seit Oktober 2020 lassen die Bestimmungen der Schweiz einen Probebetrieb in kleinem Rahmen zu. Bis Ende Januar 2021 probten unsere Mitglieder in vielen kleinen Ensembles unter der Leitung unseres Dirigenten Stefan Roth. Seit kurzer Zeit dürfen Proben mit bis zu 15 Personen stattfinden, jedoch unter strengen Auflagen betreffend der Abstände. Unser Orchester hatte in Voraussicht im Juli 2020 Plexiglas-Trennwände (ca. 50cm Breit – ca. 150cm hoch) angeschafft. Diese gelten als technische Maßnahmen, womit die Abstände reduziert werden dürfen.

Die Vereinsleitung, Musikkommission und unser Dirigent möchten so bald wie möglich einen möglichst normalen Probebetrieb wieder herstellen. Wir planen unsere Konzerte wie üblich ohne Abstriche und entscheiden jeweils nach den gegebenen Situationen, wie diese schlussendlich umgesetzt werden können. Oberstes Ziel ist es, unseren Mitgliedern unter größt möglicher Sicherheit und Komfort wieder die Möglichkeit zu bieten, unserer Passion zu folgen und diese mit Freude ausüben zu können.

Daniela Schliebs, Musikverein Kyllburg

Der Musikverein Kyllburg besteht eigentlich aus rund 30 aktiven Musikern. Durch die in normalen Zeiten wöchentlichen Proben, welche wir auch von Juni 2020 – Oktober 2020 unter den gegebenen Umständen durchgeführt haben, ist zumindest einmal in der Woche der persönliche Kontakt mit allen Musikern aufrechterhalten worden. Natürlich hat schon in dieser Zeit der Zusammenhalt gelitten, da die „sozialen internen Veranstaltungen“ (Geselligkeit) ja untersagt waren.

Seit Beginn der Probenpause im Oktober 2020 ist dieser Kontakt inzwischen (bis auf einige private Treffen von einigen wenigen Musikern) komplett eingeschlafen. Von „Vereinsgemeinschaft“ kann überhaupt keine Rede mehr sein. Vom Vorstand angeregte „Musik am Fenster“-Aktionen – bspw. zu St. Martin oder auch Nikolaus/Weihnachten haben keinerlei Reaktion in den WhatsApp Gruppen hervorgerufen. Alle Anregungen, das Instrument nochmal anzufassen oder sogar zu bespielen wurden irgendwie ignoriert. Einzig eine Video-Aktion zum 1. Mai (unserem internen „Feiertag“) wurde von ca. 10 Musikern mit eingespielten Videos unterstützt. Das war im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 noch ganz anders – da haben sich sogar sehr viele an den „Musik am Fenster“ Aktionen beteiligt.

Aufgrund unseres anstehenden Vereinsjubiläums in 2022 (100 Jahre) haben wir eine Projektgruppe gebildet, welche sich auch schon 2-mal digital getroffen hat. Die Planungen befinden sich noch in der Anfangsphase. Ich habe die Hoffnung, dass durch dieses gemeinsame Projekt nochmal ein gewisser Zusammenhalt aufgebaut werden kann.

Mit unserem Dirigenten stehe ich in regelmäßigen Kontakt, sodass wir – sobald eine Freigabe durch die Landesregierung erfolgt – kurzfristige (Register-)Proben ansetzten können. Im Moment sieht das gut aus – die Inzidenz liegt im Eifelkreis Bitburg-Prüm seit zwei Tagen unter 50, dadurch könnten wir bald mit zehn Leuten zzgl. einer Leitung draußen proben (Geimpfte und Genesene sind von der Rechnung ausgenommen). Ich gehe davon aus, dass wir musikalisch bei nahezu 0 anfangen müssen. Viele (ich eingeschlossen) haben ihr Instrument nur ab und zu oder gar nicht in der Hand gehabt – das sind natürlich tolle Voraussetzungen für die Vorbereitung eines Jubiläumskonzertes für den Januar 2022. Doch – wir geben von Vorstandseite die Hoffnung nicht auf, dass die Motivation mit dem Beginn der wöchentlichen Proben wieder besser wird. Schließlich gibt es ein gemeinsames Ziel in 2022, auf welches wir hinarbeiten.

Daniel Seemann, Musikverein Westerstetten e.V.

Die momentane Situation ist, denke ich, wie bei jedem Musikverein. Eine Mischung aus Hoffen, dass es bald wieder weitergeht und Bangen, dass mein Verein am Ende der Pandemie noch so existiert wie er davor gewesen ist.
Jeder ist informiert über die aktuelle Lage und unsere Augen und Ohren sind nach Berlin gerichtet. Jede noch so kleine Lockerung bringt uns ein Stück näher zum Normalzustand. Aktuell hoffen wir, dass wir bald wenigstens wieder proben dürfen und dass das Wetter besser wird. Wir dürfen privat bei einem Unternehmen im Dorf die Proben ausrichten, in einer großen Kalthalle oder draußen auf seinem Hof. Durch unsere super engagierten Dirigenten konnten wir schon drei Home-Office-Musikvideos im Internet veröffentlichen, um so die Musiker bei Laune zu halten. Auch Online-Proben haben wir in Erwägung gezogen, aber schnell festgestellt das dies nichts für uns ist. Durch Bereitstellung von verschiedenen Noten durch unseren Dirigenten konnten die Musiker daheim selbstständig üben. Ein Online- Musikerstammtisch wurde ins Leben gerufen, um so einmal im Monat alle zu sehen und den sozialen Kontakt nicht ganz zu verlieren. Unser nächstes Ziel ist es ein Konzert zu geben, hoffentlich mit Publikum, ansonsten hat unser Dirigent Manuel Sommer schon einen Plan B in der Hinterhand und wir werden es live online übertragen.

Ein herzliches Dankeschön an Sandra Behrens, Martin Dirrigl, Rolf Geisler, Norbert Goldhardt, Manfred Hirtenlehner, Joachim Hofmann, Roland Hürlimann, Carsten Klein, Nicole Maack, Sophie Plötz & Christine Narewski, Frank Reuber, Christian Schärer, Daniela Schliebs und Daniel Seemann für ihre Beiträge!

Insgesamt drei Fragen habe ich an diese Vereinsverantwortlichen gestellt. Demnächst erscheinen mit ihren Antworten noch folgende Beiträge:

Abmeldewelle im Musikverein nach Corona?
Zur finanziellen Lage der Musikvereine nach Corona

Alexandra Link

Musik ist ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Musizierende Menschen zusammen zu bringen meine Leidenschaft.

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